KiJuKU-Interview mit Barbara Edinger, Darstellerin der Schneiderstochter Lina im Nestroy-Stück „Lady & Schneider“, mit dem das Utopia Theater durch Wiener Gemeindebauhöfe tourt.
KiJuKU: Ich habe schon die letzten Jahre immer wieder beim Theater im Gemeindebau zugeschaut und habe dich jetzt zum ersten Mal gesehen. Das heißt, meine erste Frage ist: Bist du neu beim Utopia Theater?
Barbara Edinger: Genau, dieses Stück, Lady und Schneider, ist das erste Stück, das ich mit dem Utopia Theater gemeinsam mache.
KiJuKU: Und wie ist das erste Mal für dich?
Barbara Edinger: Ich finde die Arbeitsweise sehr angenehm. Wir haben im Gegensatz zu anderen Produktionen, die ich davor schon gemacht habe, ein bisschen eine längere Probenvorlaufzeit, was aber auch das Erarbeiten etwas entspannter macht. Soweit ich weiß, sind drei Leute neu in dem Ensemble oder arbeiten zumindest zum ersten Mal mit dem Regisseur Peter Hochegger zusammen. Wir haben uns alle sehr gut zusammengefunden. Der Peter hat die Leute, mit denen er arbeitet, sehr gut ausgewählt. Zwischen uns ist eine sehr familiäre und amikale Atmosphäre, das macht natürlich auch die Arbeit viel schöner.
KiJuKU: Ich hätte deine Figur, Lina, die Tochter des Schneiders Restl, anfangs vor allem als sehr gutmütig beschrieben. Sie wird Teil einer Intrige, um ihren Liebsten zu retten. Am Schluss lässt sie ihn dann jedoch stehen und das Ende ist auch eher offen. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen dir und deiner Figur? Wie siehst du deine Figur eigentlich?
Barbara Edinger: Ja, das würde ich schon sagen. Sie ist schon eine, die mit beiden Füßen am Boden steht, und ist im Gegensatz zu ihrem Zukünftigen – wobei der Vater doch noch mehr in der Schneiderei arbeitet – eine, die anpackt. Lina lässt sich nicht viel anschaffen, sondern macht es von alleine, und ist auch eine wichtige Figur. Sie lässt sich ja nicht bewusst auf eine Intrige ein, sondern sie weiß nur, sie muss da irgendwas machen, aber es kommt ihr mit der Zeit ein bisschen dubios vor. Mit der Vermutung liegt sie ja dann auch richtig, also ist sie nicht auf den Kopf gefallen.
KiJuKU: Ich finde sie ist eine sehr liebenswürdige Figur, denn sie möchte ihren Zukünftigen retten…
Barbara Edinger: Das schon, aber nachdem er mit seinen Politisierungen immer wieder das Weiterleben des Geschäftes, ihre Lebensaufgabe, das, was sie selber gerne machen will, aufs Spiel setzt, ist das Fass irgendwann übergelaufen. Eine Parallele ist, dass ich auch eine bin, die sich nicht so schnell etwas sagen lässt. Ich bin gutmütig, bis ich es nicht mehr bin und so schätze ich sie auch ein.
KiJuKU: Das Stück hat viele Bezüge zu aktueller Politik und Gegenwart. Was nimmst du dir persönlich aus dem Stück mit, was ist für dich die Kernbotschaft?
Barbara Edinger: Das eigene Wahlmotiv zu hinterfragen. Gehe ich wählen einfach nur aus Protest oder gehe ich nicht wählen einfach nur aus Protest? Wo habe ich Mitsprachrecht? Ich war in einer Stadt Wien-Werbung, wo sie die Bürgerinnen und Bürger anhalten, sich auch zu engagieren. Von der Stadt Wien aus über ein Magistrat hat man die Möglichkeit, sich mitzuengagieren und mitzureden. Viele Leute wollen zwar, dass sich was ändert, tun aber nichts. Jeder hat eine andere Lebenssituation, wenn ich es energiemäßig einfach nicht schaffe, dann schaffe ich es nicht, aber man hat zumindest die Möglichkeit. Das ist auch etwas, was das Stück sehr gut auf den Punkt bringt: Es gibt Möglichkeiten. Man darf nicht zu utopisch werden – das ist lustig, weil wir im Utopia Theater sind – aber man kann sich auch einsetzen und darf es nicht nur den anderen überlassen.
KiJuKU: Im Stück wird immer die „vierte Wand“ durchbrochen, also es gibt einen sehr starken Publikumsbezug. Bei deiner Figur kommt es auch vor, bei anderen Figuren ist es mir noch häufiger aufgefallen. Ich frage mich, ist das eigentlich schwierig?
Barbara Edinger: Ich finde es in dem Zusammenhang überhaupt nicht schwierig, wobei es kommt natürlich immer auch aufs Publikum an. Es gibt Leute, die sich mehr darauf einlassen können als andere, das habe ich im Kindertheater auch schon mitbekommen. Aber an und für sich eigentlich gar nicht, sondern im Gegenteil, mich animiert es dann noch viel mehr, den Kontakt mit dem Publikum zu suchen. Ich finde das eigentlich sehr angenehm, weil man sich durch das Aufbrechen der vierten Wand Schwung mitnehmen kann.
KiJuKU: Hast du noch ein paar Abschlussworte?
Barbara Edinger: Das Theater im Gemeindebau ist ein Gratisprogramm, das von den Bezirken gefördert wird. Es ist lustig, regt auch ein bisschen zum Nachdenken an, aber man kann sich auch zurücklehnen und die Vorstellung einfach genießen.
Stefanie Kadlec
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