Gratis-Kinderfreunde-Musical „Das Geheimnis von Jabadu“ muss verschoben werden – und findet im Frühjahr statt. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … war gerade bei den Proben, als diese Botschaft kam.
Der böse Kakerlak hat (Georg Hasenzagl) gerade – dank der magischen rosa Brille seiner Mutter – Aquaria (Anna Fay) dazu gebracht ihm die machtvolle Zauberkette mit sieben Sternen zu geben, da warten alle auf den Auftritt der Polymera. Ihres Zeichens Umweltmonster und Kakerlaks Mutter. Sie hatte ihn ausgeschickt, die Kette zu organisieren, damit sie die Weltherrschaft an sich reißen kann.
Barbara-Theres Kugler, die super bitter-böse diese Polymera spielt, kann während der Proben zu „Das Geheimnis von Jabadu in dem Moment gerade nicht auf die Bühne kommen. Sie ist bei der Anprobe ihrer Bühnen-Haarpracht. Maskendesignerin Heidi Oberlerchner ist mit den Perücken für die Darsteller:innen gekommen.
Also nutzen alle Darsteller:innen, der musikalische Leiter, Komponist und in dem Fall auch Autor des Musicals, Christian Brandauer, die Gelegenheit für eine Verschnaupfause der Proben im Loreley-Saal (Wien-Penzing), die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … wenige Tage vor der Welturaufführung besuchen darf. Da läutet das Handy von Regisseurin Renate Kastelik. Sie hebt ab – und verfällt, ist den Tränen nahe. Alle wissen ohne auch nur ein Wort was das zu bedeuten hat: Die beiden Aufführungen in der Stadthalle an diesem Wochenende (20./21. November) müssen abgesagt werden.
Einziger Trost: Dieses alljährliche – im Vorjahr musste es schon erstmals wegen des Lockdowns Nummer 2 ausfallen – Geschenk der Wiener Kinderfreunde an Tausende Kinder, für das es immer nur Gratis-Zählkarten gibt, wird im Frühjahr nachgeholt werden. „Schweren Herzens müssen wir die beiden Aufführungen ins Frühjahr verschieben. Die Altersgruppe der 6- bis 12-jährigen Kinder, die wir eingeladen haben, ist überwiegend noch nicht geimpft und wir wollen ihre Gesundheit keinesfalls gefährden“, lautet es in der offiziellen Aussendung der Kinderfreunde.
Wann genau – das steht natürlich noch in den Sternen, abhängig von geltenden Maßnahmen aufgrund der Infektionszahlen, Belegung der (Intensiv-)Spitalsbetten und natürlich dem Anteil der Geimpften. Großer Ärger aber darüber, dass nach fast zwei Jahren monatelang Warnungen der Fachleute in den Wind geschlagen worden sind, es zuletzt tagelang ein Hin und her gab – nur regionaler, dann bundesweiter Lockdown für Ungeimpfte, keine Schulveranstaltungen in einigen Bundesländern, dann überall. Und nun müssen nach und nach immer mehr Veranstaltungen für Kinder abgesagt werden, andere Veranstalter:innen – auch für Erwachsene – ziehen schon nach. Trotz Zutrittskontrollen. Wieder einmal keine Live-Kultur vorerst für junges Publikum.
„Du bist das bisher einzige Publikum“, stößt Choreograf, Co-Regisseur und Darsteller von Käpt’n Adrian Reinwald Kranner in einer Art Galgenhumor dem Reporter gegenüber aus. Zuvor waren schon einige Choreografien von Tänzen zu Songs des Musicals ebenso zu sehen wie ein paar Szenen. Zum Glück ist’s eine jahreszeitlose Geschichte. Umweltstücke sind ja sozusagen die neuen Weihnachtsstücke. Das Burgtheater feierte am Wochenende im Akademietheater die Premiere von „Zoes sonderbare Reise durch die Zeit“ – Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … berichtete über einen Probenbesuch hier
Und während der mehr als eine Stunde Proben-Beobachtung durfte immerhin ein wunderbarer Satz aufgeschnappt werden, der für Schmunzeln – auch noch nach der erzwungenen Aufführungs-Verschiebung sorgt: „Jeder Fehler ist ein kleines Solo“, entschlüpft es Christian P. Hauser, dem Darsteller von Babadu, Häuptling von Jabadu beim Proben einer der Gruppen-Choreografien 😉
Jabadu ist ein Paradies, eine „Insel der Seligen“ – friedlich zwischen Menschen und der Natur geht’s dort zu. Die Gegenspielerin ist Polymera, die auf Hass und Umweltverschmutzung setzt – und auf die Menschen als ihre Verbündeten zählt… Die besagte Kette mit sieben Sternen kann Gutes ebenso vermehren wie Böses – je nachdem wer sie um den Hals trägt… Natürlich gibt’s ein Happy End – wenngleich noch nicht jetzt, sondern erst im Frühjahr. Dann werden zwei Kinder – Bella (Sandra Bell) und Ben (Lukas Müller) natürlich für ein glückliches Ende sorgen. Und trotz der ernsten Story war auch schon bei den Proben einiges zum Lächeln und auch Lachen dabei.
Apropos zwei Kinder: Als zwei Möwen treten Lena und Lily Todter in Erscheinung, heute in den Anfang 20ern waren sie schon vor zwei Jahrzehnten in den vorweihnachtlichen Kinderfreunde-Musicals jedes Jahr auf der Bühne. „Auch wenn ich mich nur mehr an eine Szene erinnern kann, in der ich von einem Schauspieler zum Song „Schmusestunde“ hochgehoben worden bin, weiß ich noch, dass es Spaß gemacht hat“, so Lily, die jetzt Psychologie studiert. Lena bereitet sich auf ein Design- und Maskenstudium an der Angewandten vor. „Es hat eigentlich jedes Jahr Spaß gemacht“, erweitert sie die Erinnerung von Lily. Die beiden sind Enkeltöchter der Regisseurin, die „anfangs, als es noch im Theater an der Wien stattgefunden hat, selber gespielt habe – einmal einen Pinguin, einmal Fräulein Prtak in einem Büro. Wenn ich das Telefon abgehoben und mich gemeldet habe, konnte ich den Satz kaum fertig sagen, so haben die Kinder schon gelacht.“ Später hat sie die Regie übernommen – „und ich weiß gar nicht mehr genau wie lange ich das schon mache, aber wir hatten schon vor ein paar Jahren das 35er-Jubiläum“, vertraut sie dem Journalisten an.
Umwelt-Musical von Christian Brandauer
Regie & künstlerische Gesamtleitung: Renate Kastelik
Musik & musikalische Leitung: Christian Brandauer
Choreografie: Reinwald Kranner
6 bis 12 Jahre; 80 Minuten (ohne Pause)
Erzähler: Tony Bieber
Käpt’n Adrian: Reinwald Kranner
Bella, Schülerin: Sandra Bell
Ben, Schüler: Lukas Müller
Babadu, Häuptling von Jabadu: Christian P. Hauser
Ozeania, seine Frau: Katja Thost
Aquaria, deren Tochter: Anna Fay
Polymera, das Umweltmonster: Barbara-Theres Kugler
Kakerlak, ihr Sohn: Georg Hasenzagl
Lily und Lena, zwei Möwen: Lily & Lena Todter
Moderation: Peter Rapp
Kostüme: Doris Ute Reichelt
Maskendesign: Heidi Oberlerchner
Fotodesign: Konrad Stania
Irgendwann im Frühjahr
Halle F der Wiener Stadthalle
1150 Wien, Roland-Rainer-Platz 1
Kostenlose Zählkarten sind dann – wird noch rechtzeitig bekanntgegeben – (wie gewohnt) ausschließlich bei den Wiener Kinderfreunden unter erhältlich – für Kinder von 6 bis 12 Jahre sowie maximal eine Begleitperson
Telefon: 01 401 250 (Mo – Do, 9 – 17 Uhr, Fr 9 – 15 Uhr)
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