„Schnurrdiburr – Die etwas andere Peter Alexander Show“ über Hilde Haagen – ein vergnüglicher Abend im Theater Forum Schwechat.
Die Peter-Alexander-Show war – vor rund einem ¼-Jahrhundert, aber für viele Jahre – DAS TV-Unterhaltungs- und Schlager-Ereignis. Singend, schauspielend, oft andere Bühnengrößen imitierend, galt Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer – so sein echter Name – als DAS Maß der Fernseh-Show schlechthin. Obendrein spielte er in vielen, vor allem lustigen, Familienfilmen.
Das wäre er nie und nimmer geworden, hätte ihn nicht seine Ehefrau, Hilde Haagen, gemanagt, ja gepusht. Sie selbst gab dafür ihre Karriere als Sängerin und Schauspielerin auf. Ihr – und der Beziehung des Paares – widmet das Theater Forum Schwechat zum zehnten Todestag des Entertainers die „etwas andere Peter Alexander Show“ mit dem Titel „Schnurrdiburr“. Das war sein Kosename für seine Ehefrau.
Aufgebaut in einer Analogie zu seinen erfolgreichen TV-Shows als Art Nummern-Revue mit verbindenden Texten erleben wir wichtige Stationen aus seiner Karriere. Zu Beginn auch einige aus ihrer – durch Verrisse in Zeitungen – gekennzeichneten, dann aufgegebenen Bühnenauftritte. Ihre Karriere wurde die einer knallharten Managerin, die Beziehung eine gegenseitige Abhängigkeit. Sie machte aus dem „faulen Sack“ einen umjubelten und doch persönlich zurückhaltenden Star. Der nichts mehr hasste als Abweichungen, Improvisationen. Jeder Schritt, jedes Wort seiner Shows musste x-fach geprobt sein und so und nicht anders über die Bühne gehen.
Die Powerfrau ist mit der Direktorin des Theaters, Manuela Seidl, sehr gut besetzt. Auch wenn sie natürlich in echt keine Hintergrundfigur ist 😉 Aber die Kraft, den Partner zu pushen, selbst das Sagen zu haben … strahlt sie sehr gut aus. Johannes Kemetter, häufiger Schauspieler auf dieser Bühne, entpuppt sich in der Rolle des Peter Alexander auch als passabler Tänzer und Sänger. Auch wenn nicht auf, sondern schräg unterhalb der Bühne – zwischen dieser und den Publikumsreihen, die bei der Premiere – Corona-vollbesetzt waren – wird der Live-Pianist Gabor Rivo zum dritten nicht nur musizierenden Akteur des Abends.
Regisseur Marius Schiener hat das Stück geschrieben und dafür – wie so oft – so manch Unbekanntes ausgegraben – von der sonst fast nie erwähnten Tochter Hilde Haagens aus einer früheren Verbindung bis zu Spenden Peter Alexanders für viele soziale und humanitäre Projekte – womit er sich nie brüsten wollte.
Eine Entdeckung des Abends ist einer im Hintergrund: Choreograf Keji Aregbe. Ihm ist es gelungen, in Anklängen an die seinerzeitigen Straßenfeger-TV-Shows, anekdotische private Szenen ebenso wie die Wiedergabe der bekannten Schlager in einen Theaterabend mit nummern-revue-artigen Szenen aus Schauspiel und Tanz zu choreografieren.
Der 25-jährige Wiener begann „mit ungefähr 3 ½ Jahren zu tanzen. Meine Adoptivmutter war mit mir bei einer Ballettaufführung und weil ich so im Rhythmus mitgewippt habe, hat sie mich einen Tanzkurs machen lassen. Das hat mir offenbar sehr gefallen, ich bin dabei geblieben“, erzählt er Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … nach der Premiere. „Ich hab dann alle möglichen Kurse und Workshops besucht, unter anderem bei ImpulsTanz. Mit 9 wurde ich in der Staatsoper in der Ballettausbildung aufgenommen, bin nach der Volksschule in die Kooperationsschule der Oper, das Gymnasium Boerhaavegasse gegangen.“ Bald allerdings „flüchtete“ er aus der Staatsoper ans Konservatorium der Stadt Wien. Neben Ballett erlernte er auch zeitgenössischen Tanz, Street- und Urban-Dance sowie Hip*Hop „mit Ausnahme von Breakdance“.
Schon mit 16 Jahren tanzte er nicht nur, sondern begann schon zu unterrichten und erlernte die Kunst des Choreografierens. Die Aufgabe, einen Theaterabend zu choreografieren, „war allerdings eine Herausforderung, aber eine neue, positive Erfahrung.“
Die etwas andere Peter Alexander Show
Revueartiges Biopic-Theaterstück (Welturaufführung!)
Stück und Regie: Marius Schiener
Es spielen, singen und tanzen: Manuela Seidl und Johannes Kemetter
Musikalische Leitung, Live-Musik am Klavier, Kazoo und Gesang: Gabor Rivo
Choreographie: Keji Aregbe
Regieassistenz Amy Parteli
Technische Leitung Andreas Rüh
Bühnenbild Jakobus van Ederen, Thomas Fischer und Daniel Truttmann
Eigenproduktion Theater Forum Schwechat
Bis 3. Juni
Theater Forum Schwechat: 2320, Ehrenbrunngasse 24
Telefon: 01 707 82 72
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