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Szenenfoto aus Donna Quichotta vom Theater des Kindes in Linz
Szenenfoto aus Donna Quichotta vom Theater des Kindes in Linz
17.06.2021

Wenn der Kampf gegen Windmühlen zum verbindenden Spiel wird

Erste Premiere und Uraufführung beim Theaterfestival Schäxpir: „Donna Quichotta“ im Theater des Kindes.

Ein Kinderzimmer für zwei Geschwister – so wirkt die Bühne von „Donna Quichotta – Die Ritterin von der tapferen Gestalt“ im Linzer Theater des Kindes (Ausstattung: Michaela Mandel). Damit eröffnete das Festival Schäxpir den Reigen der Uraufführungen.

Hinter der Wand das Weinen eines Kindes, eine offenbar weibliche Stimme singt ein Schlaflied. Ein Mann taucht auf der Bühne auf, stolpert. Steigt auf ein quietschendes Spielzeug drauf, rutscht auf einem auf dem Boden liegenden Buch aus, will sich in eines der Betten verfrachten. Doch ach, da liegt so viel Zeugs, wirft all die Pölster und vor allem einen glitschigen Spielzeugfisch aufs Nachbarbett. Lesen geht nicht, Brille vergessen, …

Szenenfoto aus Donna Quichotta vom Theater des Kindes in Linz

Das Kinderweinen hinter der Wand hört auf. Eine Frau betritt, gewandt den herumkugelnden Dingen ausweichend, das Schlafzimmer der Eltern – als solches entpuppt es sich nun. Sie will, geschlaucht vom Kind in den Schlaf singen, endlich in ihr Bett. Also all das Zeugs retour aufs andere Bett …

Eine Ehe nicht nur mit getrennten Betten, sondern in jeder Bewegung, jedem Satz – auch wenn viele davon wie das gesamte Stück (Text: Holger Schober, Regie: Markus Steinwender) hindurch recht witzig rüberkommen – sehr lieblos.

Szenenfoto aus Donna Quichotta vom Theater des Kindes in Linz

Was wir schon lange nicht getan haben

Das ist die Ausgangslage, in der sie (Simone Neumayr) während der Lektüre eines Buches und eines doch beginnenden Gesprächs mit ihm (Thomas Bammer), den Vorschlag bringt, doch etwas zu tun, das sie schon lange nicht mehr gemacht haben … Nein, nicht das, sondern: Spielen!

So recht mag er noch nicht. Noch dazu, wo sie in die Rolle der Ritterin Donna Quichotta schlüpfen will. Da sträubt er sich noch mehr. Frau und Ritterin? Sie packt ihn geschickt bei der Ehre – bist du so rückständig. Na gut, dann nicht, also doch.

Szenenfoto aus Donna Quichotta vom Theater des Kindes in Linz

Alles wird umfunktioniert

Nach und nach steigt auch er ein ins Spiel, wird zum Knappen Sancho Pansa, aber auch einer Nicht Quichottas … die beiden steigern sich fast in einen Spielrausch. Bett-Fußteile werden zu Pferden. Ein Teppich zur Rüstung, eine Stange, an der ein Bild aufgehängt war, zur Lanze, die beiden Lattenroste der Betten zu Flügeln einer Windmühle.

Der Kampf gegen Windmühlen ist wohl das berühmteste Bild samt entsprechender Metapher für alle aussichts- und sinnlosen Kämpfe. Dabei  umfasst diese Episode nur knapp mehr als eine halbe Seite in dem von Miguel de Cervantes vor mehr als 400 Jahren geschriebenen zweiteiligen Roman „Don Quijote“.

Spiel- und Wortwitz

Je mehr sie spielen, desto mehr finden sie Gefallen nicht nur daran, sondern auch aneinander. Und je mehr er sie als Ritterin akzeptiert, desto öfter läuft auch er, wenn das Kind nebenan weint. Wobei der Schauspieler es echt schafft, jedes, aber auch wirklich jedes Mal auf das Quietschding zu steigen, selbst wenn’s durchs Spiel schon verschoben wurde, alle Achtung.

Szenenfoto aus Donna Quichotta vom Theater des Kindes in Linz

Großartig, wie die beiden in ihrem Spielwitz die vielen Wortwitze völlig zwanglos rüberbringen, die Grundgeschichte des Romans spielend erzählen: Kampf gegen was auch immer mit selbstüberhöhter Held*innen-Pose bei gleichzeitigen Niederlagen am laufenden Band, viel Fantasie und Trauer darüber, letztlich doch  wieder in die Realität zurückzukehren –. Und so ganz nebenbei, wenngleich immer wieder sehr offensichtlich alte Rollenbilder, die längst überkommen zu sein schienen, in Frage stellen. Und nochmals – ohne dies auch nur einmal anzusprechen – durchs Einlassen auf das Rollenspiel sogar ihre kalte Entfremdung überwinden, ja sogar gemeinsam rennen, wenn ihr Kind aufwacht und schreit.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Donna Quichotta
Die Ritterin von der tapferen Gestalt

Ab 6 Jahren; 50 Mintuten

Autor: Holger Schober
Regie: Markus Steinwender

Mama/Donna Quichotta: Simone Neumayr
Papa/Sancho Pansa und andere: Thomas Bammer

Ausstattung Michaela Mandel
Regieassistent Jan Neuburger
Licht Franz Flieger Stögner
Vorstellungstechnik Stögner/Woldrich

Wann & wo?

Bis 3. Juli 2021
Theater des Kindes
4020, Linz, Langgasse 13
Telefon: 0732 605 255
Theater des Kindes, Linz -> Donna Quichotta

Compliance-Hinweis

Die Berichterstattung kann nur erfolgen, weil KiJuKU vom Theaterfestival Schäxpir für fast eine Woche nach Linz eingeladen worden ist.