„Morgen gehört uns“ – ein Film über Kinder, die in ihrem Umfeld das Leben für andere Menschen verbessern und damit die Welt verändern – kommt in die Kinos.
Alles ist oder scheint wenigstens fruchtbar. Die Welt geht den „Bach runter“. In Afghanistan übernehmen die Taliban ein Land. Menschen, die sich für Demokratie, Bildung für alle, Menschen- und Frauenrechte einsetz(t)en sind lebensbedroht. Trotz Tausender Wissenschafter:innen, Millionen, die gegen Umweltzerstörung protestieren, sogar Milliardenprogrammen zum Umstieg auf green econonmy scheint der von Menschen gemacht Klimawandel kaum mehr aufzuhalten. Daraus erwachsende Mutlosigkeit, Resignation, „da kamma eh nix machen…“
Und doch gibt es sie, die Mutmacher:innen. Und nicht nur mittlerweile weltberühmte Persönlichkeiten wie Greta Thunberg, die Millionen anregte gegen Klimawandel und für Umweltschutz auf die Straße zu gehen, Malala Yousafzai, die für ihren aufopfernden Kampf für Bildungs-Chancen vor allem auch für Mädchen, als bisher einzige Jugendliche sogar den Nobelpreis bekam oder Felix Finkbeiner, der vor mehr als zehn Jahren „Plant for the Planet“ gegründet hat – Milliarden Bäume wurden aufgrund des Engagements zehntausender Kinder schon gepflanzt.
Einigen von den – bisher – weniger bekannten Kindern und ihren Initiativen, die ganz konkret auch Verbesserungen für Dutzende und mehr Menschen bringen, widmet sich ein Kinofilm, der nun in die Kinos kommt (in einer deutschen Synchronfassung): „Morgen gehört uns – Kinder verändern die Welt“. Gilles de Maistre portraitiert in den rund 1 ½ Stunden rund ein halbes Dutzend Kinder und junge Jugendliche, die Finalist:innen eines internationalen Klimapreises.
Gewonnen hatte schließlich José Adolfo (13) aus Areqipa in Peru. Er hatte eine „Umwelt-Kinderbank“ gegründet. Da war er gerade einmal sieben (7!) Jahre alt/jung. Kinder, die sechs Kilo Müll sammeln und zu einem Zentrum bringen, in dem der Abfall getrennt und recycelt wird, bekommen sie ein Konto dieser Bank auf das nur sie Zugriff haben. Weil es zu Missbrauch kam, indem Eltern ihren Kindern das Geld weggenommen haben, tüftelte José Adolfo gemeinsam mit den Erwachsenen, die er für die Zusammenarbeit gewinnen konnte, eine neue Kontokarte aus, mit der nur die Kinder an das Geld kamen/kommen. Mittlerweile liefern rund 3000 Kinder und Jugendliche von zehn bis 18 Jahre regelmäßig Trennmist ab und füllen so ihr Konto bei der Kinderbank.
Die 12-jährige Aïssatou aus Conakry im afrikanischen Guinea tingelt durch Schulen und Marktplätze, um Mädchen gegen Zwangs- und Kinderehen aufzuklären und – gemeinsam mit anderen Aktivistinnen Zufluchtsstätten für Mädchen, denen solches droht, zu schaffen. Sogar während der Dreharbeiten gelang es Aïssatou ein Mädchen sogar auf dem Weg zur Hochzeit zu befreien.
Im französischen Cambrai verkauft der zehnjährige Arthur eigene gemalte Bilder, um Essen, Kleidung oder das zu kaufen, das Obdachlose brauchen. Er hatte begonnen, Menschen, die auf der Straße leben (müssen), zu befragen, was sie dringend benötigen bzw. gerne hätten. Wobei es für die meisten schon ein Gewinn war, dass überhaupt wer sie danach fragte.
Bis zum Film hat er an die hundert Bilder verkauft um jeweils zwischen 50 und 200 Euro. Mit dem Geld kauft er das Benötigte ein, packt die Gegenstände zusammen – mitunter auch mit einem Kuscheltier, weil er findet, dieser oder jener könnte sich darüber freuen. Irgendwann hätte er genr o viel Geld beisammen, dass er ein Haus für die Obdachlosen kaufen kann, in dem sie ein Zuhause haben und in Würde leben können.
Als sie ungefähr elf Jahre war, begann Heena in Neu-Delhi, wohin ihre eltern mit ihr und den fünf Schwestern gezogen waren, um den Mädchen besser Schulbildung als in ihrem Dorf zu ermöglichen, eine Straßenzeitung zu gründen. „Balaknama“ (Stimme der Kinder) ist eine Plattform für Kinder, vor allem jene, die auf der Straße leben und arbeiten müssen, statt in die Schule gehen zu dürfen. „Diese Kinder brauchen kein Mitleid, sie wollen gehört werden“, findet die junge Journalistin im Film. „Wenn jemand in Not nicht geholfen wird und die Verantwortlichen nichts tun, dann macht mich das sehr, sehr wütend“, sagt sie in die Kamera.
Wöchentlich treffen einander die Kinder, die über eigene Erfahrungen oder in Form von Interviews mit Betroffenen über die Kinder auf der Straße in der Monatszeitung berichten – die sie im Übrigen auch auf der Straße jenen vorlesen, die nie die Chance hatten, lesen zu lernen. Die Recherche ist nicht immer einfach, oft genug versuchen jene Erwachsenen die Kinder ausbeuten die jungen Journalist:innen zu vertreiben – auch solch eine Szene ist im Film zu sehen, der hautnah am Geschehen gedreht wurde.
Schließlich portraitiert der Film noch ein Trio: Kevin (10), Jocelyn (12) und Peter (13) aus Potosí (Bolivien). Auch hier weit verbreitete Kinderarbeit und -armut. Kinder, die in Minen und Ziegeleien arbeiten, haben eine Gewerkschaft gegründet. Sie setzen sich wenigstens für Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen und Entlohnung ein.