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Szenenfoto aus "Kontrolle" beim Wiener Kultursommer, hier in der Seestadt Aspern
Szenenfoto aus "Kontrolle" beim Wiener Kultursommer, hier in der Seestadt Aspern
01.08.2021

Influencerin, Wissenschafterin oder Pferdefleischvermarkterin – wer gewinnt?

„Kontrolle ist gut – eine Mitmachdystopie“ – ein Stück über Netzpolitik, Urheberrecht und Privatsphäre im Internet beim Wiener Kultursommer. Noch zwei Mal zu sehen – und zum Mitreden.

Influencerin Carla Tretter, Medizin-Wissenschafterin Eva Huber sowie Marketingleiterin und Werbefachfrau „Susa“, Susanne Krumczyk sind seit Jahren befreundet, einerseits. Andererseits liegen sie im Konkurrenzkampf. Um Aufmerksamkeit, Einfluss, Erfolg – sprich die Gunst des Publikums.

Mitbestimmungs-Dystopie nennt der „Verein für prickelnde Kunst – Kultonic“ die knappe Stunde, die beim Wiener Kultursommer noch zwei Mal läuft (siehe Infobox). Im Gegensatz zu anderen als Mitmachstück angekündigten Abenden, funktioniert „Kontrolle ist gut“ tatsächlich nur durch Mitwirkung der Gäste. Verläuft auch – zumindest die beiden bisherigen Male – anders, je nachdem, wie die Zuschauer:innen abstimmen – zwölf verschiedene Enden sind möglich.

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Es dreht sich ums allgegenwärtige Internet, konkreter Netzpolitik. Mehr Kontrolle, wie schon der Titel nahelegt, Urheberrecht – gänzlich killen oder verschärfen -, Privatsphäre… diese Themen wurden eingepackt in die Geschichte der drei oben genannten Charaktere. Jede und jeder aus dem Publikum bekommt nach „Kontrolle“ des 3G-Nachweises (wie bei allen rund 1000 Veranstaltungen des Wiener Kultursommers an Dutzenden Locations) einen farbigen Zettel – orange, gelb und blau – mit den Vornamen des Trios (Carla – gespielt von Lisa Sigismondi, Eva – Sarah Dvorak als Eva und Susa – Veronika Zellner).

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Bürger:innen-Forum

Damit sind die Besucher:innen sozusagen in deren Unterstützungs-Team. Der Mit-Erfinder des Stücks, Jakob Schindler-Scholz, führt durch den Abend und die Abstimmungen. Bürger:innen-Forum tituliert er nun die Abstimmenden, eine Erfindung der EU-Kommission, um den Zorn über Entscheidungen von sich auf dieses zufällig zusammengestellte Gremium zu richten. Zu Beginn steht auf den Sesseln des Trios die Zahlen 50, 70 und 34 zu jeweils so viel Prozent haben sie Kontrolle über ihr – digitales – Leben.

Susa leitet die Werbe- und Marketingstrategie einer großen Pferdefleischerkette, die sich anschickt Europas Marktführung zu übernehmen, Eva arbeitet als Virenexpertin in einem der Labors der Uni Wien und Carla ist Schicki-Micki-Video-Influencerin für eh alles. Bis die erste Entscheidung des Abends in der Seestadt Aspern fällt. Dort steht die Bühne heuer übrigens nicht zwischen Bildungscampus und Wohnhäusern am Hannah-Arendt-Platz, sondern auf der anderen Seite der U-Bahn-Station gleich neben dem Skatepark und nahe den Baustellen für die Erweiterung dieses neuen Stadtteils.

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Zerschlagung von Konzernen oder mehr Kontrolle

Das Publikum hatte sich mehrheitlich für die Zerschlagung von Konzernen und gegen stärkere Kontrolle des Internets ausgesprochen. So muss Influencerin Eva nun für jedes Bundesland einen eigenen Kanal starten. Aber auch die Fleischvermarkterin, die in ihrer Werbestrategie voll auf digital gesetzt hatte, verliert. Die Firma holt einen Pensionisten, Experte für Printmedien, zurück – regionale Werbung zählt nun mehr…

Nach jeder Abstimmung erfolgt eine runde der Schauspielerinnen, in der sie die folgenden zwei Jahre im schnelldurchlauf erzählen, was und wie die Entscheidung ihr Leben beeinflusst hat. Samt neuer prozentzahlen in Sachen Kontrolle übers eigene (virtuelle) Dasein. Wie die Veröffentlichung eines Nacktfotos durch Carla – zwecks Steigerung der Zugriffszahlen – sich auf die Karriere der Wissenschafterin auswirkt, sei hier ebenso wenig verraten wie der Fortgang der Geschichte. Die allerdings ohnehin jeweils anders verlaufen kann – je nachdem wie das Publikum abstimmt.

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Mitreden

Nur noch zwei Dinge: Das Publikum darf nicht nur abstimmen, rund um jede dieser Entscheidungen können die Gäste auch selber das Wort ergreifen – die Moderatorin/der Moderator des Abends (in der Seestadt: Harald Reiweger) wandert mit Mikro – natürlich an einer Abstandsstange – durch die Reihen.

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Fachleute

Außerdem kommt auf der Bühne noch eine Expertin/ein Experte von Epicenter.Works zu Wort, um Grundsätzliches zu dem jeweils anstehenden Abstimmungsthema zu erläutern. Womit das Spiel auch zu mehr wird – dem hinterfragen, was das im wirklichen (digitalen) Leben bedeutet. Epicenter ist eine Datenschutzorganisation, für die Thomas Lohninger gemeinsam mit dem schon genannten Jakob Schindler-Scholz das Konzept für „Kontrolle ist gut“ entwickelt hat.

Wobei ohnehin – so der Eindruck vom Abend in der Seestadt – die meisten im Publikum nach der eigenen Meinung abgestimmt hat und weniger unter dem Aspekt, ob das nun „ihrer“ der drei figuren hilft.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Kontrolle ist gut – eine Mitmachdystopie

Konzept: Thomas Lohninger und Jakob Schindler-Scholz (auch Erzähler des Abends)
Carla Tretter: Lisa Sigismondi
Eva Huber: Sarah Dvorak
Susanne „Susa“ Krumczyk: Veronika Zellner

Expertin (in der Seestadt): Sonja Waldgruber

Wann & wo?

5. August 2021
18.30 Uhr
1230 Erlaaer Schleife

kultursommerwien -> Kontrolle Erlaaer Schleife

13. August
18.30 Uhr
1190, 12.-Februar-Platz, Karl-Marx-Hof
kultursommerwien -> Kontrolle -> Karl-Marx-Hof