Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Szenenfoto aus "Love me tinder" von diverCITYLAB
Szenenfoto aus "Love me tinder" von diverCITYLAB
31.01.2022

Liebst du noch oder wischt du schon ;)

Ironisch-bissiger „performativer TED-Talk“ rund um Liebe und Konsum junger Schauspiel-Studierender der diverCITYLAB-Akademie im WerkX-Meidling. Neue Termine

Auf der Leinwand im Hintergrund die Projektion einer riesigen CD mit rotem Cover und der Titelschrift des Abends „Love me Tinder“. Nur ein Buchstabe anders und aus Elvis Presleys „Lieb mich zart“ wird ein Abend der Härte – mit viel schwarzem Humor, Ironie, Bissigkeit, Musik, Tanz, In-Frage-Stellen von Klischees und Konzepten von Liebe und ein bisschen Publikumsbeschimpfung – letztere mit mehr als einem Augenzwinkern.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Love me Tinder“

Die sieben Aktuer:innen auf der Bühne – Asin Alev, Ruchi Bajaj, Vahide Caf, Tanja Josić, Jona Moro, Mirkan Öncel, Charlotte Zorell – bestreiten mit der Show die Abschlussproduktion der diverCITYLAB-Akademie. Ab 2014 hatten in dieser Akademie junge Künstler:innen jeweils vierjährige Ausbildungen in Schauspiel, Tanz, Performance, Film absolviert – mit besonderer Berücksichtigung und viel Wert eben auf Diversität. Damit füllt(e) diverCITYLAB eine Lücke des heimischen Kulturbetriebes und seiner Ausbildungsstätten.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Love me Tinder“

Auf und rund um einen großen roten, runden Bodenbelag in der Mitte der Bühne von Werk X-Meidling gestalteten die genannten jungen darstellenden Künstler:innen am Ende ihrer Ausbildung in der Regie von Yosi Wanunu einen theatralisch-tänzerisch inszenierten TED-Talk über Liebe, Ehe, Sexualität, Bedürfnisse, Macht und nicht zuletzt kapitalistische Verwertungslogiken. Der reichte von historischen Betrachtungen bis zu Literatur und Theater.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Love me Tinder“

Tu felix Austria nube…

Geschichtlich gesehen ist Liebe eher erst seit Kurzem ein möglicher Grund für Ehe. Wirtschaftliche oder – in höheren Kreisen machtpolitische (Tu felix Austria nube/du, glückliches Österreich, heirate – ein Grundsatz des Habsburgischen Kaiserreiches sein Imperium zu erweitern) – Überlegungen begründeten „ewig“ lang Eheschließungen. Wobei – jetzt abgesehen von Zwangsheiraten – auch in vielen Kulturkreisen Romantik nicht das Ausschlaggebende für Ehen ist.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Love me Tinder“

Und wer an die Liebe oder Ehe glaube sei sowieso Loser – so die kleine Publikumsbeschimpfung zu Beginn des Abends. Auch die mit Augenzwinkern. Denn kurzfristige, der Konsumlogik des Kapitalismus entsprechende/ unterworfene Bedürfnis-Befriedigung sei doch das Einzige was zähle, oder? Und das in den witzig-bissigsten Vergleichen – Beispiele dessen sind im Trailer – Link unten – zu sehen und hören. Genau die kommen dann am Abend nicht vor, dafür viele andere, teils noch viel bessere.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Love me Tinder“

Sie, er, hen

Natürlich darf an diesem witzigen Abend der Bezug auf DIE tragische Liebesgeschichte des Theaters – „Romeo und Julia“ nicht fehlen. Mit den Spielarten, dass sich die Gesellschaft weiter entwickelte und heute die Tragödie auch zwischen Romeo und Romeo, Julia und Julia oder mit Beteiligung non-binärer Typ:innen gäbe, nicht nur er und/oder sie, sondern auch hen (das aus dem Schwedischen kommende geschlechtsneutrale Personalpronomen).

Da hätte – kleine kritische Anmerkung – sich vielleicht einbauen lassen, dass es mit „Mem û Zîn“ eine ähnliche Liebesgeschichte aus dem kurdisch-persisch-afghanischen Kulturkreis gibt, die ungefähr zur selben Zeit entstanden ist wie das Stück von Shakespeare. Oder auf ähnliche dramatisierte Geschichten wie „Leila mecnun“ oder „Kherim Aslı“ oder „Laila w kais“, die im Gründungsjahr des diverCITYLABs von jungen Mitwirkenden an „Romeo & Julia freestyle“ dem Schreiber dieses Beitrages – damals noch für den Kinder-KURIER, Link unten – genannt worden sind.

Follow@kiJuKUheinz

Story über „Romeo & Julia freestyle“ – damals noch im Kinder-KURIER

https://youtu.be/lR58fofA4YA
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Love me Tinder

Ein performativer TED-Talk, der die Auswirkungen von Kapitalismus und Konsumkultur auf persönliche Beziehungen und das veraltete Ideal der Liebe erforscht.

Regie: Yosi Wanunu
Text: Yosi Wanunu & Ensemble

Ensemble: Asin Alev, Ruchi Bajaj, Vahide Caf, Tanja Josić, Jona Moro, Mirkan Öncel, Charlotte Zorell

Regieassistenz & Übersetzung: Charlotte Zorell
Kostüm & Bühnenbild: Shabnam Chamani
Video-Design: Michael Strohmann

diverCITYLAB: Aslı Kışlal & Anna Schober

Wann & wo?

Noch am 18. und 19. März 2022; 19.30 Uhr
Werk X-Meidling: 1120, Oswaldgasse 35A
Telefon: 01 535 32 00
werk-x.a -> karteninfo/

werk-x.at -> Love me tinder

divercitylab -> Love me Tinder

Weitere diverCITYLAB-Aufführungen diese Woche

The Future is Leaking

Das große Casting zum Weltuntergang im Weltmuseum
Konzept & Regie: Anna De Carlo
Künstlerische Leitung: Aslı Kışlal, Anna Schober
Ausstattung: Markus Liszt

Wann & wo?

3. und 4. Februar 2022
Jeweils 15 und 16.30 Uhr
Weltmuseum Wien: 1010, Heldenplatz
Eintritt frei – beschränkte Teilnehmer*innenzahl
Reservierungen an office@divercitylab.at

Schöne Geschichte

Dokumentarische Performance von Akrm Shir
20 Minuten, Deutsch und Arabisch mit englischen Untertiteln
Regie: Akrm Shir & Aslı Kışlal
Text & Konzept: Akrm Shir & Myassa Kraitt
mit: Akrm Shir, Abdulrahman Shir Mohammad, Layla Husain
Dramaturgie: Anna Schober
Kamera: Jasmin Selen Heinz
Ton: Murat Onur Öner

Wann & wo?

Gemeinsam mit „Passage“ – siehe weiter unten

5. Februar 2022; 19.30 Uhr
6. Februar 2022; 18 Uhr
Schikaneder Kino: 1040, Margaretenstraße 24

Tickets: schikaneder -> kinoprogramm

Passage

Ein Film von Jasmin Selen Heinz
mit: Asin Alev, Ruchi Bajaj, Vahidenur Caf, Tanja Josić, Bekim Morina, Jona Moro, Mirkan Öncel, Akrm Shir, Charlotte Zorell

Wann & wo?

Gemeinsam mit „Schöne Geschichte“ – siehe weiter oben

5. Februar 2022; 19.30 Uhr
6. Februar 2022; 18 Uhr

Außerdem – ohne „Schöne Geschichte“

7. Februar 18 Uhr
Schikaneder Kino: 1040, Margaretenstraße 24

Tickets: schikaneder -> kinoprogramm

divercitylab -> passage

divercitylab -> schoene-geschichte