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Szenenfoto aus der Generalprobe von "Krieg der Knöpfe" in der Wiener Volksoper
Szenenfoto aus der Generalprobe von "Krieg der Knöpfe" in der Wiener Volksoper
10.11.2024

Spiel- und sangesfreudiger Banden-Wickel

Im Klassiker „Der Krieg der Knöpfe“ in einer musikalischen Version mit französischen Chansons in der Wiener Volksoper spielen Mädchen starke Rollen und der Sinn des Konflikts wird noch mehr in Frage gestellt.

Versammeln sich die Jungs aus Longverne, um ihre Altersgenossen aus Velrans mit einem Transparent als „Hohsenscheisser“ zu beschimpfen – und sich nicht als die besten Rechtschreiber zu outen, so stürmen die Geschmähten zwischen den Publikumsreihen auf die Bühne der Wiener Volksoper.

Spielfreudig

Sonntagvormittag feierte eine spiel-, sanges- und musizier-freudige Version des französischen Klassikers der Bandenkonflikte, „Der Krieg der Knöpfe“ nach dem Roman von Louis Pergaud eine vielumjubelte Premiere mit standing ovations. Gegenüber dem Roman weist dieser musikalische „Krieg“ (Idee, Textfassung und Regie: Johanna Arrouas) einerseits eine viel stärkere, selbstbewusstere Rolle der Mädchen auf. Weder bei den Longvernern noch bei den Widersachern aus Velrans lassen sich die auf dienende Nebenrollen abschieben und glänzen mit mehr Schläue und Tatkraft.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Starke Kinder

Die 15 „Bandenmitglieder“ – Paulina Eder, Philippa Eisinger, Clemens Gruber, Camillo Kirchhoff, Michael Mocnik, Benjamin Ruzek, Hans Schmutzhard, Benjamin Wacks, Mara Westerkamp (Longverne) sowie Leon Forster, Maya Klipfel, Konstantin Pichler, Konstantin Scripcaru, Leopold Sommer, Leopold Wetter (Velrans) – stehen in Spiel- und Sangesfreude und -Können ihren erwachsenen Mitspieler:innen um nichts nach. Offenbar als Andenken an den Autor des Romans heißt der Lehrer hier übrigens Louis statt wie im Original Simon. Ihn verkörpert Nicolaus Hagg als den verständnisvollen unter den „Großen“, im Gegensatz zum strengen, verständnislosen Marcel Lebrac, Vater des Anführers (Peter Lesiak). Maries Mutter Jeanne (Julia Koci) ist im Dauer-Überlebenskampf und die Besorgte, die das aber nicht zugeben will. Den Gendarm Joseph (Florian Carove) hat die Regie – zum Gaudium des Publikums – als saufenden Dauerdeppen, aber doch – wie vieles andere mit Augenzwinkern – angelegt.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Chansons

Weil schon das Original – übrigens längst mehrfach verfilmt – aus Frankreich kommt, sind in diese Fassung mehrere französische Chansons, manche auch in Originalsprache eingebaut, unter anderem als vielleicht bekanntestes „Les Champs Elysées“ über die gleichnamige berühmte Straße in Paris – hier mit einem neuen Text über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, die der Lehrer den Schülern vermitteln will.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Live-Musik

Musikalisch begleitet werden die Spieler:innen live von Musiker:innen, die sozusagen mitten im Dorf (Bühne und Kostüm: Christof Hetzer) sitzen bzw. wie der Kontrabassist (Antal Racz) zwischen Häusern stehen oder der Schlagzeuger (Michael Kahlig) am Rand zum Wald Platz nimmt: Akkordeon und musikalische Leitung: Helmut Stippich, Gitarre: Andrea Wild, Violine: Elena Krylova, Klarinette: Stephan Neubauer.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Warum?

Deutlich stärker noch als im Roman schwingt in den 1¼ sehr kurzweiligen Stunden aber auch die Sinnlosigkeit des Bandenkrieges mit. Warum sind wir eigentlich Feinde? Weil schon unsere Väter, … Ururururgroßväter und so weiter. Wobei hier in einer klitzekleinen Szene sich uralte Dorfbewohner:innen an den Ausgangspunkt erinnern: Haben die einen um Regen gegen die Trockenheit gebetet, so wollten die aus dem Nachbardorf mehr Sonne.

Szenenfoto aus der GEneralprobe von
Szenenfoto aus der Generalprobe von „Krieg der Knöpfe“ in der Wiener Volksoper

Bandenkriege…

… geistern immer wieder als Horrormeldungen durch Medien. Gewalttätige Auseinandersetzungen sind wirklich nicht lustig, gefährden Gesundheit, mitunter auch  Menschenleben und das gar nicht nur der Beteiligten. Dazu kommt, dass immer wieder Kinder nicht nur zivile Opfer in Kriegen sind, sondern nicht selten zu Gewalttaten gezwungen werden – Stichwort Kindersoldaten.

Vor diesen Hintergründen schwingt eine beträchtliche Skepsis mit, wenn „Der Krieg der Knöpfe“, DER Klassiker der fast romantisierenden Schilderung eines Banden-Konflikts, als Musiktheater auf die Bühne kommt. Aber wenig Anlass zur Sorge: In Wahrheit ist schon der Roman von Louis Pergaud aus 1912 trotz aller Lust an List, Hauerei und Kraftausdrücken keine Verherrlichung der Gewalt, sondern – mehr zwischen den Zeilen – ein ständiges Hinterfragen des Sinns dieses Konflikts, bei dem nicht zuletzt ums Abschneiden von Knöpfen geht. Die Volksopern-Version durchzieht das noch um einiges stärker.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Der Krieg der Knöpfe

Musiktheater nach dem gleichnamigen Roman von Louis Pergaud (1912 auf Französisch als „La guerre des boutons“ veröffentlicht) mit Chansons von Jacques Brel, Georges Brassens, Francis Lai u.a.
Ab 6 Jahren; 75 Minuten

Idee, Textfassung und Regie: Johanna Arrouas
Die Kinder aus Longeverne: Paulina Eder, Philippa Eisinger, Clemens Gruber, Camillo Kirchhoff, Michael Mocnik, Benjamin Ruzek, Hans Schmutzhard, Benjamin Wacks, Mara Westerkamp
Die Kinder aus Velrans: Leon Forster, Maya Klipfel, Konstantin Pichler, Konstantin Scripcaru, Leopold Sommer, Leopold Wetter

Marcel Lebrac, Lebracs Vater: Peter Lesiak
Jeanne, Maries Mutter: Julia Koci
Louis, der Lehrer: Nicolaus Hagg
Joseph, der Gendarm: Florian Carove

Akkordeon und musikalische Leitung: Helmut Stippich
Gitarre: Andrea Wild
Violine: Elena Krylova
Klarinette: Stephan Neubauer
Kontrabass: Antal Racz
Schlagzeug: Michael Kahlig

Klarinette, Geige, Kontrabass, Schlagzeug: Musiker:innen der Bühnenmusik von Volksoper und Wiener Staatsoper, die von Aufführung zu Aufführung oft wechseln

Bühne und Kostüm: Christof Hetzer
Video: Roman Hansi
Licht: Alex Brok
Sounddesign: Martin Lukesch
Dramaturgie: Nina Moebius

Wann & wo?

17. November 2024
9., 22. Dezember 2024
12. Jänner 2025
16., 23. Februar 2025
2. März 2025
24. April 2025

Volksoper Wien: 1090, Währinger Straße 78
Telefon: 01 514 44 3670
volksoper -> krieg-der-knopfe

Die Figuren stellen sich vor
volksoper -> Figuren aus Krieg der Knöpfe

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Rätsel
volksoper -> Rätsel zum Krieg der Knöpfe

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Das Buch

Text: Louis Pergaud
Übersetzung aus dem Französischen: Carolin Wiedemeyer
Der Krieg der Knöpfe – Roman meines zwölften Lebensjahres
220 Seiten
Verlag Fischer Sauerländer
Taschenbuch: 11 €

Verlag Anaconda
Gebundenes Buch: 4,95 €
eBook: 3,99 €