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Szenenfoto aus "Feed the Troll"
Szenenfoto aus "Feed the Troll"
19.04.2021

Füttert die Trolle, aber richtig. Das Internet soll wieder gut werden 😉

Was als Theaterstück samt geheimer digitaler Interventionen gedacht war, wurde nun zu einem Film oder einem theatralen Film oder einem filmischen intimen Theaterstück … „Feed the Troll“ vom 21. bis 30. April

„Feed the Troll“ ist ein Film, der aus einem geplanten, durch mehrere Lockdowns verhinderten Theaterprojekt entstanden ist. Er hat am frühen Abend des 21. April 2021 Premiere. Irgendwie ist es wie die Ankündigung eines geheimnisumwitterten, kunstvollen Überraschungs-Eis. Denn viel aus dem, was zu sehen sein wird, ist nicht bekannt. Dafür umso mehr aus der Absicht und der Entstehungsgeschichte.

Auch Kritiker*innen, die Filme in den allermeisten Fällen schon vor der Premiere sehen, durften, nein konnten vorher von „Feed the Troll“ von Klara Rabl und Werk-X-Petersplatz nichts zu sehen bekommen – außer Szenenfotos und einem Trailer. Die sind hier aber auch zu finden. Der Film wird – wie die Regisseurin Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … erzählt, „bis wahrscheinlich ganz knapp vor dieser Premiere in der Post-Produktion bearbeitet“. Von dem was zu sehen sein wird, weißt du/wissen Sie also genau so viel wie ich. Also, noch nicht, sondern erst nach dem Weiterlesen.

Trolle

Trolle waren ursprünglich ausschließlich Fabelwesen nordischer Sagen und Mythen. Vor einigen Jahren eroberten sie Teile des Internets, vor allem der Social-Media-Kanäle. Sie kapern Diskussionen und treiben vor allem bösen Blödsinn und mehr bis hin zu aggressiven Attacken. Das haben sich eigentlich die namensgebenden Fabelwesen aus dem Norden Europas nicht wirklich verdient. Aber das nur so nebenbei.

Internet zurückgewinnen

Jedenfalls waren die digitalen Trolle, hinter denen analoge Menschen stecken, der Ausgangspunkt für Klara Rabls Theaterprojekt. Kürzest auf den Punkt gebracht: In den Anfängen waren fast alle euphorisch überzeugt, das Internet demokratisiere die Gesellschaft – Wissen für alle frei verfügbar, jede/r kann Medien produzieren. Es folgte die Kaperung weiter Teile des World Wide Web durch große Konzerne einerseits und Trolle andererseits – und damit Ernüchterung, Ärger, Abwendung. Schlagworte wie „Don’t feed the Troll!“ (Füttert die Trolle nicht!).

Stückentwicklung

Nein, wir wollen denen nicht das Netz und Social Media überlassen, lasst es uns zurückerobern für demokratische Gedanken, Bewegungen und so weiter – das war einerseits die Idee für eine Stückentwicklung. Klara Rabl wollte dazu nicht allein vor sich hin ein Stück schreiben, sondern es gemeinsam mit anderen erarbeiten – bewusst ausschließlich mit Frauen. „Es sollte von Anfang an ein feministisches Projekt werden – einerseits ein Stück für di Bühne, aber gleichzeitig auch eine digitale Intervention gegen den nicht nur durch Trolle verbreiteten Hass im Netz vor allem gegen Frauen“, so Klara Rabl zum Reporter.

Lockdown 1

Aus dieser Arbeit heraus sollte erst das Stück entwickelt werden. Das war im Frühjahr vor einem Jahr. Im Mai 2020 war die Premiere im Werk X am Petersplatz geplant. Gemeinsam mit der Erfinderin und Regisseurin arbeiteten die Schauspielerinnen Aline-Sarah Kunisch und Sonja Kreibich. Anna-Eva Köck stieß später zur Produktion. Erster Lockdown vor einem Jahr. Was tun?

Lockdown Nummer X

Vor allem weiter recherchieren, sich noch mehr in die Materie vertiefen, und dann sollte die neuerliche Premiere heuer am 1. April stattfinden. Öffnung, Schließungen, Hoffnungen. Irgendwann war dann klar, sobald wird das auch heuer nix. Aber nur ein stück auf der Bühne spielen – ohne Publikum – das abfilmen und streamen? Nein, das wollten die Künstlerinnen nicht.

Filmisches Theater, theatraler Film

„Aber es ist ein Herzensprojekt von mir“, so Klara Rabl zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „Deshalb haben wir entschieden, wir machen einen theaterfilm daraus. Mit Alexandra Braschel haben wir eine extrem tolle Kamerafrau geholt, die als vierte Figur in das Stück reingegangen ist. Sie bewegt sich mit den Schauspielerinnen durch die Geschichte und schafft damit etwas sehr Privates, fast Intimes.

Dadurch könnte, wie die Regisseurin im Telefoninterview schildert, jede Zuschauerin/ jeder Zuschauer das Gefühl kriegen, der Film wäre nur für sie/ihn gedreht worden.

Hopper, Lava, Meta

In dem intimen, vertrauten Setting verhandeln die drei Figuren – Hopper (Sonja Kreibich), Lava (Aline-Sarah Kunisch) und Meta (Anna-Eva Köck) – die Themen rund ums Internet, Social Media, Trolle, Hass im Netz und Aktionen dagegen. Die Kamerafrau drehte dabei nicht einzelne Sequenzen, sondern mehrere Male das Ganze als One Shot, also jeweils ohne abzusetzen in einem durch. Die Post-produktion ist also kein Schnitt im klassischen Sinne als Zusammenschneiden verschiedener Takes, sondern die Auswahl der besten durchgängigen Aufnahme samt vieieieielen Farb,-, Licht-, und anderen Korrekturen auf einzelnen Bildern oder Abschnitten.

Ach ja, irgendwie gibt die Regisseurin – nach mehrfachen Nachfragen – doch eine Art Plot auch noch Preis: Hopper, Lava und Meta kommen in ein Theater, um Mitstreiterinnen für ihren Plan für ein neues Internet zu gewinnen. Lockdowns und sie sitzen praktisch ein Jahr im Theater, müssen und wollen ihren Plan also nun mit anderen Mitteln umsetzen.

Switchen

Der Film, so kündigt Klara Rabl an, switcht aber immer wieder zwischen den Ebenen hin und her, „die Schauspielerinnen reflektieren also darüber, dass sie Schauspielerinnen sind, die gerade Schauspielerinnen spielen beispielswiese.“

Alle drei haben zwar unterschiedliche Grundcharaktere – die sich zum Teil in ihren Namen spiegeln. Hopper beschreibt die Regisseurin als eine Art Nerd, die totale Internet-Auskennerin. Lava ist leidenschaftliche Schauspielerin und hat nur ein Ziel, einen Nestroy-theaterpreis zu gewinnen. Ein gutes Stück will sie aber schon mit kreiieren. Meta ist eine Art Antiheldin, eine fast manische Aufklärerin über die grausamen Seiten des aktuellen Internet und hat große Probleme mit den beiden anderen. Aber sie sind in diesen Rollen-Zuschreibungen nicht starr, sondern fluide, hin und her Fließende. Und sie lieben das Projekt, womit sie Spaß dran haben, sich mit den Inhalten und miteinander auseinander zu setzen.

„Irgendwie wurschteln sie sich durch den Abend, ohne zu wissen wohin…“, verrät die Regisseurin noch ein bisschen von der Dramaturgie – und wir sind eigentlich wieder beim Überraschungs-Ei.

Ach ja, weil es so ein Herzensprojekt – schon längst nicht nur der Autorin und Regisseurin – ist, lebt natürlich noch der Traum einer „Rück-Übersetzung“ als Theaterprojekt für die Bühne und vor allem vor einem analogen Live-Publikum. „Wobei wir dann schon auch noch überlegen, wie wir da die Kamerafrau miteinbauen können. Und wenn wir Förderungen kriegen, wollen wir auch das ursprünglich angedachte digitale Interventionsprojekt.“

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Feed the Troll
Text & Regie: Klara Rabl

Mit: Aline-Sarah Kunisch (Lava), Sonja Kreibich (Hopper), Anna-Eva Köck (Meta)
Filmproduktion: C’Quence | Alexandra Braschel

Bühne: Sophie Tautorus
Graphik, Projektion: Sophie Tautorus, Klara Rabl
Technik: Ines Wessely, Anna Bauer, Erika Schweighofer
Musikvideo: Apollonia T. Bitzan, Laura Stromberger, Nadine Auris Kunisch
Regieassistenz: Kim Chakraborty

Eine Produktion vom Verein für gewagte Bühnenformen in Kooperation mit dem WERK X-Petersplatz, koproduziert von Okto.

Wann & wo?
Filmpremerie im TV
21. April 2021, 18.30 Uhr auf Okto

Im Anschluss an die Filmpremiere sprechen um 20 Uhr Regisseurin Klara Rabl und Cornelia Anhaus, Intendantin von WERK X-Petersplatz, in der Sendereihe „Oktofokus“ über die Entstehungsgeschichte und Hintergründe zur Produktion, Moderation: Mascha Mölkner.

Stream im Web
22. bis 30. April 2021
kostenloses Video-on-Demand unter
werk-x.at/premieren/feed-the-troll

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