In ihrem Bühnen-Jubiläumsprogramm „Habt’s mit gern!“ zeigt die Kabarettistin, Ärztin und Psychotherapeutin Regina Hofer ihre wandelbare Vielseitigkeit.
Würdest du vor dem Besuch dieses Kabarett-Abends vielleicht einen Ausschnitt aus einem Audio-Mittschnitt hören, wärst du wahrscheinlich sehr erstaunt genau nur eine einzige Person auf der Bühne zu sehen. In Sekundenbruchteilen erlebst du in „Hobt’s mi gern!“ den Wechsel von einer in eine andere und dann schon wieder eine weitere Figur. Dabei spielt Regina Hofer in ihrem nunmehr elften Programm – zum 30-jährigen Bühnenjubiläum wie auch in den vorangegangenen solo, also allein. Wobei sie das dieses Mal – zumindest an zwei Abenden – im zweiten Teil durchbricht: Mit einem Gastauftritt des Sängers David Lukas.
Im ersten Teil lässt sie das Publikum in rund einer Stunde teilhaben an so manchen Stationen ihres eigenen Lebens – als Ärztin und Psychotherapeutin ebenso wie als Schülerin. Aus dem Berufsleben greift sie vor allem und immer wieder auf die besonders erfüllende Arbeit in einem Obdachlosenheim zurück. Ihr Herz für die von der Gesellschaft an den Rand Gedrängten lässt sie in mehreren Szenen in Figuren aus dieser Szene schlüpfen und insbesondere in die anfangs niederschmetternde und dann doch Mut machende erzählte Lebensgeschichte in Person eines Robert E. lebendig werden.
Immer wieder lässt sie uns sie an (Belastungs-)Grenzen was sie zum spontanen Ausruf veranlasst, der schließlich Titel ihres Programms wurde: „Habt’s mi gern!“. Aber mit allerhöchstens einer kaum merkbaren Verschnaufpause ist sie als Frau Doktorin Hofer – oder gegebenenfalls auch in einer der deutlich mehr als ein Dutzend anderer Figuren im „Hamsterrad“. Und vermittelt dabei, dass ihr das Dasein, das Engagement, sich auf das Leben anderer Menschen einzulassen, doch recht viel Freude bereitet. Auch wenn es nicht selten um Kampf gegen widrige Umstände und widerliche Personen geht – wie bei der Flucht aus ihrem ersten Gymnasium wegen eines sexuell übergriffigen Lehrers.
Der erste – rund einstündige – Teil ist durch die vielen anderen aber nicht zuletzt durch den Hofers Leben im Schnelldurchlauf eine emotionale Achterbahnfahrt. Mit immer wieder Mut machenden Aussichten, allen Hindernissen zum Trotz, den eigenen Weg zu gehen, selbst wenn es mehr als mühsamer ist. Und sich selbst treu zu bleiben. Weshalb sich die Ärztin und Psychotherapeutin immer wieder auch Auszeiten nimmt, um ihrer zweiten Berufung als Kabarettistin nachzugehen. Und so werden die meisten erzählten Stationen – auch tragische – doch mindestens mit einem Augenzwinkern, oft mit weitaus mehr Humor gewürzt.
Im zweiten Teil (Transparenz-Anmerkung: KiJuKu hat eine der letzten Proben vor der Premiere besucht – und konnte leider wegen eines anderen Termins – nur den ersten Teil erleben, aber den Text für den zweiten lesen) kramt Regina Hofer als Kabarettistin (Regie und Mitentwicklung nicht nur dieses Stücks: Andreas Moldaschl) in zwei großen Kartons. „Das Leben soo reichhaltig! aber andererseits, geht ihna des a so, mit der Zeit wird des so a Kraumuri, wo ma nimmer weiß, was was ist, zu was was ghört! Dieses innere Chaos! Aber wenns nur innen wär, außen stappelt sie sichs auch bis ins letzte Regal und am Fussboden! Von die Krankengschichten bis über Kabarettstücke, die 1000 Photos, die die ersten abgeschnittenen Haar, die erste Rosen vom Geliebten, na wieviel warns? Rosen und Geliebte? Was ghalt man sich, was haut ma weg?“
Unter anderem findet sie darin „natürlich“ Kostüme aus ihren früheren Programmen und schlüpft in die jeweiligen Rollen. Und sie bittet einen Gast auf die Bühne – nein, nicht einen, dessen Rolle sie verkörpert, sondern einen echten, einen Sänger, den sie als Ärztin kennengelernt hat und von dessen Stimme sie so beeindruckt war, dass nun David Lukas „Wien, Wien nur du allein“ zum Besten gibt.
„Mit 14 Jahren hab ich zu singen begonnen, zuerst in der Kirche und dann in der Schule – in Nitra (Slowakei)“, erzählt er Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… am Telefon. „Und ich hab auch Orgel spielen gelernt. Irgendwann nach der Schule landete er in Wien, „wo ich jetzt seit vier Jahren mich so durchkämpfe. Ich war Patient bei Frau Dr. Hofer und als ich von meinem Singen erzählt und ihr Videos gezeigt habe, war si so überrascht, dass sie mich gefragt hat, ob ich nicht in ihrem neuen Programm ein Lied singen möchte.“
Am liebsten singt David Lukas Opern oder Pop-Opern – Link zu seinem Instagram-Kanal in der Infobox am Ende des Beitrages – wo auch die Auftrittstermine sowie der -ort von „Habt’s mi gern!“ zu finden sind.
Zu einem Interview mit Regina Hofer geht es hier unten
Von und mit Regina Hofer
Regie und Stückentwicklung: Andreas Moldaschl
Gast-Sänger: David Lukas
Licht- und Tontechnik: Karrar Alsaadi
Begleitend Ausstellung „Über das Glück“ – Bilder von Wolf Werdigier (nur bis 4. November 2023)
Bis 15. Dezember 2023
jeweils Donnerstag und Freitag; 20 Uhr
Spektakel: 1050, Hamburgerstraße 14
Karten: office@spektakel.wien