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Szenenfoto aus "Kim" - ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf
Szenenfoto aus "Kim" - ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf
20.05.2024

Verliebt in eine KI? Geht das?

„KIM“ – ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO – Theaterort Perchtoldsdorf (NÖ, wenige Busminuten von Wien-Liesing entfernt).

Wo ist sie da hineingeraten? Die junge Frau betritt den Bühnenraum – kleiner roter Teppich, zwei durchsichtige Kunststoff-Sessel, drei weiße Stellwände. Auf einer hängte eine Überwachungskamera. Zuvor blubbernde Geräusche, als würde Gewaltiges in einem zähflüssigen Sumpf verschlungen werden – die übrigens später immer wieder erklingen. Sie stellt sich bald als Lotte vor und vermittelt – zunächst mehr zwischen den Zeilen -, dass sie von ihrem gewohnten Umfeld weggelaufen wäre und einen neuen Platz für sich sucht.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf

Tut sie auch. Sie befindet sich aber nicht, wie vermuten lässt, im Wartezimmer einer Psychotherapie, sondern in „Wahlheim“, wo sie Praktikant:innen suchen – wie Professor Wilhelm, der bald zwischen Schnürlvorhängen auftaucht, erklärt. Der ist wie aus dem Klischee-Bilderbuch eines verwirrten Wissenschafters, der’s mit dem Kommunizieren mit Menschen nicht so wirklich groß hat.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf

Gefühle lernen

Natürlich weiß das Publikum mehr, ist es doch bewusst zu „KIM“, einem Stück über künstliche Intelligenz (geschreiben von Flo Staffelmayr; Regie: Birgit Oswald), ins THEO, den Theaterort Perchtoldsdorf (bei Wien-Liesing) gekommen. Nein, der Professor ist nicht diese KI in Menschengestalt. Er ist nur der Leiter des Versuchs. Neue Roboter – sehr wohl in Menschengestalt – sollen trainiert werden für den Assistenz-Einsatz vor allem im Pflegebereich. Und dazu heuern sie Menschen an, um von diesen das Erkennen von Emotionen zu erlernen. Aber auch auf diese Gefühle möglichst angemessen zu reagieren…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf

Digitalisiertes Wissen aufsaugen

Und so schiebt der Prof einen Büro-Dreh- und Rollsessel mit einer jungen Frau auf die Bühne. In sich zusammengesunken scheint sie zu schlafen. Eine Handbewegung vor ihren Augen – und sie „erwacht“. Spricht und bewegt sich maschinen-ähnlich. Aber: Sie lernt ur-schnell, kann sie doch in Sekunden-Bruchteilen das ganze Internet durchforsten, wenn Lotte ihr von ihrer Lektüre „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang Goethe erzählt, lädt sie ihre Festplatte mit Infos dazu auf und verkündet anderntags stolz, sich sämtliche Goethe-Werke reingezogen zu haben.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf

So ideal…

Außerdem hört KIM einfach zu – egal was Lotte zu erzählen hat. Obendrein noch, ohne das Gehörte zu beurteilen. Erkennt immer präziser die Gefühle der menschlichen Trainerin, kann darauf immer besser reagieren. Wird für Lotte zu DER Bezugspartnerin, über die sie einerseits Macht hat – etwas, das klassisch patriarchal ist, wie Miro Gavran in seinem Stück „Die Puppe“ herr-lich demaskiert (Links dazu am Ende des Beitrages) – und andererseits sich von ihr wahr- und angenommen fühlt, bis sie sich schließlich in sie verliebt…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf

Schauspielerinnen machen’s glaubhaft

Klingt in der vorab- Stück-Beschreibung vielleicht unglaublich – eine junge Frau verliebt sich in eine Maschine; Hääääh, wirklich jetzt??? Doch das Schauspiel von Inés Cihal als diese Roboterin – Kim, weil das ein Name ist, der nicht nur KI für künstliche Intelligenz beinhaltet, sondern auch in vielen Kulturen und Sprachen echt existiert – und von  Isabella Kubicek als Lotte mit ihrer schrittweisen Annäherung bis zum Nahekommen hinter den Stellwänden machen diese emotionale unglaubliche Entwicklung sehr glaubhaft nachvollziehbar. Und damit auch mit den emotionalen Brüchen am Ende. Victor Kautsch als der eingangs beschriebene Leiter des Experiments ist von seinem Typ her schon eine Idealbesetzung für solch eine Figur.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf

Wermuts-Tropfen

Mehr als irritierend ist die Nebenbemerkung, die Lotte in den Mund gelegt wird, dass sie sich vor ihrer Ankunft in Wahlheim nicht zuletzt deswegen so einsam und alleingelassen fühlt, weil ihr bester Freund sich das Leben genommen hat. So hingeworfen in einem Stück für Jugendliche? Und auch von der Dramaturgie her gar nicht wirklich erforderlich. Ihre ausführlicheren Schilderungen, dass er sich emotional von ihr distanziert hat, hätten für die Logik der Psyche Lottes und ihres Weggangs aus dem alten Heimatort vollauf gereicht.

Follow@kiJuKUheinz

Ein Interview mit „Kim“-Darstellerin Inés Cihal folgt späääter hier.

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

„KIM“ – ein Stück über künstliche Intelligenz

von Flo Staffelmayr
eine Stunde; ab 12 Jahren

KIM: Inés Cihal
Lotte: Isabella Kubicek
Professor Wilhelm: Victor Kautsch

Regie und Produktionsleitung: Birgit Oswald
Kostüme und Bühne: Birgit Oswald, Thomas Neuer

Wann & wo?

22. Mai 2024
10 Uhr Schulvorstellung

24. Mai 2024
10 Uhr Schulvorstellung

18 Uhr öffentliche Vorstellung

THEO – Theaterort für junges Publikum Perchtoldsdorf: 2380, Beatrixgasse 5a
kontakt@theaterort.at

Tickets
Telefon: 01 866 83-400
info@perchtoldsdorf.at

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