„Lover’s Disco(urse)“ von VRUM Performing Arts Collective im Dschungel Wien.
Liebe – kaum ein Thema, das nicht so oft und auf unterschiedlichste Weise besungen wurde/wird. Selbst vielfältigste Erscheinungsformen davon samt so manch schmerzlichen Begleiterscheinungen wurden und werden auf Bühnen bespielt und thematisiert. Selten zuvor wurde sie, die Liebe, jedoch so lust- und kraftvoll, divers, mit Tiefgang und doch viele Leichtigkeit, mehr als einem Schuss Humor und vor allem mitreißend inszeniert wie in „Lover’s Disco(urse)“ des Performing Arts Collective VRUM im Dschungel Wien.
Tatsächlich ist die Bühne im großen Saal des Theaterhauses Dschungel Wien wie eine Art Disco aufgebaut, bei der das Publikum wegen noch immer geltender, Corona-Maßnahmen nicht viel mehr konnte als im Sitzen mitschwingen und begeistert -klatschen. Im Hintergrund mit einem DJ und Musiker – Imre Lichtenberger Bozoki – an den Reglern, der das Geschehen vor ihm ansagt und irgendwie orchestriert. Grandiose Tänzer*innen, die teils auch überraschend toll singen – Gat Goodovitch, DaDa JV, Milano Leeb, Bandi Meszerics, Giordana Pascucci und Maira Darja Horvath – setzen sich überzeugend mit Aspekten dieses so großen Gefühls auseinander.
Ausgangspunkt der Gruppe war die Idee der künstlerischen Leiterin von VRUM, Sanja Tropp Frühwald, sich mit Roland Barthes‘ „Fragmente einer Sprache der Liebe“ auseinanderzusetzen. Der französische Autor hatte ursprünglich 80 Stichworte zusammengetragen, in denen er über Liebe schrie, die er in späteren Auflagen ergänzt und erweitert hatte. Auf dieser Basis brachten die beteiligten Bühnen-Künstler*innen eigene, sehr persönliche Geschichten, Erinnerungen und Bezüge ein. Daraus baute Cornelius Edlefsen Text und Dramaturgie, Mael Blau ließ sich Bühne mit vielen Spiegelfolien und Kostüme einfallen, Tom Barcal sorgte fürs passende Licht.
Und die Truppe sorgt für fulminante 1 ¼ Stunden, die sie schon vor dem Theatersaal mit teils umwerfenden, artistischen Tanzeinlagen, vor allem Bandi Meszerics, starten. Selbst niederschmetternde Erinnerungen an Katastrophen der Liebe arten nie in depressiver Stimmung aus. Grundtenor: Liebe zahlt sich aus, lass dich dazu hinreißen.
Phasenweise wirkt nur der Saal fast zu klein oder niedrig für die geballte Energie, die das Bühnen-Septett ausstrahlt. Und so ganz nebenbei, nie auch nur mit dem hauch von krampfhaft transportiert „Lover‘s Disco(urse)“, dass jedwede sexuelle Orientierung, Alter usw. wurscht sind, Liebe ist vielfältigst, übrigens inklusive Liebe zu sich selbst.
Lover’s Disco(urse)
„Fragmente einer Sprache der Liebe“ (Roland Barthes) und „Lover´s Disco(urse)“
VRUM für junges Publikum; Koproduktion mit Dschungel Wien und Kliker Festival (Kroatien)
Konzept & Choreografie: Sanja Tropp Frühwald
Performer*innen: Gat Goodovitch, DaDa JV, Milano Leeb, Imre Lichtenberger Bozoki, Bandi Meszerics, Giordana Pascucci & Maira Darja Horvath
Dramaturgie & Text: Cornelius Edlefsen
Bühne & Kostüm: Mael Blau
Licht: Tom Barcal
Komposition: Imre Lichtenberger Bozoki
Produktion, Kunstvermittlung: Melika Ramić
Regieassistenz: Till Frühwald
Bühnen- & Kostümassistenz: Camilla Smolders
Wann & wo?
Bis 28. Juni 2021
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien ->Lover’s Disco(urse)