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Szenenfot aus dem Stück "Esel"
Szenenfot aus dem Stück "Esel"
12.05.2021

Nicht störrisch, sondern „meinungsstabil“

Performance-Gruppe spielt „Esel“, baut eine Brücke und Vorurteile gegenüber den Grautieren ab.

Zwölf Holzleisten mit Einkerbungen und zehn Rundhölzer bauen die sechs Performer*innen auf der Bühne Stück für Stück zusammen, während das „Publikum“ den Saal betritt. Unter Anführungszeichen deswegen, weil es sich noch (!) um eine der mehr als ein Dutzend „Geister“-Premieren im Dschungel Wien handelte. Weshalb nur das erweiterte Team – und wenige Gäste sowie der KiJuKU-Reporter dem Abschluss der Probenarbeiten von „Esel“ der schallundrauch agency zuschauen durften. Übrigens alle – auf, hinter und vor der Bühne voll freudig aufgeregt, weil kurz zuvor Wiens Bürgermeister bekannt gegeben hatte, dass am 19. Mai (2021) auch in Wien wieder Publikum ins Theater und Kino darf. Es muss künftig also nicht – wie in den vergangenen Monaten – geprobt werden, ohne zu wissen, wann und ob überhaupt wieder gespielt werden kann. Denn für so manche Stücke stehen die Mitwirkenden ja nicht immer zur Verfügung.

Irgendwie erinnert die Konstruktion, die Gabriele Wappel, Janina Sollmann, Michael Haller, Martin Wax, Sascha Becker und – neu im Team – Lena Maya Turek aufbauen an die berühmte Leonardo-da-Vinci-Brücke. Dort halten ausschließlich ineinander verspreitzte Hölzer. Sicherheitshalber gibt’s hier auch Einkerbungen und zuletzt auch noch Seile, die das Ganze zusammenhalten. Die „Esels“-brücke ist gebaut.

Rund um diese, drunter und auch darauf spielen die genannten Tänzer*innen, Musiker*innen und Schauspieler*innen in den folgenden 1 ¼-Stunden Szenen rund um ihre Begegnungen mit Eseln ebenso wie aus den Recherchen und Erkenntnissen, wie Esel sind, agieren und was sie ganz sicher nicht sind: dumm und sinnlos stur. „Meinungsstabil und eigenverantwortlich“, so zitieren sie Michaela Jeitler, Tiertrainerin und Leiterin der Ausbildungsstätte für integrative tiergestützte Pädagogik am Schottenhof Wien. Dort freundeten sich alle sechs selbst mit den drei Vierbeinern Ayat, Enyetto und Sina an.

Hin und wieder flechten sie solche Erkenntnisse sowie Fakten über Esel ein, ansonsten singen, tanzen, turnen, musizieren die sechs verspielt als menschliche Herde oder in Kleingruppen – aber niemals allein gegen Vorurteile gegenüber Eseln an und auf. Bis sie nicht zuletzt die berühmte Szene aus Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ im Eilzugstempo nachspielen. In der verpasst der listig-lustige mit Zauberkräften ausgestattete Puck dem Leiter der schauspielenden Handwerkstruppe, Zettel, einen Eselskopf. Passend nicht nur von der Figur, sondern weil auch diese Szene des großen Meisters stark humor-gewürzt ist und schon auf (Selbst-)Ironie aufbaut. Etwas das auch die von persönlichen Recherchen und Erlebnissen ausgehenden Performances der schallundrauch agency kennzeichnet.

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Esel
Performancestück mit Tanz und Live-Musik über das Störrische in uns
ca. 70 Minuten; ab 13 Jahren

Inszenierung: Gabriele Wappel
Performance, Musik und Stückentwicklung: Gabriele Wappel, Janina Sollmann, Michael Haller, Martin Wax, Sascha Becker, Lena Maya Turek
Dramaturgie: Janina Sollmann
Bühne, Kostüme: Michael Haller

Workshops: Martin Wax
Stimmtraining: Sascha Becker
Regie-Assistenz: Lena Maya Turek, Sara Wilnauer
Coaching: Frans Poelstra
Musikalische Coaches: Sebastian Radon, Elina Lautamäki, Sara Wilnauer
Licht-Design: Christo Novak
Licht-Beratung: Silvia Auer

Danke an: Renate Hornstein, Michaela Jeitler (Voltigiertherapeutin und Reitpädagogin); Ayat, Enyetto und Sina (die Esel vom Schottenhof)

Wann & wo
21. bis 22. Dezember 2021
27. bis 30. Juni 2022
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> Esel

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