„Des Knaben Wunderhorn“ – eine märchenhafte Geschichte nach einer Opernskizze Gustav Mahlers, gepaart mit Elementen aus einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami.
Die Mitte des Bühnenbodens zieren drei konzentrische Kreise rund um eine große rote Scheibe. Vielleicht nicht aufs erste gleich zu erkennen. An der Bühnenwand zwischen den vier Türen hängt einsam eine schwarze Schallplatte. Aha. Klar, auch das rote Ding am Boden symbolisiert eine solche. „Gustav Mahler“ in Großbuchstaben steht auf der Scheibe. Und Musik von diesem Komponisten beginnt zu ertönen – gespielt vom fünfköpfigen Orchester – Klavier (Hibiki Kojima, gleichzeitig auch Dirigent und Arrangeur), Klarinetten (Josef Lamell), Geige & Bratsche (Gregor Fussenegger), Akkordeon (Piotr Motyka) und Schlagzeug (Linus Rastegar) am rechten Bühnenrand.
Ausschließlich Musik von Mahler ist in der folgenden Stunde zu hören, in der die Bühne von einer märchenhaften Geschichte rund um den recht jungen Komponisten gespielt – und gesungen – wird. Er kommt – so die von Miharu Sato (Inszenierung & Konzept) ausgedachte Geschichte, die Lieder und Instrumentalmusik verbindet. Damit versucht(e) die Regisseurin, die über Mahlers Zeit an der Wiener Staatsoper dissertierte, eine Opernskizze, die er hinterlassen hatte, zu rekonstruieren. Für „Des Knaben Wunderhorn“ ließ sie sich aber auch von Haruki Murakamis „Tony Takitani“ inspirieren. Diese Kurzgeschichte über Einsamkeit und Liebe eines jungen Mannes passte für sie – und offenbar auch fürs Publikum der vielumjubelten Premiere im Wiener Theater Arche – gut zum hin- und hergerissenen jungen Mahler, unruhig, suchend – vor allem im Leben.
Mit Einschlafstörungen kommt er (Michael C. Havlicek) zur Psychiaterin (Eszter Hollósi), die versucht irgendetwas aus ihm herauszubringen. Kein Wort entkommt ihm anfangs – außer, wenn er seine Träume versinkt. Da scheint er aufzublühen, wenn ihm eine junge Frau (Opernarien und Lieder singend so wie er: Manami Okazaki), begegnet. Erst die Erinnerung an ein bestimmtes Lied in seiner Kindheit (als Bub kommt tatsächlich ein Bub auf die Bühne – Theo Koszednar – beginnt die Zunge des jungen Mannes (Michael C. Havlicek), der einerseits wie Gustav Mahler und dann doch wie ein anderer unbenannter Mann wirkt, im Gespräch mit der Psychiaterin zu lösen. Die klassische Couch ist die große rote „Schallplatte“ auf dem Boden, auf der er immer wieder auch in Träume eintaucht. Seine Worte kommen als Gesang über seine Lippen. Hatte er anfangs Probleme einzuschlafen, scheint er nun kaum mehr aus seinen Träumen zu erwachen.
Neben den genannten, handelnden, singenden, schauspielenden und musizierenden Künstler:innen kommen noch – als unterschiedliche Figuren in den Träumen Monika Konvicka, Elise Busoni und in der Ordination Paula Hofer (als Tochter der Psychiaterin und später mehr) ins Spiel. Und ein aufgeweckter, tanzender Engels-Kinderchor: Lola Koszender, Amelie Okazaki, Katharina Thurner.
Musik von Gustav Mahler als interkulturelles und interdisziplinäres Musiktheater.
Inszenierung & Konzept: Miharu Sato
Musikalische Leitung & Arrangement: Hibiki Kojima
Ein Mann: Michael C. Havlicek
Eine Frau in seinem Traum: Manami Okazaki
Eine Psychiaterin: Eszter Hollósi
Der Kuckuck: Monika Konvicka
Die Nachtigall: Elise Busoni
Knabe: Theo Koszednar
Tochter der Ärztin: Paula Hofer
Kinderchor: Lola Koszender, Amelie Okazaki, Katharina Thurner
Orchester
Dirigent & Klavier: Hibiki Kojima
Klarinetten: Josef Lamell
Akkordeon: Piotr Motyka
Violine – Geige und Bratsche: Gregor Fussenegger
Schlagzeug: Linus Rastegar
Dramaturgie: Hazuki Kosaka
Bühne und Kostüm: Theresa Gregor
Kooperation mit der TheaterArche
Noch am 19. Juni, 16 Uhr
Theater Arche: 1060, Münzwardeingasse 2A
Telefon: 0 650 620 4554
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