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Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer"
Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer"
13.10.2023

Erstmals auch Mädchen im „fliegenden Klassenzimmer“

Gekonnt in die Gegenwart versetzte neue (vierte) Verfilmung von Erich Kästners Klassiker kommt nun in die Kinos.

Zum vierten Mal verfilmt, kommt „Das fliegende Klassenzimmer“ nach Erich Kästners Roman 90 Jahre nach seinem Erscheinen nun in die Kinos. Gekonnt und unverkrampft in ein Gegenwarts-Setting verpflanzt (Handys!) verpflanzt, spielen sich die oft handfesten Streits zwischen verschiedenen Gruppen in der Schule nicht mehr nur unter Buben ab. Das Drehbuch (Gerrit Hermans) hat aus drei Protagonisten – Martin und Johnny sowie Rudi (Sohn der Lehrerin) – weibliche Hauptfiguren gemacht, Martina und Jo bzw. Ruda (Regie: Carolina Hellsgård).

Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners
Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“

Im ländlichen Johann-Sigismund-Gymnasium verlaufen die Trennlinien der Konfliktparteien zwischen sogenannten Externen, die im Ort Kirchberg wohnen und Internen, Internatsschüler:innen. Die also von woanders kommen, sozusagen „Fremde“. Rivalitäten, abgegrenzte Territorien können für jedweden Konflikt „Wir“ gegen „Andere“ stehen. Und so fühlen sich die eineinhalb Stunden auch sehr aktuell und heutig an – samt Catcherei und Mutproben.

Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners
Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“

Junge Darsteller:innen tragen den Film

Getragen wird der Film im Wesentlichen von bemerkenswerten jungen Darsteller:innen – die meisten haben schon vorherige Erfahrungen in Kino- bzw. TV-Filmen vor der Kamera.

Leni Deschner als die krasse Außenseiterin und Neuankömmling Martina Thaler und ihre Zimmergenossin Jo Trotz (Lovena Börschmann Ziegler) brauchen einige Zeit und einen für letztere sehr enttäuschenden Moment bis sie einander näher kommen. Matze Sebmann (Morten Völlger) und Uli von Simmern (Wanja Valentin Kube) sind zwar – obwohl oder gerade weil sehr ungleich – dicke Freunde, dennoch bleibt so manches zwischen ihnen unausgesprochen.

Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners
Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“

Verständnisvoller Pädagoge

Schon Kästner hat den Schuldirektor Dr. Bökh (Tom Schilling) verständnisvoll gezeichnet und ihm sicher nicht zufällig den Vornamen Justus (Gerechter) gegeben. Statt von Kolleg:innen geforderter strenger Strafen, lobt er Zivilcourage der Schüler:innen. Und er öffnet ihnen gegenüber sein Herz in Sachen vermisstem Freund aus seiner Schulzeit, die damals den Graben zwischen Ex- und internen überwanden, sich aber später aus den Augen verloren haben. Dabei ist der wie ein Schlot rauchende Bewohner (Trystan Pütter, der auch als Erzähler aus dem Off und damit eigentlich Erich Kästner himself agiert) des alten ausrangierten „Nichtraucher“-Waggons so nahe…

Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners
Szenenfoto aus der Neuverfilmung von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“

Ohne Zeigefinger

Die Kinder bewältigen ihre Konflikte weitgehend selbst, wachsen daran – und dennoch winkt kein pädagogischer Zeigefinger von der Leinwand. Die – dank der Schüler:innen – wieder zueinander findenden alten Freunde hatten einst eine Band, die sie „Die Banditen“ nannten und performen – natürlich – gegen Happy End ihren Song „mit Träumen kann man fliegen“.

Die aktuelle Verfilmung vermiedet jedenfalls das was Ruth Klüger in „Frauen lesen anders“ unter anderem am „Denkmal“ Erich Kästner kritisiert, wenn sie – auch über ihn hinaus – schreibt: „Dazu kommt jener vertrackte »Kompaß des Gewissens«, d. h. die unweigerlich pädagogischen Absichten der Autoren, die oft genug nicht genau durchdacht sind. Kinderbücher gleiten leicht ins Kitschige und Moralistische ab, und Kästners eigene Produktionen sind leider keine Ausnahme.“ (Essays, DTV, 1996, 5. Auflage 2007).

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Das fliegende Klassenzimmer

Nach Erich Kästners gleichnamigen Roman; 1 ½ Stunden
Ab 13. Oktober 2023 in den Kinos

Vor der Kamera
Martina Thaler: Leni Deschner
Jo Trotz: Lovena Börschmann Ziegler
Matze Sebmann: Morten Völlger
Uli von Simmern: Wanja Valentin Kube
Ruda Kreuzkamm: Franka Roche
Sebi: Holly Schiek
Egerland: Leander Schumann
Musti: Aaron Sansi
Schöner Theodor: Paul Lennard Sundheim
Oskar Thaler: Gabriel Salhab
Justus Bökh:  Tom Schilling
Nichtraucher + Erzähler: Trystan Pütter
Professorin Kreuzkamm: Hannah Herzsprung
Martinas Mutter: Jördis Triebel

Hinter der Kamera
Regie: Carolina Hellsård
Drehbuch: Gerrit Hermans
Produzenten: Sebastian Werninger, Benjamin Benedict, Tobias Timme
Ausführender Produzent: Matthias Adler
Kamera: Moritz Anton
Schnitt: Charles Ladmiral
Musik: Freya Arde
Kostümbild: Teresa Grosser
Maskenbild: Frauke Pira
Koproduzenten: Quirin Berg, Max Wiedemann, Max Conradt
Casting: Nina Haun
Casting Kinder (Jugendliche, Hauptcast): Jacqueline Rietz
Casting Kinder (Nebenrollen): Laura Buschhagen
Szenenbild: Thomas Franz
Tonmeister: Jacob Ilgner
Herstellungsleitung: Henry Rehorek
Produktion: UFA Fiction
Koproduktion: LEONINE Studios

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