„Die Puppe“, ein großartiges Stück von Miro Gavran, wird – in neuer Besetzung – im Theater Center Forum (Wien-Alsergrund) wieder aufgenommen.
„Ich rieche wie eine 30-jährige Frau, die vor 15 Minuten aus der Dusche gekommen ist…“, sagt die aus der langen Schachtel entstiegene Stella dem noch nicht ganz 40-jährigen Mark. Der hat die hochmoderne Puppe Nr. 7 bei einem Wettbewerb der Herstellerfirma gewonnen – aufgrund seines Lebenslaufes und Motivationsschreibens. „Die Puppe“ von Miro Gavran erlebte vor nicht ganz zwei Jahren ihre österreichische Erstaufführung. Es war wenige Tage vor Lockdown Nummer 1 – fast weltweit. Nach ganz wenigen Spieltagen war’s vorbei. Nun wird das Stück – in neuer Besetzung und Regie – im Theater Center Forum (Wien-Alsergrund) wieder aufgenommen. Bevor auf die Änderungen eingegangen wird, sei hier zunächst die alte Stückbesprechung (damals noch für den Kinder-KURIER) zitiert:
Extrem menschenähnlich was Konsistenz der Haut, Muskulatur, kurz des ganzen Körpers betrifft. Sie ist aber auf mehr als auf Dienerin im Haushalt und Bett programmiert. Kann auf Gespräche eingehen. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. „Ich bin darauf programmiert, auf meinen menschlichen Partner einzugehen, nicht dümmer, aber auch nicht gescheiter zu sein und das von ihm wissen zu wollen, was auch er mich fragt.“
Sie spiegelt ihn also. „Die Puppe“ von Miro Gavran, einem weltweit berühmten, nur bislang in Österreich viel zu wenig bekannten Autor, ist ein hochintelligentes und wirklich sehr, sehr witziges Macho-Demaskierungs-Stück. Seine heimische Erstaufführung erlebte es kurz vor dem Internationalen Frauentag im Theater-Center Forum (Wien-Alsergrund), Mitte April wird es beim Eggenburger Kulturfrühling (Niederösterreich) gespielt (Regie: Hubsi Kramar).
Adriana Zartl spielt diese Puppe, kein leichtes Unterfangen, ge-ni-al – als über weite Strecken glaubhafte Androidin – sowohl von den zwischen maschinell und menschlich angesiedelten Bewegungen als auch von der Sprache, einer deutlichen Weiterentwicklung diverser Navi-akustischer Ansagen, aber doch noch mit einer Spur Computerton.
Christian Strasser gibt glaubhaft den kürzlich von seiner langjährigen Freundin verlassenen Typen, der sich zunächst sehr über die Fähig- und Fertigkeiten seiner neuen Errungenschaft freut. Aber zu pendeln beginnt zwischen dem Checken, dass ihm doch echte Gefühle abgehen und der zunehmenden Genervtheit, dass ihm die künstliche Frau allein durch das Spiegeln immer stärker seine eigenen Defizite deutlich macht.
Der Autor, der in Zagreb auch ein eigenes Theater (mit-)leitet und schon etliche Aufführungen dieses vor acht Jahren geschriebenen Stücks in verschiedenen Sprachen erlebt hat, zeigte sich nach der Wien-Premiere in dem kleinen Theater im Alsergrund (geniales Bühnenbild auf der Mini—Fläche: Markus Liszt) gegenüber dem Journalisten sehr begeistert: „Nicht die künstliche Intelligenz, sondern das Mann-Frau-Verhältnis war für mich zentral. Und das haben die beiden Schauspieler_innen und der Regisseur wunderbar umgesetzt. Vor allem gab es so eine Einheit zwischen dem Spiel auf der Bühne und dem Publikum – das war wie ein Geist und eine Seele. Das ist etwas, was man am Theater immer haben möchte. Aber leider klappt das nicht immer so wie es heute hier der Fall war. Das Publikum muss dafür emotional betroffen sein. Ich finde, ein Stück ist nur dann gut, wenn es unsere Emotionen trifft.“
In die Rolle der Puppe schlüpft diesmal Natascha Ties, die seit 2016 Schauspielerin ist und auch eine einjährige Tanz-Ausbildung in verschiedenen Stilen absolviert hat. Über diese Figur sagt sie: „Spannend an meiner Rolle finde ich die Idee der Puppe als Beziehungscoach und herausfordernd dazu die Körperlichkeit und auch die sprachliche Gestaltung. Die Beziehung zwischen Stella und Marko ist eine ständige Konfrontation. Dadurch ergibt sich für Marko die Gelegenheit eigene Verhaltensweisen und die bisher gelebte Einstellung in zwischenmenschlichen Beziehungen zu hinterfragen.
Stella hat als Maschine ihre Grenzen, weil sie keine eigenen Entscheidungen trifft, sondern tut was man(n) ihr sagt. Bewertet aber das Zusammenleben mit ihrem Partner mit den Augen ihrer Schöpferin, die sie programmiert hat. Deshalb reagiert sie nicht rein analytisch, sondern teilweise auch menschlich. Damit treibt sie ihren Partner Marko zur Verzweiflung und zur einen oder anderen Erkenntnis.“
Ihren „Besitzer“ und „Käufer“ spielt Thomas Koziol. Über seine Rolle hier meint der Schauspieler, Autor, freie Regisseur: „Marko scheitert in seiner Beziehung, da er es nicht gelernt hat Kompromisse zu machen und sich von den Geistern seiner Vergangenheit zu befreien. Gefangen im Egoismus versucht er diesen auch an einer scheinbar unempfindsamen Puppe auszuleben, in der Hoffnung darin Befriedigung zu erfahren. Jedoch reagiert die Puppe überraschend menschlich auf Markos Lebenseinstellung und Frauenbild im Allgemeinen. Er muss erkennen, dass es notwendig ist, aufeinander zuzugehen und den Bedürfnissen des Partners mindestens gleichwertig wie seinen eigenen Bedürfnissen zu begegnen.“
„Die größte Veränderung zur Version von vor zwei Jahren ist die Besetzung“, meint Carmen Wagner, die Produzentin, auf die Frage, wodurch sich die beiden Fassungen unterscheiden. Hubsi Kramar hat „Die Puppe“ ja mit der Erstbesetzung erarbeitet, und mir danach das ganze Stück in die Hände gelegt mit den Worten: Du kennst Dich aus, du weißt, worum es in diesem Stück geht, also mach es. Ich bin für sein Vertrauen wirklich unglaublich dankbar und sehe mich nur als sein Lehrling.
Änderungen haben sich hauptsächlich dadurch ergeben, dass es andere Schauspielertypen sind als in der Erstinszenierung. Adriana Zartl hatte die kühle, blonde Ausstrahlung einer Barbie, trotz der Lederkluft. Natascha Ties wirkt weiblicher schon von der Körperlichkeit her, obwohl sie exakt die selbe Konfektionsgröße hat, und sehr zierlich ist, also hat sie z.B. eine für sie passendere brandrote Perücke bekommen. Sie sollte eine eigenständige Puppe sein und keine Kopie. Coco Schober, unsere Maskenbildnerin, ist dafür eine Riesenunterstützung mit ihrer langjährigen Theatererfahrung und da sie ja schon die erste „Puppe“ maskentechnisch betreut hat, hat sie immer wieder tolle Ideen.
Die Automatensprache hat Natascha sogar noch etwas mehr differenziert, durch ihre Stimmmodulation. Thomas Koziol ist auch ein anderer Marko als Christian Strasser. Christian gab damals einen leicht neurotischen Marko, dieselbe Figur von Thomas Koziol gespielt, wirkt um einiges Macho-hafter. In einigen Szenen agieren die Schauspielerys (kein Tippfehler, sondern die Gender-Version, auf die Carmen Wagner Wert legt, Anm. d. Red.) wirklich sehr körperlich.“
Komödie von Miro Gavran
Übersetzung: Tihomir Glowatzky
Wiederaufnahme der österreichischen Erstaufführung
Theatercompany „Die Theaterküche“
Regie-Konzept: Hubsi Kramar
Neuinszenierung: Carmen Wagner
Die Puppe: Natascha Ties
Marko: Thomas Koziol
Bühne: Markus Liszt
Maske: Coco Schober
Kostüme, Produktion: Carmen Wagner
15. Februar bis 5. März 2022
Theater Center Forum, Forum II: 1090, Porzellangasse 50
Telefon: 01 310 46 46
theatercenterforum -> Die Puppe
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