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Szenenfoto aus "The Pleasure of Shame"
Szenenfoto aus "The Pleasure of Shame"
17.06.2022

Lust- und humorvolles (Schau-)Spiel um Schämen

Jugendliche des Theater:Klubs im Dschungel Wien bringen – auch sehr persönlich Vieles rund um Scham in ihrer Abschluss-Performance „The Pleasure of Shame“ auf die Bühne.

„Wofür schämst du dich?“ – Zettel mit dieser Frage und der Gebrauchsanleitung, dass die Antworten anonym bleiben und in der Performance auch nicht vorgelesen werden – bekommen die Besucher:innen von „The Pleasure of Shame“. Es ist dies die noch bis Sonntag (19. Juni 2022) zu sehende, nein erlebende, Abschluss-Performance des Theater:Klubs im Dschungel Wien.

Zwischen langen, hängenden Stoffsäulen, in denen sie sich immer wieder verstecken und zurückziehen können, öffnen sich neun Jugendliche sehr. Manchmal teils verschüchtert, zunehmend offener und lustvoller gestehen sie so manches, für das sie sich schämen oder geschämt haben. Wobei offen bleibt, ob’s die jeweils eigenen Erlebnisse sind oder solche, die im Prozess der Erarbeitung der knapp mehr als einstündigen Performance entstanden sind. Tut auch nichts zur Sache. Vieles davon kommt dir als Zuschauerin oder Zuschauer ohnehin aus eigenem Erlebnis bekannt vor.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „The Pleasure of Shame“

Befreiendes Lachen

Je länger Nikolay Chulev, Nora Czapek, Amina Guggenbichler, Flora Lasinger, Lara Matter, Alexander Ross, Elisabeth Schmidt-Schmid, Morty Schneider und Simón Serra damit und rund um das Thema an sich – auch mit zitierten theoretischen Abhandlungen – schauspielerisch, teils tänzerisch spielen, desto mehr befreien sie sich vom einschränkenden Gefühl. Durchs Gestehen und Aussprechen wird es ihnen immer weniger peinlich. Nicht nur ihr Selbstbewusstsein steigt, sondern auch der humorvolle Umgang, Spaß, Witz und letztlich brauchen sie auch ihre Rückzugs-Röhren nicht mehr, fetzen die Stoffbahnen von ihrer Aufhängung.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „The Pleasure of Shame“

Gegen Rasur-Diktatur

Aber nicht nur persönlich Peinliches kommt zur Sprache und zum Spiel, sondern auch, dass Vieles davon gesellschaftlich geprägt ist – Stichwort Body Shaming. „Gegen die Rasur-Diktatur“ begehrt etwa eine der Spielerinnen auf und lobt die Flauschigkeit ihrer Beinbehaarung. Der Ruf „Akzeptanz und Toleranz für meinen Körper!“ wird mit Zwischenapplaus belohnt. Diskriminierung und Rassismus werden in diesen Zusammenhang eingebettet und mit konkreten Beispielen von Promis – von Meghan Markle bis Serena Williams illustriert.

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Szenenfoto aus „The Pleasure of Shame“

Gäb’s nicht doch auch gute Gründe für Scham

Der weitere Aufruf, sich endlich einmal für nichts schämen zu müssen samt lustvollem, herzhaftem Abtanzen lässt letztendlich aber durchaus vermissen, dass dies bis zu einem gewissen Grad schon im Widerspruch steht mit der völlig richtigen Anklage von Diskriminierung, Rassismus oder Body-Shaming. Wäre es nicht vielleicht doch wünschenswert, wenn sich jene, die andere beschämen, dafür schämen solches zu tun – als erster Schritt damit aufzuhören?

Ach ja, die vom Publikum ausgefüllten Zettelchen mit eigenen Scham-Erfahrungen werden beim Eintritt in den Theatersaal in eine glitzernde, oben offene Disco-Kugel in einer Art Herzform geschmissen, in die Höhe gezogen und schweben sozusagen über allem und allen. Was damit passiert – ach, lassen Sie sich/lass dich überraschen.

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Szenenfoto aus „The Pleasure of Shame“
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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

The Pleasure of Shame

Theater:Klub Dschungel Wien
Performance, ca. eine Stunde; ab 16 J.

Spielleitung: Jonathan Achtsnit

Darsteller:innen sind die Teilnehmer:innen des Theater:Klubs
Nikolay Chulev, Nora Czapek, Amina Guggenbichler, Flora Lasinger, Lara Matter, Alexander Ross, Elisabeth Schmidt-Schmid, Morty Schneider, Simón Serra

Szenische Mitarbeit: Pia Harr
Bühnenbild: Anne Schartmann
Licht: Christo Novak

Wann & wo?

Bis 19. Juni 2022
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> The Pleasure of Shame

Triggerwarnung (aus dem Programmzettel): In dieser Performance werden Themen wie Suizid, sexuelle Gewalt und Diskriminierungserfahrungen behandelt bzw. Narben und Nacktheit gezeigt. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.