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Szenenfoto aus "Der Bau" von Franz Kafka im Wiener Akademietheater
Szenenfoto aus "Der Bau" von Franz Kafka im Wiener Akademietheater
06.01.2025

Spürbare Angst vor der Außenwelt

Wiederaufgenommenes Stück „Der Bau“ nach einem unvollendeten Kafka-Text im Wiener Akademietheater macht Folgen von Festungs-Gedanken sichtbar.

Ein hoher Bretterzaun, eine davor hängende (Energiespar-)Lampe – noch nicht leuchtend – und ein Erdhügel. Minimalistisch präsentiert sich die Bühne (Besim Morina, Harald B. Thor) dem Publikum im zum Burgtheater gehörenden Wiener Akademietheater. Die Kulisse für das folgende einstündige – wieder aufgenommene – Solo „Der Bau“.

Max Simonischek, geschminkt und angekleidet (Modedesign Basman) als Mischung aus Grubenarbeiter und erdbewohnendem Tier lässt diesen 31-seitigen Text von Franz Kafka lebendig werden. Das Wesen im Untergrund sieht diesen „Bau“ als seine schützende Festung. Geräusche nimmt es als Bedrohung wahr. Allein da drinnen fühlt es sich wohl. Einmal rausgekommen in der Freiheit, ängstigt diese mehr als das sich selber einsperren unter der Erde in dem begrenzten eigenen zu Hause. Sozusagen „my home ist my castle“ (mein Zuhause ist meine Burg/ Festung).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Bau“ von Franz Kafka im Wiener Akademietheater

Buddeln, buddeln, buddeln…

Sowohl die angsterfüllende Grundstimmung vor der Bedrohung seines Baus als auch seine unbändige Lust und Leidenschaft, durch Graben in seiner Erdhöhle, diese sicherer zu machen, sind dem Schauspieler in das durch – spärliches – Licht zu sehende Gesicht geschrieben. Rast- und ruhelos buddelt er – meist in körperlich gebückter – Haltung in dem Erdhaufen. Irgendwann vernimmt er bedrohliche Geräusche – im Theater durch unheimliches den ganzen Raum erfassendes Grollen zu hören.

Schauspiel und wenig Licht (Licht: Marcus Loran; Sounds-Beratung: Daniel Freitag) vermitteln die Stimmung der Bedrohung, die das erzählende Wesen empfindet – und ebenso dieses gleichzeitig sich selber Einsperren im „Bau“, der Festung oder eines unterirdischen selbstgeschaffenen (gedanklichen) Kerkers.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Der Bau“ von Franz Kafka im Wiener Akademietheater

Leider zeitlos

Die im Jahr vor seinem Tod – unvollendete – Erzählung Kafkas wurde von Simonischek schon vor zehn Jahren am Züricher Neumarkt Theater entwickelt. Und passt leider hervorragend ins Zeitalter der wieder verstärkt an Festungen bauen wollenden rechtsrechten politischen Kräfte. Fürs Programmheft der Wiener Aufführung sagt der Solo-Schauspieler, der auch Regie führte im Interview mit Burgtheater-Dramaturgin Christina Schlögl: „Der erste Grund den Text zu machen, weil rein spielerischer. Während der Arbeit an dem Monolog im Jahr 2015, dem Jahr, das unter der Überschrift „Wir schaffen das“ stand und in dem Geflüchtete und die EU-Außengrenzen ein Riesenthema waren, hat der Text jedoch eine politische aktuelle Gewichtung bekommen, die ehrlich gesagt so gar nicht von mir beabsichtigt war. Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass sich zeitlose Texte oder besonders gute Texte eben genau dadurch auszeichnen, dass sie immer wieder an Aktualität gewinnen.“

kijuku_heinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Der Bau

von Franz Kafka

Regie und Solo-Schauspiel: Max Simonischek
Bühne: Besim Morina, Harald B. Thor
Kostüm: Modedesign Basman
Beratung Sounds: Daniel Freitag
Licht: Marcus Loran
Dramaturgie: Peter Kastenmüller

Wann & wo?

5. und 27. Jänner 2025
Akademietheater: 1030, Lisztstraße 1
Telefon: 01 51 444 4545
burgtheater -> der-bau

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