Mittelalter-Performance über Mut und Verrat, Kampf und Respekt im Dschungel Wien – noch vor dem Lockdown.
Kettenvorhang, Kettenhemd, aus Kisten zwischen Verpackungsmaterial rausgekramte Rüstungs-Teile – Materialien aus denen Geschichten rund um viele Kämpfe gemacht sind. Und so ist es auch in „Iwein“ von makmake produktionen. Ein Stück, das noch dazu das Glück hat, in der Woche vor dem vierten/fünften (in der Ostregion Österreichs gab’s mit der „Osterruhe“ ein Zusperren mehr), auf dem Spielplan von Dschungel Wien zu stehen. Wenige Stunde vor dem Ende aller Veranstaltungen steigt die Mittelalter-Show noch einmal.
Auch wenn so manche Kampf-Szene, ausgedrückt durch tänzerische, teils akrobatische, Bewegungen beeindrucken und immer wieder vorkommen, spielen doch andere Elemente von Mut, Treueschwüren, Ehrlichkeit, gebrochenen Versprechen, Kampf um Wiedergutmachung, Enttäuschungen, Respekt, irgendwie auch Liebe die noch wichtigeren Rollen. Eingepackt in eine verdichtete Version (Textfassung, Dramaturgie: Anita Buchart) einer mittelalterlichen Geschichte gleichen Namens, verfasst von Hartmann von Aue (um das Jahr 1200 verfasst), der wiederum Anleihe bei einem altfranzösischen Roman genommen hat, Yvain ou Le Chevalier au lion von Chrétien de Troyes (rund zwei Jahrzehnte davor geschrieben).
Der wesentliche Unterschied: Iwein, die Hauptfigur, ist hier eine Ritterin. Und das Beachtliche an der makemake-Version, es kommt ganz natürlich, nie auch nur ansatzweise krampfhaft aufgesetzt daher, wie in so manch anderen geschriebenen oder gespielten Geschichten. Diese von Michèle Rohrbach gespielte, getanzte Iwein ist schlicht und einfach eine Ritterin, ebenso wie die erzählende Ritterin Lunete (Bettina Schwarz) sowie Laudine (Martina Rösler), erst verfeindete, dann verheiratete und später wieder Kampfesgegnerin von Iwein.
Ein kurzweiliges, spannendes Âventiure – das Wort, das sich selbst erklärt, mittelalterlich klingt und in der Stunde am häufigsten vorkommt, oft auch von Musik unterlegt (Simon Dietersdorfer). Fast bedrohlich wird’s, wenn Rohrbach im Inneren eines riesigen aufblasbaren Teils ein teils bis zur Bühnendecke reichendes „Monster“ über die Bühne, teils nahe an die erste Publikumsreihe heranbewegt (Ausstattung: Nanna Neudeck).
Frei nach Hartmann von Aue in der Übersetzung von Rüdiger Krohn
Mittelalter-Performance, eine Stunde; ab 10 J.
Konzept: makemake produktionen, Jeanne Werner
Textfassung, Dramaturgie: Anita Buchart
Darstellerinnen: Michèle Rohrbach, Martina Rösler, Bettina Schwarz
Komposition: Simon Dietersdorfer
Ausstattung: Nanna Neudeck
Dramaturgische Beratung: Laura Andreß
Regieassistenz: Lisanne Berton
Produktion: Julia Haas
Rechte: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH
18. bis 22. Jänner 2023
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
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