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Szene mit Pferd und Einhorn
Szene mit Pferd und Einhorn
08.07.2023

Rapunzel mit Kurzhaar, (junge) Zauberblumen und Gnom:innen

Zu Besuch bei der diesjährigen Premiere im Märchensommer-Schloss Poysbrunn (Niederösterreich); Interviews mit einigen der Kinder-Darsteller:innen.

Die neue Frisur ist – urkurz und glatt. Die langen zu Zöpfen geflochtenen Haare sind fast allgegenwärtig am und im Schloss. Gleich einmal beim Turm in dem die namensgebende Figur eingesperrt ist und an vielen Wänden und im Bühnenbild der Schluss-Szenen gar als ganze Vorhänge. „Rapunzel – neu frisiert“ heißt die Jubiläumsproduktion des Märchensommers im Weinviertler Schloss Poysbrunn. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… war bei der Premiere (6. Juli 2023), sprach davor mit einigen der Kinder-Darsteller:innen von Zauberblumen und Gnom:innen und konnte/musste – wie der Großteil des Publikums – bei etlichen Szenen wegen des Spiel- und so mancher Wortwitze viel lachen.

Märchenschloss

Gibt es ein Gebäude, das als Kulisse für ein altes Märchenschloss hergerichtet werden müsste, könnte die Bühnenbauer:innen getrost Anleihe bei dem von Poysbrunn im niederösterreichischen Weinviertel nehmen. Das dachte sich vor mehr als eineinhalb Jahrzehnten auch die Intendantin des Märchensommers und Regisseurin der Stücke (Nina Blum) und pflanzte ihre neuen bzw. neuen – frei bearbeiteten – Märchen-Theaterstücke mit Musik einfach hierher.

Die Mauern weitgehend von Grünpflanzen bewachsen, ein kleines Wäldchen im Garten, Hügel, ein Turm und so weiter. Seit einigen Jahren wird – wegen des großen Andrangs – neben dem Schloss noch ein riesiges Zelt aufgebaut. Auf der dortigen großen (Dreh-)Bühne steigen einige der Szenen – für das gesamte Publikum auf einmal. Denn dazwischen machen sich Zuschauer:innen jeweils mit einer/einem der Protagonist:innen auf interessante Wanderschaft durch Räumlichkeiten des Schlosses wo einzelne Szenen stattfinden. Dazu gilt es auch so manche, teils hohe, Stufen und Stiegen zu überwinden, womit – kleiner Wermutstropfen – das Stationen-Theater allerdings nicht barrierefrei ist.

Die Story

Ins Zelt geht es nach der ersten Szene, die rund um einen Turm-Balkon startet. Den Turm – und nicht nur diesen, sondern viele Teile im Schloss zieren prall gefüllte zu „Zöpfen“ geflochtene Stoffbahnen. Rapunzel (Patrizia Leitsoni) selbst erscheint aus dem Turmzimmer auf dem Balkon – mit Kurzhaarfrisur. Sie muss immer wieder ihre Haare schneiden und für die „haarfee“ spenden. Und nicht allein, sondern in Begleitung eines grünen, großen Haustieres namens Lucy, einem Chamäleon (Adriana Zartl, bei einigen Vorstellung speilt diese Rolle Veronika Rivó). Onkel Tim (Daniel Ogris) besucht sie, bringt ihr Limonade und Kuchen, säuselt, wie lieb er die Nichte hat, schärft ihr aber ein, weder den Turm zu verlassen noch Besuch zu empfangen.

Da tauchen Prinz Felix (Johannes Kemetter) und sein Pferd (Christian Kohlhofer, manches Mal auch Bernhard Viktorin) auf. Dieses stellt sich als stolzer Ferdinand, der Dritte aus uraltem Lipizzaner-Adel vor und betont obendrein mit Kleiner Onkel, dem bekannten Pferd von Pippi Langstrumpf, verwandt zu sein. Eben frisch lackierte Hufe, kann er den Prinzen aber gar nicht tragen, umgekehrt muss der den Gaul huckepack transportieren – auf der Wanderschaft bettelte er Zuschauer:innen an, dass diese ihn tragen.

Die beiden Duos kommen ins Gespräch. Warum auch immer, hatte sich Rapunzel an Tims strenge Auflagen gehalten, wollte nie selber die engen Mauern jenseits des Balkons verlassen. Selbst das aufmüpfig-freche Chamäleon ließ sich gefangen halten. Da müssen erst die beiden Männer – Prinz und Pferd – daherkommen, um ihr von der Freiheit der Welt vorzuschwärmen und in ihr die Sehnsucht nach Freiheit zu erwecken.

Bleibt ja auch rätselhaft, wieso im Original Rapunzel zwar so starke Haare auf ihrem Kopf hat, dass der rettende Prinz daran hinaufsteigen kann, sie aber nicht selbst an ihrem langen Haar den Turm hinunter klettert.

Wie auch immer: Ab nun – also wenn Rapunzel und Lucy mit Felix und Ferdinand auf Entdeckung der Welt gehen -, passiert Abenteuerliches. Zwei Gnomenkinder entführen den Prinzen und das Publikum muss nun mit der/dem jeweiligen Protagnoist:in – Rapunzel, Chamäleon oder Pferd – auf der Schlosstour herausfinden, wo sich der Prinz befindet und sich bemühen, draufzukommen, wie er befreit und rückverwandelt werden kann.

Viel mehr sei nicht verraten (Text: Michaela Riedl-Schlosser, Musik: Andreas Radovan). Nur so viel, es gibt noch einen bösen Zauberer, eine Gnomin (Gudrun Nikodem-Eichenhardt) und einen Gnom (Tobias Eiselt, der auch große Zauberblume spielt), viele Gnomenkinder, Zauberblumenkinder (bei den vielen Vorstellungen kommen viele verschiedene Kinder dran) – und ein Einhorn (gespielt von der Darstellerin der Gnomin, die übrigens auch alle Liedtexte geschrieben hat). Ach ja, natürlich endet auch dieses neu geschriebene Märchen – nach knapp mehr als 1 ¼ Stunden – happy.

Cool, verbotene Wörter sagen zu dürfen

Ziemlich unaufgeregt, gar nicht nervös stellen sich einige der Kinder, die Zauberblumen bzw. Gnom:innen spielen den Interviews mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr…

Die Gnom:innen, die rund eine Stunde bevor das Stück wirklich anfängt – bei der Premiere halten einige, manche sogar sehr lange Eröffnungsreden – schon voll verkleidet kommen sind in echt Linus (6), Oskar (6), Mattis  (7), Finn (5) und die neunjährige Johann. Die spielt in manchen Vorstellungen statt einer Gnomin eine der Zauberblumen. Übereinstimmend sagen alle spontan, „Gnom spielen macht Spaß“. Auf die Nachfrage des Reporters, was an dieser Rolle so viel Freude bereitet, meinen manche „dass wir den Prinzen entführen dürfen“. Das gilt allerdings immer nur für zwei der jungen Gnom:innen. Bei der Premiere durften die beiden erstgenannten jungen Gnomen-Darsteller diese Aufgabe übernehmen. Aber was nicht nur die beiden, sondern auch ihre Kolleg:innen, mit einem Lächeln bis lustvollem Lachen an ihren Rollen unbändigen Spaß macht: „Wir haben einen Spruch, den wir sagen mit Wörtern, die wir sonst nie sagen dürfen.“ Natürlich will Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… den Spruch wissen. Auch wenn er später bei der Aufführung natürlich mehr-, nein vielfach fällt, verraten die fünf Gnom:innen ihn schon jetzt. Und wir ihn hier – auch für jene, die die Aufführung vielleicht gar nicht sehen werden: „Krötenschleim und Furzendreck, Ochsenhirn und Vogelpipi“.

Mehr zu tun

Zwei Valeries (7 und 11 Jahre) und Elsa (noch 6) finden ihre Rollen als Zauberblumen – und damit natürlich auf der Seite der Guten – „viel cooler als die von Gnomen“. Was sie daran besser finden, will daraufhin natürlich der Journalist wissen. „Als Zauberblumen haben wir viel mehr zu tun“, sagen sie fast im Chor. Alle drei sind nicht zum ersten Mal bei einem Stück des Märchensommers im Einsatz, die beiden Jüngeren zum zweiten, die Elfjährige sogar schon zum vierten Mal. Valerie, Valerie und Elsa gefällt an den Zauberblumen aber nicht nur, dass sie mehr zu tun haben, sondern „das Gemeinsame, dass wir alle miteinander tanzen“.

Märchenfiguren

Die Märchenstücke im Schloss strahlen seit einigen Jahren schon auf den ganzen Ort Poysbrunn aus, das sich seit zwölf Jahren „Märchendorf“ nennt. Viele Bewohner:innen haben Märchenfiguren gebastelt, ausgesägt, gebaut und vor die Häuser in den Garten oder auch an den Straßenrand gestellt. Selbst auf dem Weg vom Schloss zum abseits gelegenen Gäst:innen-Parkplatz finden sich zwei – eines für den „gestiefelten Kater“, der Ausgangspunkt fürs nächstjährige Märchen wird, und eine besonders aufwändige Installation zum „tapferen Schneiderlein“ samt sogar altem Nähmaschinen-Tisch in einer offenen Holzhütte.
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Älterer Märchensommer-Bericht, damals noch im Kinder-KURIER

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Rapunzel – neu frisiert

Stationentheater (nicht barrierefrei); sehr frei nach der Grimm’schen Märchensammlung, die es wiederum aus dem Märchen Petrosinella aus  Giambattista Basiles Sammlung Pentameron übernommen hatte
Rund 1 ¼ Stunden

Text: Michaela Riedl-Schlosser
Regie, Intendanz des Märchensommers: Nina Blum
Liedtexte: Gudrun Nikodem-Eichenhardt
Musik, Komposition: Andreas Radovan

Schauspiel, Gesang, Tanz
Rapunzel: Patrizia Leitsoni
Chamäleon Lucy: Adriana Zartl
Gnom/ Zauberblume: Tobias Eiselt
Prinz Felix: Johannes Kemetter
Pferd Ferdinand: Christian Kohlhofer
Gnomin/ Einhorn: Gudrun Nikodem-Eichenhardt
Onkel Tim/ Böser Zauberer: Daniel Ogris

Zweitbesetzung Chamäleon: Veronika Rivó
Zweitbesetzung Pferd: Bernhard Viktorin

Gnomkinder und Zauberblumen
Bei der Premiere: Oskar Athansiadis, Elsa Halder, Johanna Jilli, Maximilian Mangott, Maria Mauthner, Valerie Maxian, Linus Nikodem-Eichenhardt; Valerie Riemerth, Hannah Riemerth, Theresa Steinwender, Finn Zimmermann, Mattis Zimmermann
Bei weiteren Vorstellungen: Ida Ehrenfried, Flora Eder-Marquardt, Helena Fuhrmann, Olivia Fuhrmann, Georg Hörwein, Sophie Mader, Sebastian Mader, Isabell Marhofer, Hannah Marhofer, Anna Martin, Maria Martin, Magdalena Martin, Annika Nagl, Jasmin Nagl, Serafina Neukam, Livia Perka, Niklas Petzer, David Ruis, Nils Schertler, Emil Schmidt, Rosmarie Schodl, Michael Schweinhammer, Marlies Schweinhammer, Martin Schweinhammer, Florentina Skoda, Luise Skoda, Isabella Teufl, Lilli Trunner, Marie Uhl, Zoe Vinzens, Saphira Wollinger-Umlauf

Team hinter den Kulissen
Dramaturgie: Margit Mezgolich
Choreografie: Kathleen Bauer
Bühnenbild: Marcus Ganser
Kostüme: Agnes Hamvas
Maske: Helmut Fixl
Produktionsleitung: Maria Mangott

Probenleitung Musik: Bela Fischer
Stylistin Schloss: Viktoria Sabeditsch
Bühnenbau: Martin Gesselbauer
Tontechnik: Florian Frech, Aleks Ferstl
Lichtdesign: Bernhard „Fips“ Fürnkranz
Grafik: Martin „Dino“ Hesz, Devi Saha, Angelika Krenn-Hazmuka

Regie-Assistenz: Patricia Schröter
Produktions-Assistenz: Julia Magner
Kostüm-Hospitanz: Sophia Posekany, Anabell Schimpf
Tonverleih: Walter Till
Lichtverleih: Reinhard Winkler

Wann & wo?

Bis 27. August 2023
Freitags: 16 Uhr
Samstags und Sonntags: 11 und 16 Uhr
Zusatzvorstellungen: Donnerstag, 20. Juli, 16 Uhr; Montag, 15. August, 11 und 16 Uhr; Donnerstag, 17. August, 16 Uhr
Schloss Poysbrunn: 2161, Schloßstraße 31

Lange Nacht des Märchensommers
29. Juli 2023; 20 Uhr
Das Märchensommer-Team lädt zu einer Reise zurück in die vergangenen 15 Märchensommerjahre. Zu Live-Musik von Andreas Radovan und Bela Fischer jr. werden die Hits aus vorangegangenen Märchen-Stücken ebenso aufgeführt wie Geschichten daraus.
Mit dabei: Nina Blum, Tobias Eiselt, Christian Kohlhofer, Johannes Kemetter, Patrizia Leitsoni, Gudrun Nikodem-Eichenhardt, Daniel Ogris und Veronika Rivó
Märchen-Erzählplatz: Märchensommer-Allee, direkt neben dem Märchensommer-Parkplatz (bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung im großen Spielzelt im Schloss Poysbrunn statt)

maerchensommer.at