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Szenenfoto aus "Am Platz" vom taO! Graz beim Kultursommer in der Wiener Muthsamgasse
Szenenfoto aus "Am Platz" vom taO! Graz beim Kultursommer in der Wiener Muthsamgasse
11.07.2021

Wenn ein Pullover, eine Taube & Co. Alltagsgeschichterln erzählen

Das Grazer taO! (Theater am Ortweinplatz) gastiert mit Adaptierungen von „Am Platz“ an drei Orten beim Wiener Kultursommer, zwei stehen noch bevor.

Ein auffälliger, mehr als überdimensionaler Pullover (Ausstattung: Rosa Wallbrecher) lungert auf einer Miniaturparkbank und dann viel lieber auf dem Boden herum. Und beginnt zu erzählen. Über Einsamkeit und detailgenaue Beobachtungen der Umgebung. Quantitativ – wie viele und welche Art von Mistkübeln herumhängen und stehen, welche Bäume, wie viele Fenster zu sehen sind – und von Menschen und Tieren, die den Platz, die Straße bevölkern (könnten). Oder sich auszumalen, was sich hinter den Fassaden abspielt. Nein, keine oagen Sachen. Eher alltägliche – in „Am Platz“ vom Grazer Theater am Ortweinplatz.

Schräge Gesellschaft

Der Pullover (trotz dieses Handicaps sehr beweglich Lena Hanetseder) bekommt Gesellschaft von einer Taube (Carmen Schabler), einem jungen Baum (Franka Jauk), einer vermeintlichen Straßenlaterne, die schon anfangs starr dasteht, aber als sie dann zu reden beginnt, darauf besteht, eine Hängelampe zu sein und immer wieder fragt, ob’s schon endlich genug dunkel ist, damit sie leuchten darf (Vera Posch). Eine schwarze Tafel, auf der mit weißer Kreide ein Tagesmenü aufgeschrieben steht, wandert, getragen von einer weiteren der sechs jungen Schauspielerinnen (auch wenn die Moderatorin sie als Schauspieler ankündigt) mal ein paar Schritte nach vor, dann zur Seite usw. Sandra Karner wird gegen Ende in einen der drei riesigen, plüschigen, bunten Hundeköpfe schlüpfen. Ein großes Sackerl kullert und hüpft heran aus dem sich das Gackerl (Antonia Orendi) halb herausschält.

Viel Musikbegleitung

Begleitet wird die trotz unzähliger Details großer und kleiner (fiktiven) Beobachtungen nie hektisch, sondern eher Zeit für die Momente lassenden Schilderungen von viel Musik, vor allem auf einigen Ukuleles – von den verkleideten und verwandelten Darstellerinnen selbst – und von dem vielseitigen Komponisten und Live-Musiker (neben Ukulele, Akkordeon und digitales Mischpult) Michael Eisel.

Wir erleben aber auch immer wieder recht witzige Momente. So wird das junge, noch unerfahrene Bäumchen angesichts der geschilderten vielen Kinder, die die benachbarte Schule in der Muthsamgasse, die – entgegen der alten Aufschrift „nur“ mehr eine Volksschule ist und eigentlich unter der Adresse ums Ecke Zennerstraße firmiert – besuchen, springlebendig – und möchte auch… Und landet in der „Baumschule“ mit den 62 Bäumen des benachbarten Ordeltparks.

Wurstsalat im Jenseits?

Ganz schräg wird’s, wenn Pullover zu singen beginnt wie „Sag mir, gibt’s Wurstsalat im Jenseits?“ von dieser und Fragen ähnlichen Klaibers wird der Bogen zu höchst philosophischen Fragen und Betrachtungen gespannt: „Gibt’s mi no, waun i a nimma do bin?“ Und dem Schlusssong, dass alles was war auch bleibt, selbst wenn es geht – und wenn’s „nur“ in der Erinnerung, der Erzählung ist.

Für Graz entwickelt, für Wien adaptiert

„Am Platz“ wurde von Regisseur Simon Windisch mit den jungen Schauspielerinnen, die allesamt aus den Jugendlichen-Theaterkursen entwachsen sind und dem Musiker im Vorjahr für Graz 2020 für den Ortweinplatz an dem das taO! Seinen Sitz hat, entwickelt. Dort spielten sie auf einem eigens für den Platz konzipierten hölzernen Stadtmöbel, das als Bühne diente. Geplant war ursprünglich, dass dies bleiben hätte sollen und damit dem eher Un-Platz eine Gestaltung angedeihen hätte lassen.

Für die drei Bühnen, an denen „Am Platz“ beim Wiener Kultursommer zu sehen war – und sein wird – Termine/orte in der Info-Box – recherchierte nicht zuletzt Regie-Assistent Alexander Wychodil, um drei adaptierte Fassungen zu erstellen.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Am Platz

Eine TaO!-Produktion im Rahmen des Grazer Kulturjahres 2020 für den Grazer Ortweinplatz (Sitz des Theaters) und einigermaßen adaptiert auf die drei Wiener Spielorte

Regie & Technik: Simon Windisch

Es spielen
Pullover: Lena Hanetseder
Hunde-Gacksi und Lady in Gold: Antonia Orendi
Taube/Hundehalterin: Carmen Schabler
Junger Baum/ein Hund: Franka Jauk
Frau hinter der wandernden, Gasthaustafel/ein Hund: Sandra Karner
Hängeleuchte/ein Hund: Vera Posch

Komposition & Live-Musik: Michael Eisel

Regieassistenz: Alexander Wychodil
Ausstattung: Rosa Wallbrecher
Produktionsleitung: Anna-Katerina Frizberg

Wann und wo?

Beim Kultursommer in Wien
24. Juli 2021; 10.30 Uhr
1020 Kaiserwiese (vor dem Riesenrad)

25. Juli 2021; 10.30 Uhr
1100, Oberlaa, Kurbadstraße