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Szenenfoto aus "fux"
Szenenfoto aus "fux"
22.04.2022

Tierische Tänze in und rund um einen Bälle-Wald

„fux“, ein Tanztheaterstück auf kurzem Gastspiel in Wien, will zum Nachdenken über den Umgang der Menschheit mit der Natur anregen.

14 große und noch größere, irgendwie leicht zu sein scheinende Kugeln/ Bälle hängen von der ziemlich dunkel gehaltenen Bühnendecke. Und schaukeln im Luftzug. Ein hängender Wald runder Bäume? Leicht schwankende Planeten? Ein Hindernisparcours, um durchzutanzen und sich nicht den Kopf, die Schultern, den Oberkörpern anzuhauen?

Nun, kurz nach Beginn, verraten Stimmen aus dem Off sowie die Tänzer:innen selber, was hier in „fux“ – einem Gastspiel des Tanztheaters Ursina Tossi aus Deutschland im Dschungel Wien – geboten wird: Nur noch am Samstag, 23. April am Nachmittag – siehe Infobox. Sie und fünf Kolleg:innen – Amanda Romero Canepa, Sophia Neises, Girish Kumar. R, Cliff Huen Yeung, Damini Gairola – verwandeln sich in Tiere, verlieren sich im Chaos, tanzen und turnen rund um den „Wald“, kriechen in ihn hinein und erzählen so „nebenbei“ eine Geschichte. Am Anfang flattern Vögel umher, die – bzw. die Tänzer:innen, die sie darstellen – werden zu Insekten, Schlangen und nicht zuletzt alle miteinander einem einzigen gemeinsamen Tier: „fux“.

Durcheinander gewirbelt

Das titelgebende Wesen soll eine Erinnerung an Tiere sein, die schon ausgestorben sind – nicht durch Meteoriteneinschläge oder sonstige natürliche Ereignisse und Entwicklungen, sondern durch das natur-zerstörende Verhalten der Menschen. Und dennoch ist es keine todtraurige Geschichte. Die sechs Künstler:innen auf der Bühne bringen sowohl in ihre Bewegungen als auch in das was sie sagen, immer wieder viel, teils sehr schrägen Witz und Humor rein. Beispielsweise wenn sie sich wild durcheinanderwirbeln im vorgestellten ur-argen Sturm, es jede und jeden in die diversen Einzelteile zerlegt und dann sich Dialoge abspielen wie „Gibst du mir deine Hand?“ – „Gerne!“ – „Darf ich sie behalten?“ Oder: „Darf ich mit deiner Lunge atmen?“

Hörbare Beschreibung

Die Geschichte wird nicht nur getanzt, sondern auch in Worten erzählt. Für ein Tanztheaterstück sogar in sehr, sehr vielen. Über weite Strecken hört sich das an wie die sogenannte Audiodeskription für Blinde und/oder Sehschwache. In vielen TV-Geräten kannst du auf diese schalten, dann wird bei einem Film (fast) alles beschrieben, so dass auch Menschen, die kaum oder nichts sehen, einer filmischen Handlung folgen können. Aber nicht nur. Die gesprochenen Beschreibungen vermitteln auch eine Vorstellung von der Gegend, den Gebäuden, Einrichtungen und so weiter in denen die Handlung spielt.

Und obwohl sich das Tanzstück „fux“ gar nicht speziell an sehschwache Besucher:innen wendet, bietet die Gruppe doch einen Zusammenhang mit dem Thema des Stücks: Die Menschheit sei so etwas wie blind für die immer und immer wieder sogar massiv geäußerte Gefahr für unseren Planeten. Das zusammengesetzte Tier als Erinnerung an ausgestorbene Arten damit auch ein Symbol für den notwendigen Zusammenhalt, um Klima und Welt – für Mensch, Tier und Natur zu retten.

Wieso allerdings in den ersten ungefähr fünf bis zehn Minuten die ganze Geschichte im Schnelldurchlauf erzählt wird, bevor sie dann gespielt und erzählt wird? Zu wenig Vertrauen auf den eigenen Tanz und die Darstellung, die ohnehin auch ausreichend erklärt wird? Oder kein Zutrauen in junges Publikum? Oder einfach „nur“ zu „pädagogisch“ gedacht?

„Für blinde und behinderte Menschen kann es hilfreich sein zu wissen, was auf sie zu kommt. Das ist für andere manchmal nicht nachvollziehbar. Es gibt dadurch die Möglichkeit Entscheidungen zu treffen oder sich gut aufgehoben zu fühlen. Wir haben mit Sophia Neises ja eine sehbehinderte Tänzerin und Fachfrau auf der Bühne“, erhielt Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … nachträglich Ursina Tossi, der künstlerischen leiterin, Chroeografin und Mit-Tänzerin eine eMailige Erklärung zum „Spoiler“ am Beginn des Stücks.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

fux

Gastspiel: Ursina Tossi (Deutschland)
Tanz; 50 Minuten; ab 7 Jahren

Künstlerische Leitung & Choreografie: Ursina Tossi
Tanz: Amanda Romero Canepa, Sophia Neises, Girish Kumar. R, Cliff Huen Yeung, Damini Gairola, Ursina Tossi
Dramaturgie: Uta Engel
Dramaturgiegruppe von Kindern und Jugendlichen: Judith Newerla
Audiodeskription: Carolin Jüngst
Bühne: Lea Kissing
Kostüm: Nina Divitschek
Co-Konzeption Kostümbild: Ronja Lahr
Sound: Johannes Miethke
Video: Friederike Höppner
Lichtdesign: Ricarda Schnoor
Assistenz & Social Media: Sina Rundel
Produktion & Kommunikation: Stückliesel
Access & Workshops: Dorothee de Place

Wann & wo?

Noch am Samstag, 23. April, 16.30 Uhr
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> fux