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Szenenfoto - aufgenommen bei einer der Proben - der Jugendoper "Tschick" an der Wiener Staatsoper
Szenenfoto - aufgenommen bei einer der Proben - der Jugendoper "Tschick" an der Wiener Staatsoper
06.02.2023

Jugendoper „Tschick“: Von Arien bis Rap

Vielseitige musikalische Umsetzung des berühmten Jugendromans rund um zwei jugendliche Außenseiter, deren Roadtrip begleitet wird.

Ziemlich schnell füllt die die große Staatsoper an der Wiener Ringstraße – auf allen Ebenen, also im großen Zuschauer:innen-Raum ebenso wie in den Rängen. Nur die untere Mittel-Loge – und jene, die längere Zeit noch durch zwei Schrift-Banner verhängt sind unmittelbar neben der großen Bühne bleiben frei. Und: (Fast) alle im Publikum sind jung – Jugendliche aus Dutzenden Schulklassen. So manche strahlen anfangs ein eher „naja, Ausflug. Muss halt sein“ mit einer gehörigen Portion Skepsis bis Ablehnung aus nach dem Motto „was soll ich hier?!“

Vieles davon löste sich im Laufe der Vorstellung mit seiner musikalischen Bandbreite auf – bis zu kräftigem Applaus am Ende. Und dazwischen entdeckten mehr und mehr der jungen Opern-Besucher:innen, dass auf den kleinen Displays vor ihnen (an den Rückenlehnen der Vordersitze) der Text – sollte er beim Singen nicht ganz verständlich sein – mitgelesen werden kann.

DER Jugendroman

Das ändert sich im Laufe der knapp mehr als eineinhalb Stunden (ohne Pause). Gespielt, gesungen – und das bei Weitem nicht nur in Arien, sondern in unterschiedlichsten musikalischen Genres bis hin zu Rap (Musikalische Leitung: Johannes Mertl): „Tschick“. Der vor mehr als zehn Jahren (2010) von Wolfgang Herrndorf erschienene Jugendroman wurde bald auch als Theaterstück inszeniert, war zeitweise das auf deutschsprachigen Bühnen meistgespielte Jugendstück. Schon 2012/13 erreichten zweieinhalb Dutzend unterschiedliche Inszenierungen rund 100.000 Besucher:innen, 2016 gab’s eine Kinofilm-Fassung und ein Jahr später die Version als Jugendoper – Musik von Ludger Vollmer. Letztere wurde im Vorjahr für die Wiener Oper adaptiert und ist immer wieder eben auch in Vormittags-Vorstellungen speziell für Schüler:innen zu erleben.

Szenenfoto - aufgenommen bei einer der Proben - der Jugendoper
Szenenfoto – aufgenommen bei einer der Proben – der Jugendoper „Tschick“ an der Wiener Staatsoper

Grundstory

Für jene, die „Tschick“ – hat übrigens nichts mit der umgangssprachlichen Bezeichnung für Zigaretten zu tun – nicht kennen: Maik Klingenberg aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, hat wohlhabende Eltern, denen der Sohn aber nicht besonders wichtig ist. Andrej Tschichatschow ist neu in derselben Klasse. Er und sein Bruder sind aus Russland zugewandert. Dessen Name wird vom Lehrer immer ignorant falsch genannt. Zu Ferienbeginn klaut er ein Auto und überredet Maik, auch irgendwie ein Außenseiter in der Klasse, mit ihm auf Abenteuerfahrt in die „Walachei“ aufzubrechen. Unterwegs treffen sie auf die viel selbstbewusstere, freche, initiative Isa Schmidt. Natürlich begegnen die Jugendlichen auf ihrem Road-Trip noch anderen Menschen, Isa trennt sich bald von den beiden. Maik muss irgendwann das Auto steuern, Unfall. Und Maiks Vater will die Schuld auf Tschick, wie Tschichatschow genannt wird, schieben – es geht dem Vater um seinen Ruf und seine Geschäfte als Immobilien-Unternehmer…

Szenenfoto - aufgenommen bei einer der Proben - der Jugendoper
Szenenfoto – aufgenommen bei einer der Proben – der Jugendoper „Tschick“ an der Wiener Staatsoper

Adaptierungen

Für die Wiener Staatsoper wurde das Lokalkolorit von Berlin nach Wien verlegt  – nur bei der „Förderschule“, die es hierzulande so nicht gibt, wurde „vergessen“ – (Inszenierung: Krysztina Winkel) und es braucht kein Auto auf der Bühne, eine Art Gerüste mit schrägen Leiteraufgängen und Rollen unten dran reichen als fahrbare Untersätze, die noch dazu flexibel in alles Mögliche umgewandelt werden können. So reicht ein Brett zwischen zwei solcher „Fahrzeuge“ und das Bett in einem Krankenhaus wird herbeige„zaubert“ (Bühne: Ella Steinbach & Xandi Vogler).

Für vielleicht so manche Zuschauer:innen – nicht zuletzt begleitende Lehrer:innen, die den Roman nicht kennen – mögen so manch derbe Worte die fallen überraschend bis irritierend sein. Sie passen nur tatsächlich in die Tonalität der musik-theatralen Umsetzung des Romans – und kommen keineswegs in einer anbiedernden Art.

Szenenfoto - aufgenommen bei einer der Proben - der Jugendoper
Szenenfoto – aufgenommen bei einer der Proben – der Jugendoper „Tschick“ an der Wiener Staatsoper

Weite Reisen

Neben den Einzeldarsteller:innen (immer wieder ja nach Vorstellung auch wechselnde Besetzungen) spielt auch der Chor der Opernschule eine große, in vielen Szenen tragende, Rolle. Und das ganz spannend aus der schon oben erwähnten großen Mittelloge im Parterre und den kleineren seitlichen Logen in den verschiedenen Stockwerken – dafür werden die Stoff-Banner zunächst nach oben gezogen, um den Blick freizumachen und natürlich den Gesang besser zu hören. Die Chor-Sänger:innen wuseln aber immer wieder auch auf der großen Bühne selbst hinter oder mitten im Geschehen der jugendlichen Ausreißer mit. Durch ihre ständig wechselnden Auftrittsorte unterstreichen die Chor-Sänger:innen noch das Gefühl der weiten Reise von Maik und Tschick – wobei deren seelische Reise viel weiter geht als die geschilderte Autofahrt.

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Szenenfoto - aufgenommen bei einer der Proben - der Jugendoper
Szenenfoto – aufgenommen bei einer der Proben – der Jugendoper „Tschick“ an der Wiener Staatsoper
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Tschick

Jugendoper von Ludger Vollmer nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf
Road Opera für Jugendliche ab 13 Jahren; ca. 1 ¾ Stunden (ohne Pause)

Text: Tina Hartmann nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf
Musikalische Leitung: Johannes Mertl
Inszenierung: Krysztina Winkel

Bühne: Ella Steinbach & Xandi Vogler
Kostüme: Mahshad Safaei
Licht: Robert Eisenstein
Dramaturgie: Sergio Morabito

Besetzung (der Vorstellung von Anfang Februar, die KiJuKu besucht hat)
Maik Klingenberg: Jakob Krammer
Tschick (Andrej Tschichatschow): Lukas Lemcke
Isa Schmidt: Theresa Praxmarer
Maiks Mutter: Noa Beinart
Maiks Vater: Hans Peter Kammerer
Mona: Lucia Lohn
Horst Fricke: Agustín Gómez
Richter: Attila Mokus
Mütter Friedemann /Krankenschwestern: Rachel Ille, Maryam Tahon, Elena Schäfer
Die Geschwister Friedemann
– Friedemann: Oskar Fehringer
– Elisabeth: Julia Oos
– Florentine: Chiara Bauer-Mitterlehner
– Jonas: Konrad Plank
Tatjana: Lea Dluhos
Lehrer: Vladimir Jurlin
Taxifahrer: Andreas Zenios

Opernschulchor / Extrachor /
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper
Musikalische Studienleitung: Stephen Hopkins
Musikalische Einstudierung: Anastasia Noya
Musikalische Assistenz: Kerem Sezen

Orchesterbesetzung: 2 Flöten (2. auch Piccolo und Altflöte), 2 Oboen (2. auch Englisch Horn), 2 Klarinetten (2. auch Bassklarinette und Es-Klarinette), 2 Fagotte (2. auch Kontrafagott), 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, 1 Tuba, 3 Schlagwerksolist*innen (Glockenspiel, Crotones, Xylophon, Vibraphon, Röhrenglockenspiel, 2 Becken, Tamtam, Bongos, Tomtom, 2 kleine Trommeln, große Trommel, Drumset, Cuica, Metal Chimes, Wooden Chimes, Tempelblock, Kleinteile), E-Gitarre, Klavier (auch Cembalo, Rock-Organ: alternativ Keyboard mit Cembalo- und Rock-Organ-Klang), Streicher

Spielleitung: Natalie Ortner-Menconi
Regieassistenz: Johanna Würth
Produktionsleitung: Margarete Krenn-Arnold
Technischer Direktor: Peter Kozak
Bühne: Michael Wilfinger / Markus Vesecky
Beleuchtung: Rudolf Fischer / Robert Eisenstein
Video- und Tontechnik: Athanasios Rovakis / Francesco Valentini
Kostümdirektorin: Vera Richter
Garderobe: Maria Mader / Christian Plabensteiner
Dekorationsbetreuung: Christina Feik
Leitung Maske: Beate Krainer
Kostümassistenz Elena Erman / Caroline Haller /Boša Željković
Dekorations- und Kostümherstellung: ART for ART Theaterservice GmbH, Wien
Leitung der Werkstätten: Hendrik Nagel / Barbara Pfeiler
Produktionsbetreuung Bühne: Fanny Carotenuto
Produktionsbetreuung Kostüme: Tatiana Bereza

Bühnenrechte: Universal Edition AG, Wien für Schott Music GmbH & Co KG, Mainz

Wann & wo?

Aufführungen bis 16. Juni 2023
Wiener Staatsoper: 1010, Opernring 2
Telefon: 01 51444 2222
wiener-staatsoper -> tschick/

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Übrigens: Es gibt ein sehr informatives Programmheft – mit Interviews mit den führend beteiligten an der Produktion dieser Jugendoper – aber auch mit einzelnen Sänger:inne/Darsteller:innen: € 5,80