„Der Flüchtling“ von Fritz Hochwälder – geschrieben 1944/45 im Schweizer Exil – im kleinsten Raum des Theater Center Forum (Wien).
Auf wahrhaft engstem Raum – die Bühne III im Theater Center Froum in der Tiefe kaum mehr zwei große Schritte und in der Breite vielleicht doppelt so viele – sorgen Anna Sophie Krenn, Florian-Raphael Schwarz und Christoph Prückner für ein packendes, berührendes Drama: „Der Flüchtling“.
Geschrieben vom – fast in Vergessenheit geratenen österreichischen Dramatiker Fritz Hochwälder, in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zeitweise so etwas wie der Hausdichter des Burgtheaters im Exil in der Schweiz – ist gerade dieses Stück zeitlos. Inspiriert durch seine eigene notwendige Flucht als Linker und Jude aus dem ins Nazi-deutsche Reich eingegliederten Österreich über Vorarlberg ins Nachbarland, siedelte Hochwälder sein Stück in einem namenlosen Bergdorf mit namenlosen Personen an.
Der Flüchtling kann als einziger aus einem Deportationszug – beide Eltern Hochwälders wurden im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet – entkommen, rettet sich in ein kleines Häuschen und ins Bett der Bewohnerin, die ihn vor den Verfolgern als ihren Mann ausgibt. Der wahre Ehemann kommt in der Früh vom Nachtdienst – der Versteckte ist auf der weiteren Flucht. Sie verrät dem Mann nichts. Es kommt zu Verwicklungen, weil der Ehemann beschuldigt wird, seinen Nachtdienst geschwänzt zu haben…
Natürlich fliegt alles auf. Doch wie damit umgehen. Der Ehemann will den Flüchtling, der zurückkommt, weil der weitere Fluchtweg abgesperrt ist, töten oder ihn wenigstens ausliefern. Womit für die Ehefrau Vertrauen, ja eine Welt zusammenbricht …
Da das Drama schon so unbekannt geworden ist, sei hier der Ausgang nicht verraten.
Hautnah lassen die drei Schauspieler:innen die sich wandelnden Gefühle, das Pendeln zwischen Ängsten, Liebe und Abwendung, Treue, Pflichterfüllung und Menschlichkeit in fast Griffweite zum Publikum miterleben. Womit Zuschauer:innen vielleicht beginnen zu grübeln, wie würden sie vielleicht in einer solchen Situation handeln…
Einziger Wermutstropfen im rund zweistündigen Stück inklusive Pause eben genau diese. Zwar geht’s sozusagen mit einem klassischen Cliffhänger in diese – aber es ist ein richtiggehendes Rausreißen aus der emotional und dramaturgisch dichten Szenerie.
Schauspiel von Fritz Hochwälder
2 Stunden (inkl. Pause)
Regie: Angelica Schütz
Mit: Anna Sophie Krenn, Christoph Prückner, Florian-Raphael Schwarz
Produktion: AngeliTera
Bis 6. November 2021
Theater Center Forum – Forum III
1090, Porzellangasse 50/Eingang
Telefon 01 310 46 46
eMail: kassa@theatercenterforum.com
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