„Patrick and the Whale – Eine außergewöhnliche Freundschaft“ nimmt das Publikum mit in eine fast außerirdisch scheinende Welt.
Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Als der jugendliche Patrick Dykstra (16 Jahre) im naturkundlichen Teil des Smithonian Museums in Washington D.C. den lebensgroßen Nachbau eines Blauwals sah, war’s um ihn geschehen. „Ich war geschockt, das war größer als alles was ich sonst im Museum gesehen habe, größer als das Flugzeug im nahegelegenen Luftfahrt und Weltall-Museum. … Ich konnte gar nicht glauben, dass dieses riesige Tier nicht wie die Dinosaurier ausgestorben ist. Es lebt – und das gleichzeitig mit mir…“, wird er in einem Artikel von Oliver Jarvis zitiert – auf uw360.asia, einer Website, die Unterwasserfotograf:innen und -filmer:innen protraitiert.
Heute ist er – und das seit etlichen Jahren – forschender Unterwasserfilmer und Freund so mancher Pottwal:innen. Dazwischen war er nach seinem Schulabschluss erfolgreicher internationaler Jurist – um sich sein „Hobby“ leisten zu können.
Am 8. September 2023 läuft „Patrick and the Whale – Eine außergewöhnliche Freundschaft“ in österreichischen Kinos an – sowohl in englischer Originalsprache (mit und ohne deutschsprachingen Untertiteln) als auch auf Deutsch synchronisiert. Beeindruckende Bilder des Tauchers oft ganz nahe an mehreren, vor allem aber einzelnen Pottwal-Individuen. Vor der Karibik-Insel Dominica kam Dykstra nahe an ein junges Weibchen heran, das er Dolores nannte, und das sich mit ihm tatsächlich austauschte – sie reagierte auf ihn, begann mit ihm u spielen, seine Bewegungen zu spiegeln und mit ihm sozusagen zu reden in „tick-tick-tick“- Klicklautsprache. Damit kam der Taucher zu Terra Mater-Chef Walter Köhler, der einst für den ORF „Universum“ entwickelte hatte. „Das war’s, das hat uns überzeugt und so haben wir uns entschlossen, mit ihm einen Kinofilm zu drehen.“
Wobei, so einfach war’s dann doch wieder nicht. „Eeeewig“ lang wartete das Filmteam, bis Dolores wieder auftauchte. Schon gaben sie die Hoffnung fast auf – wunderschöne, beindruckende bewegte Bilder konnten sie auch so ohnehin drehen. Wenn Pottwale schlafen, tun sie dies senkrecht. Der Taucher wie in einer Art „Wald“ außerirdischer Wesen mittendrin. Und dann tauchte Dolores tatsächlich wieder auf. „Nicht ich hab sie, sie hat mich gefunden“, sagt Patrick im Film. Noch näher ließ sie ihn an sich heran. Doch dann war Dolores weg – machte sich auf den Weg, eine eigene Familie zu gründen.
Aber dem forschenden Wal-Filmer und dem Team, das ihn dabei auf hochauflösende Bewegtbilder bannte, schwamm noch eine weitere sensationelle Begegnung vor die Kameralinsen. Patrick hatte auch zu einem anderen Individuum eine intensive Beziehung aufbauen können: Can Opener. Obwohl sein Credo war, berühre nie einen Wal, lockte ihn – und sicher auch das Team – vielleicht Bilder aus den Tiefen des Ozeans zu bekommen, wo die Pottwale, die bis zu einer ¾ Stunde ohne Luftholen auskommen, sich ihre Nahrung holen.
Dykstra konnte ihr sogar eine Kamera mit Saugnäpfen an ihrer Haut, nahe dem Kopf anbringen, womit wir im Kino nun Bilder sehen können, wie sich das Pottwal-Weibchen in der Tiefsee bewegt, Futter findet und verzehrt. Doch irgendwie war sie danach scheinbar beleidigt, wandte sich von ihm ab, er versuchte sich zu entschuldigen. Nichts half. Lange Zeit. Und doch präsentierte sie einige Zeit später dem Taucher ihr Baby. Bei einem weiteren Tauchgang brachte sie ihm das Walkind sozusagen zum Aufpassen, während sie selbst nach unten abtauchte – womit er sozusagen zum kurzzeitigen Babysitter gekürt worden war.
Walter Köhler, gut drei Jahrzehnte lang erfahrener Natur- und Doku-Filmer, der heute nur mehr selten hinter der Kamera steht, sondern eher konzipiert, verriet Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… am Rande der ersten Pressevorführung, „wir haben genug Material und auch 3D-gefilmt, sodass wir daraus auch einen IMAX-Film schneiden werden und natürlich auch einen fürs TV.“ Er und Eva Schmidt, die – wie auch praktisch das gesamte „Universum“-Team damals den ORF verließ, gründeten Terra Mater, diesen beeindruckenden rund 1 1/4 -stündigen Kinofilm über „eine außergewöhnliche Freundschaft“ produzierte.
Der Film beeindruckt nicht nur durch sehr viele außergewöhliche, faszinierende Bilder, sondern auch durch die sozusagen zwischen den „Zeilen“ immer wieder durchkommende Botschaft, auch im Interesse dieser groß(artig)en Tiere, die Meere zu schützen. Und regt mit einem fast simplen Trick ganz am Ende und der damit angerichteten Verwirrung zu universalistischem Denken an.
Übrigens, schon vor dem Kinostart am 8. September 2023 konnte der Film eine große Auszeichnung verbuchen: Er läuft im offiziellen Programm des renommierten 47. internationalen Filmfestivals in Toronto (Kanada) – und das gleich eineinhalb Dutzend Mal in Gala- und fast vier Dutzend Mal in Sondervorstellungen. Schon zuvor erhielt „Patrick and the Whale“ Mitte August drei Nominierungen bei den international renommierten Jackson Wild Media Awards (Human Planet – Long Form, Onscreen Personality und Feature) und drei weitere bei den Wildscreen Panda Awards (Editing, Sound und Producer/Director).
Ca. 1 ¼ Stunden
Regie und Schnitt: Mark Fletcher
Darsteller:innen: Patrick Dykstra, Pottwalweibchen Dorlores
Unterwasserfotografie: Gail Jenkinson, Patrick Dykstra, Romain Barats
Kamera: Rupert Murray
Produzenten: Walter Köhler, Wolfgang Knöpfler
Musik: H. Scott Salinas, Matt Atticus Berger
Sound Design/Mischung: Blautöne
Farbkorrektur/Mastering: Vienna FX
Executive Producers: James Reed, Alexander Nanau, Dinah Czezik-Müller, Michael Frenschkowski
Ab 8. Spetember in österreichischen Kinos