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Szenenfoto aus "Horses"
Szenenfoto aus "Horses"
30.10.2022

Nicht nur Katzen können singen, tanzen und spielen

„Horses“ ein intelligentes, genial gespieltes, musiziertes und gesungenes (Anti-)Musical verdient eine Wiederaufnahme auf größerer Bühne mit Platz für deutlich mehr Publikum.

Begeisterungsstürme für ein (Anti-)Musical im musical-verrückten Wien. Und das zu Recht. Wann „Horses“ – hoffentlich – und wo – im besten Fall in einem weit größeren Theater – sowohl für mehr Zuschauer:innen auf einmal und weniger gedrängter Bühne – zu sehen, hören und erleben sein wird?

Sowohl die schräge Story mit all ihren Wendungen, Verästelungen und Plot-Twists, als auch das grandiose Schauspiel-Team und die vielfältige Musik hätten, nein haben es sich verdient. 

Bekannte hochqualitative Größen

Wir erlebten bekannte Größen, die für Qualität bürgen wie die Musiker und Komponisten Imre Lichtenberger Bozoki, Georg Breinschmid und Martin Hemmer, der auch als Pferd Che Guevara auf dem bedrohten Pferdehof der esoterisch angehauchten Erbin Birgit glänzt sowie die grandiosen Schauspielerinnen Claudia Kottal als lebenslustige und doch hinterfragende Birgit und ihre Mit- und Gegenspielerin Suse Lichtenberger, die in die Rolle der besagten Erbin schlüpft. Überzeugend abgehoben, als der Hof den Bach runterzugehen droht, jammert sie, nichts zu haben als vier Wohnungen in Wien. Und du nimmst ihr das in dem Moment auch ab. Das ist die Parallelgesellschaft reicher Erb:innen. 

Neu-Entdeckungen

Und dann brachte diese Geschichte rund um den jungen René, der auf diesem Pferdehof in eine andere Parallelgesellschaft gerät als dessen Darsteller eine wahrhaft talentierte Entdeckung: Ivan Vlatković, erst 23 Jahre jung. Auch eine Überraschung: Barbara Kramer, die vom Spiel auf der Violine in die Rolle der nicht kochen könnenden Maria switcht, die sich gegen Ende als verdeckte Ermittlerin outet. Der Verfassungsschutz vermutete anarchistische Umtriebe am Hof, auf dem Pferd Che erkrankte. Doch die seien alle so unorganisiert und chaotisch, dass davon keine Gefahr ausgehe, so „Maria“, mit reschem Humor von der Akteurin angelegt.

Zweites Pferd

„Gut Mensch“ heißt dieser Hof, nimmt sich ein hehres Ziel vor, das dem Namen alle Ehren machen würde: Pferde, Geflüchtete und (wirtschaftliche) Führungskräfte sollen in einem Projekt zusammenkommen und miteinander arbeiten. Gefühle sind wichtig, hinterfragen von Macht-Strukturen usw. Aber ist das wirklich so, oder nur ein Vorwand, um öffentliche Gelder zu kriegen? Und will sich der Bürgermeister – gespielt vom Rollenwechsler Christian Strasser, der auch einen Polizisten mimt und während des Probenprozesses ein zweites Pferd erfand. „Es hieß ja von Anfang an Horses und nicht Horse.“

Witz und musikalische Bandbreite

So ernst der Plot klingt, so humorvoll und intelligent witzig – ohne auf billige Pointen zu setzen – sind die rund zwei Stunden (eine Pause). Und so breit und vielfältig ist die Musik – Rock, Pop, Jazz, Wienerlied, Punk. Und das nicht irgendwie wild gemischt, sondern zu einem organischen Ganzen verwoben (Buch & Songtexte: Johannes Schrettle) und exaktest gespielt – vom Schlagzeug bis zur Geige, vom Kontrabass über die Trompete bis zur E-Gitarre von den links und rechts auf der Bühne zwischen und vor Strohballen platzierten Instrumental-Ensemble.

Bitte, wieder aufnehmen!

Trotz der mehrfachen Verschiebungen – das Stück war schon 2020 geplant, die Premiere mehrmals den diversen Lockdowns zum Opfer gefallen – war es im Werk X am Wiener Petersplatz voll überlaufen. Selbst am letzten Abend schafften es nicht alle von der Warteliste auf einen Platz im Theater. Es wäre aber jammerschade wenn es nicht eine Wiederaufnahme, dann gleich in einem größeren Saal gäbe. Es müssen nicht immer Katzen große Bühnen und Häuser – mit viel öffentlicher Unterstützung – füllen!

Oder es könnte einen Zyklus tierischer Musicals geben. Neben dem hochgeförderten „Cats“ und diesem genialen „Horses“, gäb’s auch noch das kuh-le „Cows“ von Katharina Krause und Daaniel Karanitsch, das vor zwei Jahren im Wiener Off-Theater lief – Link zu einer Besprechung (damals noch im Kinder-KURIER) unten.

Follow@kiJuKUheinz

Kinder-KURIER -> Cows

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Horses

Musical von Johannes Schrettle & Imre Lichtenberger Bozoki
Eine Produktion von Splitscreen Entertainment in Kooperation mit WERK X-Petersplatz

Inszenierung: Imre Lichtenberger Bozoki
Buch & Songtexte: Johannes Schrettle
Komposition: Georg Breinschmid, Martin Hemmer, Imre Lichtenberger Bozoki, Moritz Wallmüller
Schauspiel
René: Ivan Vlatković
Sabine: Claudia Kottal
Birgit: Suse Lichtenberger
Polizist, Bürgermeister, zweites Pferd: Christian Strasser
Pferd Che Guevara: Martin Hemmer
Maria – und Live-Geige: Barbara Kramer
Live-Musik
Trompete: Imre Lichtenberger Bozoki
Kontrabass und Walter: Georg Breinschmid
Cello: Rebekka Rennert
Schlagzeug: Jörg Haberl
E-Gitarre und Keyboard: Moritz Wallmüller
Choreografie: Sanja Tropp Frühwald
Bühne: Nanna Neudeck
Bühnenassistenz: Lenzo
Kostüm: Aleksandra Kica
Licht: Tom Barcal
Tontechnik: Gracia-Leticia Gabriel, Alex Bossew
Dramaturgie: Veronika Maurer
Regieassistenz: Sophie Berghäuser
Outside Eye (Dramaturgische Beratung): Sara Ostertag
Produktionsleitung & Öffentlichkeitsarbeit: Magdalena Stolhofer
Social Media: Suse Lichtenberger
Grafisches Konzept & Layout: Apollonia Bitzan, Paul Busk
horsesmusical

Wann & wo?

9. bis 14. März 2024
Theater am Werk – Kabelwerk
1120, Oswaldgasse 35A
Telefon: Telefon 01 535 32 00
reservierung@theater-am-werk.at
theater-am-werk -> horses
Zu einem Trailer geht es hier