Von einer japanischen Legende und Theatersparte geprägte Oper „The Mirror of Nomori“ als Gastspiel im Theater Arche (Wien).
Höchst Ungewöhnliches spielt sich derzeit als Gastspiel im Theater Arche (Wien-Mariahilf) ab: Eine Oper mit kleinem Live-Kammerorchester auf der Bühne, singenden, teils tanzenden, schauspielenden Drag-Queens und -Kings mit schrillen, teils bewusst verstörenden Klängen.
„The Mirror of Nomori“ (Musik & Text: Wataru Mukai) nennt sich im Untertitel „queere Drag-Oper nach dem japanischen Noh-Theater Nomori“. Die in Japan bekannte Legende von Nomori – einem geheimnisvollen See, der als Spiegel dient samt Dämon – hat der Autor und Komponist in ein städtisches Rotlicht-Viertel verlegt. Und in diesem vier Sex-Arbeiter:innen obendrein noch mit einigen queeren Figuren besetzt – samt heftigen gesungenen Sprüchen.
Ihr Dasein als Außenseiter:innen – wenngleich manche in ihrem Job beliebt – samt Konkurrenzverhältnis und mancherseits gegenseitigem Mobbing führt immer wieder auch zu Selbstreflexion samt Zweifel. Wer bin ich? Will ich das sein? Ja! Oder vielleicht doch eher nicht?
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte die letzte Probe vor den leider nur zwei Aufführungen am ersten Juni-Wochenende (2024) besuchen.
Üppig kostümiert (Moche Le Cendrillon) singen und spielen Max Bell (Bitti), Noriyuki Kubo (Kitti), Risa Matsushima (Sissi) und Valentin Trandafir (Titti) die vier Haupt-Charaktere auch mit unterschiedlicher sexueller Orientierung. Sie kommen aus den vier Türen im Hintergrund der Bühne, betreten und be-setzen die Hauptbühne, auf deren Boden große Puzzleteile verstreut liegen – und bald als „Splitter“ eines Spiegels zu vermuten sind.
Dirigiert von Taichi Hiratsuka musizieren Miho Sakuma (Flöte), Akari Kagoshima (Fagott), Ayaka Sato (Euphonium), Dora Donata Sammer (Blockflöte), Kimiko Krutz (Cembalo – Keyboard), Eni Maqellari (Viola), Irini Liu (Violoncello), Hibiki Mukai (Electronics) und Seina Matsuoka. Letztere tritt mit ihrer Geige mehrmals fast ins Zentrum des Geschehens auf der Bühne, um dieses solistisch zu kommentieren, unterstützen, voranzutreiben. Fallweise erklingen Klaviertöne aus einer ganz anderen Richtung. Du drehst dich aus deinem Publikum-Sitz um und siehst aber auf der Tribüne niemanden – Yuto Kiguchi spielt versteckt aus unter der Tribüne am Klavier.
In der Legende ist dieser See/Spiegel mit einem furchterregenden Dämon verknüpft. Wikipedia nennt „Nomori große und mächtige Yokai aus der japanischen Folklore und Mythologie. Sie ähneln Schlangen, haben aber auch sechs Arme, die jeweils in kräftigen Greifkrallen enden.“
Gegen Ende, als die „Splitter“ zum kreisrunden Spiegel/See zusammengefügt worden sind, tritt auch dieser Dämon (Wataru Mukai) mit einer ihn begleitenden Tänzerin (Nahoko Fort) in Erscheinung, nachdem Bitti, Kitti, Sissi und Titti wieder zurückkehren. Zuvor hatte sie der in einer Art Polizei-Stil agierenden „Anführer“ (Fábio Coutinho) vertrieben.
„The Mirror of Nomori“ – ein englischer Sprache mit deutschen Übertiteln – ist, wie es im ausführlichen Programmheft heißt, „eine Überschreibung des Noh-Stücks im Kostüm der Dragqueen“.
Dort wird der Autor und Komponist Wataru Mukai so zitiert: „Das Libretto wollte ich von Anfang an selbst schreiben, aber während der Vorbereitung habe ich bemerkt, dass es schwierig ist, es aus dem Nichts zu verfassen. Deswegen habe ich beschlossen, ein bereits existierendes Werk als Vorlage zu nehmen. So kam ich auf die Idee, ein Noh-Stück zu verwenden. … Außerdem war Noh, auch wenn es heute etwas offener ist, ursprünglich für Frauen verboten und durfte nur von Familienmitgliedern aufgeführt werden. Ich dachte, dass ich etwas Interessantes schaffen könnte, wenn ich diese strenge Kultur mit der freien Drag-Kultur mische. … Nach einigen Recherchen bin ich auf Nomori gestoßen, das auch in 100 Best Noh Pieces aufgeführt ist. Besonders der Wasserspiegel in Nomori hat mich sehr inspiriert, ein Musiktheaterstück zu komponieren.“
Bewusst lässt die Oper – die vor mehr als einem Jahr in Japan uraufgeführt wurde – das Ende offen.
Eine queere Drag-Oper nach dem japanischen Noh-Theater Nomori
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln; ca. 1½ Stunden (keine Pause)
Musik & Text: Wataru Mukai
Musikalische Leitung: Taichi Hiratsuka
Regie: Miharu Sato
Schauspiel, Tanz, Gesang
Bitti: Max Bell
Kitti: Noriyuki Kubo
Sissi: Risa Matsushima
Titti: Valentin Trandafir
Dämon: Wataru Mukai
Anführer: Fábio Coutinho
Tänzerin: Nahoko Fort
Nomori Kammerorchester
Flöte: Miho Sakuma
Fagott: Akari Kagoshima
Euphonium: Ayaka Sato
Klavier: Yuto Kiguchi
Blockflöte: Dora Donata Sammer
Cembalo (Keyboard): Kimiko Krutz
Violine: Seina Matsuoka
Viola: Eni Maqellari
Violoncello: Irini Liu
Electronics: Hibiki Mukai
Dramaturgie: Takuya Maehara
Bühnenbild: Nathalie Noël
Licht: Jakub Kavin
Kostüm und Drag-Betreuung: Moche Le Cendrillon
Make-up: Agnes Becker, Milena Jovanović
Übertitelinspizienz: Megumi Sakai
Beleuchtungsinspizienz: Minami Maehara
Korrepetition: Shiori Yoshino
Tonaufnahme: Akihiro Yamada
Videoaufnahme: Yamato Moritake
Management Beratung: Manami Okazaki
1.Juni 2024; 20 Uhr
2.Juni 2024; 14 Uhr
TheaterArche: 1060, Münzwardeingasse 2a
theaterarche
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