„Tempo Tempi“: Spannendes Stück Musiktheater im Salzburger Toihaus. Drei Musiker:innen spielen drei verschiedene Instrumente unterschiedlich schnell und ein viertes gemeinsam.
Alle sollen/müssen gleich schnell – oder langsam – spielen, wenn’s ums Musizieren geht. Muss gar nicht sein. Im Salzburger Toihaus Theater geht’s in dem knapp mehr als halbstündigen Stück „Tempo Tempi“ für Menschen ab ungefähr 3 Jahren – nach oben offen, vielleicht fänden’s Jugendliche nicht so nice, aber Erwachsenen taugt’s ganz ge„hör“ig, wie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … am ersten Septemberwochenende (2021) erleben durfte.
Gudrun Plaichinger (Geige), Raúl Rolón (Gitarre) und Yoko Yagihara (Klavier) – und alle drei immer wieder gemeinsam, da durchaus wettstreitend, auf einem „Tempelblock“ (dazu später mehr). Dass Rasend schnell und ziemlich langsam ganz und gar nicht falsch klingen, sondern ganz schön harmonisch verspielt – das beweisen die drei Musiker:innen praktisch die ganze zeit.
Übrigens: Ganz zu Beginn stehen/lehnen die Instrumente außerhalb des Spielfeldes auf der Bühne. Da produzieren die drei Töne einfach mit ihren unterschiedlichen Schuhen – Stiefel, Halb-, bzw. Stöckelschuhen. Dabei gehen, trippeln, schreiten sie von Beginn an in ganz verschiedenen Geschwindigkeiten; kleine Anmerkung: Ein Bruch des Klischees von trippelnden Stöckelschuhen beispielsweise wäre noch weit spannender gewesen.
Ausgedacht hat sich das Speil um Geschwindigkeiten Yoko Yagihara, entwickelt, erarbeitet haben sie es zu dritt, wie sie nach der Vorstellung dem Journalisten auf dessen Fragen erzählen. Die Erfinderin kam über ihr eigenes Kind auf die Idee. „Bei vielen Kindern muss immer alles schnell gehen, fertig sein. Aber es geht nicht alles so schnell. Manches braucht auch seine Zeit“, verrät sie die Überlegung, die sie überhaupt dazu gebracht hat, mit verschiedenen Tempi in einem Stück zu spielen. Wobei Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… zu bedenken gibt, dass ja oft Kinder von Erwachsenen gestresst und zur Eile getrieben werden, während diese in ihrem Spiel, in ihrer Welt versinken.
Yoko Yagihara selber lässt ihre Hände über die Tasten des Piano rasen, während Gudrun Plaichinger auf der Geige auf Langsamkeit und noch viel mehr darauf „Wert legt, immer zu Ende zu spielen“ – was auch ihr Stückname, Alfine, besagt. Der Dritte im Bunde, Gitarrist Raúl Rolón, pendelt mit seinem Tempo zwischen den beiden Kolleginnen.
Natürlich bleibt es nicht dabei, spielt doch nicht jede und jeder vor sich hin, sozusagen als drei Solist:innen. Das Trio hatte ja von Anfang an vor, ein gemeinsames Stück zu entwickeln, also kommt es immer wieder zu der einen und anderen Annäherung. „Ich bin dabei sozusagen gewachsen“, so der Mann – tempomäßig – zwischen den beiden Frauen.
Eingehen auf die/den anderen bereichert nicht nur das musikalische Spiel der drei Protagonist:innen, sondern kommt als Botschaft so fast nebenbei, vor allem aber subtil rüber und wird praktisch ausschließlich gefühlsmäßig wahr- und aufgenommen. Das Stück kommt fast ganz ohne Worte aus. „Noch einmal“ bzw. „und“ mal als Frage, mal als Aufforderung, dann wieder als Angebot, mal sanft, dann wieder forscher. Das war’s was an Worten fällt. Die wirkliche Sprache ist Musik – viele Variationen von Johannes Brahms‘ „Ungarischem Tanz Nr. 5“, einem DER Ohrwürmer der Klassiker (unten Link zu einem Video einer Version der Berliner Philharmoniker).
Noch feilen die drei Musiker:innen am Ende herum, wie sie dem Reporter verraten, der enttäuscht fragte, wieso es keine Zugabe gegeben habe, obwohl eine der ganz jungen Zuschauer:innen/ Zuhörer:innen den Sage von „noch einmal!“ aus dem Stück aufgegriffen hatte. „Da sind wir uns selber noch nicht ganz sicher, wir nehmen jetzt einmal auf, was vom Publikum kommt. Dann sehen wir weiter“, geben die drei zu verstehen.
Ach ja und hier noch die versprochene Erklärung des „Tempelblocks“. Aufs erste und vom Publikum aus sehen die fünf runden Natur-Kugeln, die einen sanften, satten Klang ergeben, wenn sie geschlagen werden, fast wie Kalebassen (Kürbisse) aus, sind sie aber nicht. Es handelt sich um rundgeschliffene Hölzer, die angebohrt, auf einer Seite aufgeschnitten und danach innen ausgehöhlt wurden – manchmal auch als „Schlitztrommeln“ bezeichnet. Durch ihre unterschiedliche Größe ergeben sich verschiedene Tonhöhen.
Compliance-Hinweis: Das Toihaus Theater übernahm die Fahrtkosten von Wien nach Salzburg und zurück.
Ein Musiktheater für Kinder ab 3 Jahren
Stück und Konzeption: Yoko Yagihara
Musik und Spiel: Gudrun Plaichinger (Geige), Raúl Rolón (Gitarre), Yoko Yagihara (Klavier)
Komposition: Johannes Brahms (1833-1897), Ungarische Tänze, Tanz Nr. 5 in einer theatralischen Bearbeitung für Klavier, Geige und Gitarre
Kostüme: Konzeption Simone Monu in Zusammenarbeit mit Yoko Yagihara
Licht / Technik: Alexander Breitner, Robert Schmidjell
Bis 26. September
Toihaus Theater: 5020 Salzburg, Franz Josef-Straße 4
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