„Pleasant Land“ (Angenehmes Land) – ein englisch-italienisches Gastspiel beim Puls-Festival im Dschungel Wien.
Das „angenehme Land“ spielt sich als TV-Show zwischen Regalen mit mehr als vier Dutzend Kartons ab. Die zwei „Lagerarbeiter“, die zu Beginn die Show betreten, entpuppen sich als Live-Musiker. Ivan Stott und Roman Lukać liefern den Sound-Track sowohl zu den Show-Auftritten der bald danach hinter Boxen in den Regalen auftauchenden drei Moderatorinnen Tajá Luegáèzor Christian, Linh Huynh und Josie Morley als auch den zu jenen Szenen, in denen das Trio über sich und Schlaglichter auf ihr Leben erzählend spielt.
„Pleasant Land“ war eines der internationalen Gastspiel beim Puls-Festival im Dschungel Wien, bei dem Stücke gezeigt wurden, die in Kooperation Theaterschaffender mehrerer Länder entstanden sind (ConnectUp, unterstützt durch das Creative Europe Programm der EU). „Angenehmes Land“ brachte das Derby Theatre aus England und das Teatro Elsinor aus Italien zusammen. Thema: Identität(en).
Das englische Theater und Regisseurin Sarah Brigham hatten zunächst über neun Monate hinweg mit vielen Schülerinnen und Schülern zu diesem Thema in Workshops gearbeitet. Was und wie sie eingebracht haben ist in die Entwicklung des Stücks eingeflossen. Und so „prüfen“ die drei Moderatorinnen zunächst einmal das Publikum ein wenig in Sachen Zuordnungen – welche Musik und anderen Dinge sie wem der drei Schauspielerinnen zuordnen würden. Diversität – unterschiedlichste Backgrounds des Trios (Schwarz, Weiß, Vietnam) – erzeugen nicht selten „Einsortieren“ in Schubladen. Die Vielfalt des Qintetts erweitert einer der Musiker (Roman Lukać) mit dem Anstimmen der Roma-Hymne „Dzelem Dzelem“.
Das Spiel rund um Klischees und ihr Durchbrechen wird so in dieser Stunde zum lockeren Spiel, womit sich vielleicht sogar leichter verfestigte Bilder im Kopf lockern lassen können. Nicht zuletzt durch das aktivierende Ende – mit verteilten Buntstiften und Zetteln, auf die die Zuschauer:innen sich selbst in eine Box zeichnen können, wie sie sich und ihre Zugehörigkeit definieren. Außerdem laden die beiden Musiker das Publikum ein, mit ihnen und den drei Schauspielerinnen einen Song der Hoffnung – auf englisch – zu singen (Text auf der Rückseite des verteilten Zeichenblattes). Der beginnt mit „einem Schlüssel zum Unbekannten“ und endet mit, dass dieser „in meiner Hand liegt“. Ein „Schlüssel“ zum Entsperren von vorurteils-Schubladen sozusagen. Und ein weiter Weg bis dahin.
Einen „sehr, sehr langen Weg“ beschreibt auch der Text der oben schon angesprochenen Roma-Hymne, heißt doch die erste Liedzeile „Djelem djelem lungone dromesa“ (Auf meinem sehr, sehr langen Weg) und setzt sich fröhlich und optimistisch fort: „djelem djelem lungone dromesa/ Maladilem bachtale romenza“ (auf diesem sehr, sehr langen Weg/ Begegneten mir viele glückliche Roma).
Kleine Anmerkung – selbst die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Identitäten samt Vorurteilen und Aufbrechen von Schubladen hat offenbar nicht verhindert, dass im ausgeteilten Blatt mit den Songtexten Roma mit dem englischen Pendant zum deutschen Z-Wort übersetzt wurde – einem Begriff, den Angehörige der Roma, Sinti, Jenischen usw. spätestens seit der ersten internationalen Roma-Konferenz 1971 (!)ablehnen.
Schauspiel; ab 12 Jahren; eine Stunde
Internationales Gastspiel: Derby Theatre (Großbritannien) + Teatro Elsinor (Italien)
Regie: Sarah Brigham
Text: Nathan Powell
Choreografie: Aishwayra Deshpende
Performer:innen: Tajá Luegáèzor Christian, Linh Huynh, Josie Morley
Musik: Roman Lukać, Ivan Stott
Ausstattung: Annamaria Cattaneo
Regie-Assistenz: Andy Mandiou /, Ivan Stott
Inspizienz: Daniel Ellis
Vermittlung: Sarah Hailstones, Rosa Cisneros
Produktion: James Bennett