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Szenenfoto aus "MeinAllesaufder Welt"
Szenenfoto aus "MeinAllesaufder Welt"
30.05.2021

Tanz ums gespaltene Holz

Performance „MeinAllesaufderWelt“ ausgehend von Ingeborg-Bachmann-Texten rund um einen großen Stoß gehackten Holzes – mit viel (kunst-)Stoff zum Nachdenken.

Rohe, gespaltene Holzscheite sind im Hof des Wiener Werkstätten- und Kulturzentrums (WuK) zu einem kleinen Berg aufgeschichtet. Nach und nach nimmt eine nach dem anderen – ganz ruhig, ja bedächtig ein Stück, trägt es zu einer der Eingangstüren des Veranstaltungsraumes. Ein anderer sitzt mit so einem Stück Holz auf einem Dach und starrt fast unbeweglich – nach unten? Ins Leere? Nach innen?

Die beschriebene Szenerie ist nur das Vorspiel für die Performance „MeinAllesaufderWelt“ von kollektiv kunststoff. Neun Performer*innen/Tänzer*innen – so manche davon noch in ihrer Bühnen-Ausbildung – agieren in der Folge auf der großräumigen Bühne vor, neben, rund um einen riesigen Stapel fein säuberlich sortierter Holzscheite. Anfangs fast meditativ. An einer Ecke schlichten einander zwei Spielerinnen abwechselnd gegenseitig Scheite auf den Rücken, um danach auf allen Vieren damit zu kriechen, bevor das Holz nach und nach runterfällt. An einer Wand keilt ein Kollege einen anderen mit Holzscheiten zwischen zwei Vorsprüngen ein.

Nach und nach legen sich viele der Künstler*innen auf den Boden rollen sich von links nach rechts und wieder zurück. Wie auf einem Fließband transportieren sie dabei immer ein Scheitl weiter.

Noch ist kein einziges Wort gefallen. Töne, Klänge und Geräusche sind jedoch viele zu hören – von Livemusik – aus einer Zugposaune und einem Computer.

Dann Auf- und Ausbruch – aus der Fließbandarbeit – zu lautlosen Schreien, zu Tänzen – aufeinander zu, gemeinsam – und wieder separiert. Gedichtzeilen zwischen Nonsens und Nachdenklichkeit – „Besteht ein Fuß darauf, ein Fuß zu sein?“ … Die Liste der Körperteile durchgehend provoziert einer natürlich Lachen im Publikum, steht A… doch nicht nur für das Hinterteil.

„In Anlehnung an Texte von Ingeborg Bachmann gepaart mit eigenen individuellen Gedanken setzt sich die Performance mit den Themen Grenzen und Schweigen auseinander“, gibt die Gruppe den Besucher*innen schon vor dem Abend Gedanken mit auf den Weg. Immer wieder Moment, wo die eine oder der andere auf der Bühne fast mit dem Scheit eins werden würde – alles in dieses Stück gehacktes Holz hineinlegen/interpretiert.

Am Ende, nach rund einer Stunde, holen die Performer*innen vom großen Holzstoß einzelne besondere Scheit – die haben sie zuvor beschriftet. Allerdings mehr als sie dann auf die Bühne stellen und legen. So dass jeder Abend andere Wort-Kombinationen bringt. An diesem Abend, als der Rezensent dabei war, gab’s u.a. zu lesen: Trennt, Stille, Aus der Zeit, Fall, Kopf, brich’s, verströmt – kombinierbar für jede und jeden nach eigenem Gutdünken, Zufallsprinzip oder…?!

Ein Scheit ist arabisch beschriftet. Auf Nachfrage von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … Kamel Jirjawi, Tänzer aus Ramallah (Palästina, Westbank): „Da steht Kulna Ma Bad und das heißt auf Deutsch Wir sind alle zusammen. Aber es gibt noch ein zweites Stück Holz, das ich arabisch beschrieben habe, auf dem steht JeNun – das heißt verrückt aber nicht in negativem Sinn.“

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

„MeinAllesaufderWelt“

kollektiv kunststoff
Performance, Tanz, Theater
Ab 16 Jahren

Konzept, Choreografie: Leonie Humitsch, Stefanie Sternig

Performance, choreografische Mitarbeit: Waltraud Brauner, Jakob Eder, Raffaela Gras, Lena Grechenig, Johanna Irmann, Patrick Isopp, Kamel Jirjawi, Victoria Prägant, Stefanie Sternig

Komposition. Sounddesign: Peter Plos, Andreas Grünauer
Kostümbild: Sophie Baumgartner
Bühnenbild: Jo Plos

Acting & Vocalcoaching: Sonja Romei
Lichtdesign: Veronika Mayerböck

Produktion: Leonie Humitsch, Raffaela Gras

Koproduktion mit WUK performing arts, in Kooperation mit WUK KinderKultur

kollektivkunststoff