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Proben-Szenen-Foto aus "Leonce & Lena" von Theater Wozek
Proben-Szenen-Foto aus "Leonce & Lena" von Theater Wozek
05.12.2023

Lena als Revolutionärin und Büchner beim Schreiben seines Stückes

„Theater Wozek“ spielt eine junge, erfrischende, aufmüpfige und doch nache am original gefasste Version von „Leonce & Lena“.

„Leonce & Lena“, ein Theaterstück von Georg Büchner, wird recht oft gespielt. Vordergründig eine lustige Geschichte zweier Königskinder, die von ihren Eltern zwangsverheiratet werden sollen und dies jeweils ablehnen und abhauen. In Italien treffen sie – ohne zu wissen wer die/der andere ist – aufeinander, verlieben sich…

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Proben-Szenen-Foto aus „Leonce & Lena“ von Theater Wozek

Satire

Schon allein mit der Auswahl der Namen für die beiden Königreiche Popo und Pipi zeigte der Autor Georg Büchner (1813 – 1837), dass er mehr als ein Lustspiel im Sinn hatte. Erst recht verpackt er in so manche Szene an den beiden Höfen satirische Kritik an der Herrschaft von Monarchen und Höflingen. Und durch die Münder der beiden Königskinder aufmüpfige Gedanken gegen absolute Herrschaft, für Freiheit und Demokratie.

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Proben-Szenen-Foto aus „Leonce & Lena“ von Theater Wozek

Dieses Stück gibt es neuerdings in einer besonderen Version – und das von einem großteils sehr jungen Ensemble von „Theater Wozek“. Diese Version hatte vor Krampus und Nikolo im Theater am Steg in Baden bei Wien eine zurecht vielbejubelte Premiere. Ausgehend vom Konzept des Theatergründers Karl – mit Künstlernamen Wozek, der sicher nicht ganz zufällig Ähnlichkeit mit Georg Büchners „Woyzeck“ hat – entwickelte er gemeinsam mit den fünf Schauspieler:innen Vinzent Gebesmair, Max Glatz, Selina Heindl, Georg Müller-Angerer und Julia Wozek (Transparenzinfo: Tochter aber sicher nicht deswegen im Ensemble) diese Fassung, die in der Vollversion ca. zwei Stunden (einschließlich einer ¼-stündigen Pause) dauert; für Jugendliche deutlich zeitlich reduziert.

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Proben-Szenen-Foto aus „Leonce & Lena“ von Theater Wozek

Rahmenhandlung mit Büchner

Auffälligste Neuerung: Georg Büchner spielt in einer Rahmenhandlung mit und macht das Schreiben genau dieses Stücks zu seinem Thema. Fluchend, dass ihm nur wenig Zeit bleiben, weil er Geld braucht und das Stück für einen Wettbewerb einreichen will, dessen Einsendeschluss schon in drei Wochen ist. Also braucht es schleunigst Personal – und dieses fällt von den Seiten auf die Bühne – um sich in die jeweiligen Figuren zu materialisieren.

Max Glatz gibt nicht nur den ruhelosen, immer wieder fast verzweifelten Autor, sondern auch den eher irrlichternden König Peter, Leonces Vater. Und hier auch Petra, Königin von Pipi und Mutter von Lena.

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Proben-Szenen-Foto aus „Leonce & Lena“ von Theater Wozek

Diese Lena (Julia Wozek, die auch Leonces anfängliche Geliebte Rosetta, einen Grenzsoldaten, eine Bäuerin, einen Kammerdiener und einen Fisch spielt) hat hier weit mehr Text als im Original – an den sich die Theater-Wozek-Version ansonsten sehr weitgehend hält. Lena und ihre Gouvernante Franziska – gespielt von Selina Heindl (die weiters in die Rollen von Präsident, Grenzsoldat, Postbotin und Medizinassistentin schlüpft) – kriegen gleich viel Spielraum und -zeit wie das männliche Duo Leonce (Vinzent Gebesmair – nebenbei noch Boy, Landrat, Medizinassistent) und sein Adlatus Valerio (Georg Müller-Angerer, der noch Gräfin, Kammerdiener, Bauer, Medizinassistent spielt).

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Proben-Szenen-Foto aus „Leonce & Lena“ von Theater Wozek

Revolutionär

Lena, in deren Rolle sich Julia Wozek – wie in vielen anderen Stücken oder auch im TV (unlängst in einem Tatort) – spielfreudig austobt, darf Revolutionärin spielen – mit Texten aus Georg Büchners revolutionärem, illegalem Flugblatt „Der Hessische Landbote“ aus dem die im Stück mehrmals zitierte Parole wohl die bekannteste die von der französischen Revolution übernommene ist: „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ Büchner, der daraufhin im echten Leben steckbrieflich gesucht wurde, musste aus dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt flüchten – nach Straßburg.

Womit in diese „Leonce & Lena“-Version noch mehr Büchner, sicher auch der revolutionäre Geist aus seinem „Dantons Tod“ einfließt.

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Proben-Szenen-Foto aus „Leonce & Lena“ von Theater Wozek

Brotberuf

Aus seinem anderen kurzen 24-jährigem Leben, dem als Mediziner, baute Theater Wozek auch noch eine Szene: An der Uni Zürich präsentiert Büchner seine Forschungsergebnisse über das Nervensystem von Barben („Proletarier unter den Fischen“). Die reale Vermutung, dass er sich dabei einmal verletzt und infiziert haben könnte, wird hier zum Faktum. Dafür wird jenes Faktum ausgelassen, dass Büchner in Wirklichkeit den Einsendeschluss verpasst und sein Manuskript ungelesen zurückbekommen hat. Uraufgeführt wurde „Leonce und Lena“ (geschrieben 1836) lange nach seinem Tod (1837) erst im Jahre 1895.

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Proben-Szenen-Foto aus „Leonce & Lena“ von Theater Wozek

Spielrausch

Die fünf Schauspieler:innen, die nicht nur ihre Rollen, sondern auch dazu ganz schön viel Kostüme und Perücken wechseln müssen – ohne die bei großen Theatern üblichen Helfer:innen neben und hinter der Bühne – steigern sich in diesen teils grundverschiedenen Figuren, Geschwindigkeiten, Emotionen Attitüden in ihrer Spielfreudigkeit fast in einen wahren Spielrausch. Nun ist das Stück noch für zwei Schul-Vormittagsvorstellungen – einmal in Korneuburg, dann in Amstetten – zu sehen, bevor es rund um das Semester-Ende in einer Tournee noch in mehreren weiteren niederösterreichischen Städten und im März in Wien zu erleben sein wird.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Leonce & Lena

Theater Wozek

Konzept & Regie: Karl Wozek

Büchner, König Peter, Königin Petra: Max Glatz
Lena, Rosetta, Grenzsoldat, Kammerdiener, Fisch, Bäuerin: Julia Wozek
Leonce, Boy, Landrat, Medizinassistent: Vinzent Gebesmair
Valerio, Gräfin, Kammerdiener, Bauer, Medizinassistent: Georg Müller-Angerer
Franziska, Präsident, Grenzsoldat, Postbotin, Medizinassistentin: Selina Heindl

Wann & wo

6. Dezember 2023; 11 Uhr
Korneuburg: Stadtsaal: 2100, Hauptplatz 31 -32

12. Dezember 2023
Amstetten (schon ausverkauft)

Frühjahr 2024
Niederösterreich-Tournee und Wien-Premiere (März)

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