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Szenenfoto aus dem Tanztheaterstück "Forever"
Szenenfoto aus dem Tanztheaterstück "Forever"
03.07.2021

1000 Bühnentode zum Totlachen

„Forever“ ein sehr witziges Tanztheaterstück zu Unsterblichkeit – Gastspiel aus der Schweiz im Dschungel Wien – leider nur zwei Aufführungen.

Wir sind gekommen, um zu bleiben – für immer. Das sagen die in einer engen Gruppe zusammen stehenden Tänzer*innen Tamara Gvozdenović, Rebecca Jouno, Benjamin Lindh, Daniel Staaf, Miguel do Vale mit einem riesigen Luftballon vor einem Bühnenbild mit elf von der Decke hängenden weißen Kugeln. Außerdem hängen noch zwei weiße Kanister da – auf einem steht groß Tränen, auf dem zweiten, gefüllt mit dunkelroter Flüssigkeit „Blut“.

Eine der Kugeln ein bisschen nach unten gezogen wie ein Schalter: Klassische Opernmusik erklingt und einer der Tänzerin posiert mit Worten wie „Ach ich sterbe“ und stirbt den Opernbühnen-Tod. Ein Kollege holt etwas aus dem genannten Kanister und leert ein bisschen Blut vor den auf dem Boden liegenden Kopf der Kollegin, wischt noch eine rote Spur direkt zu ihrem Mund. Die ersten zaghaften Lacher aus dem Publikum angesichts der Komik dieser Situation.

Wenige Sekunden später springt die Tänzerin auf, um in den nächsten Momenten mindestens drei Mal die Pose, Worte und Bewegung zu wiederholen. Springende, tanzende, fliegende Tode immer und immer wieder. Solche ohne und andere mit Fremdeinwirkung. Dazwischen Philosophieren über Unsterblichkeit, Verwandlung in andere Wesen – mit Anklängen an Religionen ohne solche zu nennen und zu tief einzutauchen.

Dazwischen schnell auf weiße – die alles dominierende Farbe (Veronika Mutalova) – Folien geschriebene mögliche Todesarten  wie vom bösen Löwen gebissen bis zu wahrscheinlicheren, „lebensnäheren“ Varianten. Die in der Art des Tanzes und der Präsentation dennoch ihre Komik nie verlieren. Samt „Blut“-Schütt-Actions und immer wieder Aufwischen, weil sonst auf dem glatten Tanzboden echte Unfälle passieren könnten.

Interview mit der Choreografie

„Forever“ ist der zweite Teil einer Trilogie zum Thema Vergänglichkeit, sagt die Choreografin Tabea Martin nach dem begeistert aufgenommenen Abend zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … Die sind aber ganz unterschiedlich. Im ersten Teil „This is my Last Dance“ ging es ums eigene Sterben und den Verfall des Körpers. Das war für zwei Tänzerinnen, eine war ich selbst (42 Jahre) und eine ältere Tänzerin über 50 Jahre“. Der dritte Teil wird zum Tod des/der anderen sein, jede und jeder geht damit anders um. Dieser Teil heißt „Nothing Left“. Auch in den beiden anderen „spielt Humor eine große Rolle, das ist mir immer wichtig“, so Tabea Martin.

Für den Mittelteil „Forever“ hatte sie mit Kindern in drei Grundschulen in Basel zusammengearbeitet. Sie wollte von den Kindern wissen, was die sich über Sterben und das danach denken. Diese Gedanken verarbeitete sie in ein „Dramatikbuch, das ich den Tänzerinnen und Tänzern gegeben habe. Außerdem haben wir viel Literatur zum Thema studiert. Ausgehend von diesem Material ist vieles dann im Improvisieren entstanden.“ Und aus den in diesem Prozess entstandenen Szenen baute die Choreografin – gemeinsam mit den fünf internationalen Tänzer*innen (von Serbien bis Schweden, von London über Brüssel und Amsterdam bis New York und in die Schweiz) das Stück, das leider nur zwei Mal getanzt wurde.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Forever

Tanztheater
Tabea Martin (Schweiz) in Koproduktion mit Kaserne Basel
Ab 12 Jahren, knapp mehr als eine Stunde

Choreografie: Tabea Martin
Tanz: Tamara Gvozdenović, Rebecca Jouno, Benjamin Lindh, Daniel Staaf, Miguel do Vale

Bühne: Veronika Mutalova
Kostüme: Mirjam Egli
Licht: Simon Lichtenberger
Dramaturgie: Irina Müller, Moos van den Broek
Musik: Donath Weyeneth

Dramaturgische Beratung: Sebastian Nübling
Choreografische Assistenz: Laetitia Kohler

Produktion: Franziska Ruoss

tabeamartin.ch -> forever