KiJuKU-Interviews mit einigen preisgekrönten Literat:innen bei der Preisverleihung von „Ohrenschmaus“
Am Rande der Verleihung der jüngsten Literaturpreise „Ohrenschmaus“ – selbstverständlich unter Corona-Bedingungen – konnte der KiJuKU -Reporter auch einige Interviews führen. Gleich beim Eingang fand ich eine Gruppe von „schreibwütigen“ Menschen, deren Texte es auf die Ehrenliste und einer sogar unter die drei Hauptpreisträger:innen geschafft hatten. Sie alle sind teil der Literaturgruppe Kunst St. Pius im oberösterreichischen Peuerbach.
Michael Wilhelm und seine 15 knappen und so dichten Zeilen über sich, aber auch über das ständige Streben, Mensch zu sein, wurden schon im ersten Beitrag über diesen besonderen Literaturpreis gewürdigt. Jurymitglied Heinz Janisch, vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich selbst mehrfach preisgekrönt, hatte eine fast Gänsehaut-lobrede (Laudatio) gehalten.
Der Preisträger selbst sagt zu KiJuKU: „Ich bin zufällig vor vielen Jahren zur Literaturgruppe gekommen, das ist schon lange her, ungefähr 1985, damals in meinen 20ern. Ich liebe Wortspiele und hab schon immer gerne scherzhaft Wörter gereimt.“
In der Literaturgruppe, die sich wegen Corona nicht so oft treffen konnte, gibt die Betreuerin, Resi Klaffenböck, Themen als Schreib-Aufgabe. In 1 ½ bis 2 Stunden schreiben die Literat:innen dann dazu. „Eigentlich wollte ich ja einen ganz anderen Text einsenden, der war über Corona aber viel, viel zu lange. Und dann hat die Resi gemeint, schick doch das kurze Gedicht „Was ich alles bin“ ein. Na gut, hab ich mir gedacht!“
War offenbar eine gute Anregung/Entscheidung.
Aber auch drei andere Mitglieder dieser Literaturgruppe schafften es mit ihren Texten entweder auf die Ehrenliste oder mit Mut-Gedanken auf die Schoko-Beilage. Sylvia Hochmüller, die in einem früheren Jahr sogar eine der Hauptpreisträger:innen war, trägt ihren Text sozusagen fast sichtbar: „Die bunten Farben“. Darüber schrieb sie berührende Sätze, unter anderem: „Die Regenbogenfarbenstrahlung möchte ich dazu tun in mein Herz, in meine Seele. In meinen Körper eigentlich. Das kann ich mein Leben lang erhalten. Das probiere ich.“
Und farbenfrohes strahlt Hochmüller mit ihrem Lächeln, aber auch in so manchem Kleidungsstück aus.
Inge Weinberger und Herbert Schinko mach(t)en in noch kürzeren Texten wie Michael Wilhelm Mut, wobei die Erstgenannte in diesem Satz ebenfalls wie ihre Kollegin auf bunt steht. Unter anderem schrieb sie: „… Liebe bunte Farben. … nach dem Regen kommt der Regenbogen“ und ihr Kollege begann mit „Es macht Mut, wenn ich Freude habe .., “ – siehe auch im Bereich „Einfach“.
Zu einem anderen Bericht über den aktuellen Literaturpreis „Ohrenschmaus“ geht es hier
Unter der Schirmherrschaft von Felix Mitterer wurde der Literaturpreis Ohrenschmaus nun zum 14. Mal vergeben. Ausgezeichnet werden stets Texte von Menschen mit Lernbehinderung und Schreibtalent. Dabei werden die Fähigkeiten und nicht die Defizite der Autor:innen in den Mittelpunkt gestellt.
Der Preis ist mit € 3.000,- dotiert und wird an 3 Hauptpreis-träger:innen verliehen. Zusätzlich gibt es auch die Schokoladenpreise: Heuer wurden 15 Texte ausgezeichnet und sind in der Banderole der Ohrenschmaus-Zotter MUT-Schokolade zu lesen: Ohrenschmaus -> Schokotexte
77 Autor:innen haben 2020 zum Ohrenschmaus eingereicht. Die prominente Jury setzt sich neben Schirmherr Felix Mitterer aus den Autor:innen und Kulturschaffenden Günter Kaindlstorfer, Vea Kaiser, Eva Jancak, Heinz Janisch und Ludwig Laher zusammen.
Der Literaturpreis Ohrenschmaus wurde von Dr. Franz-Joseph Huainigg ins Leben gerufen und wird seit 2007 jährlich verliehen. Die Autor:innen mit Lernbehinderung bieten authentische und einzigartige Einblicke in ihr Leben und Denken. Die ausgezeichneten Texte überzeugen ausschließlich durch ihre Qualität. Oder um es mit den Worten von Ohrenschmaus Jurymitglied und Schirmherr Felix Mitterer auszudrücken: „Kein Mitleidsbonus, keine Peinlichkeit – einfach Literatur!“
Viele Texte können – nach und nach – hier und später alle auf der Ohrenschmaus-Homepage nachgelesen werden: Ohrenschmaus.net/texte