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Szenenfoto aus "Kim" - ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf
Szenenfoto aus "Kim" - ein Stück über künstliche Intelligenz im THEO, Theaterort Perchtoldsdorf
16.06.2024

Wie ist es, eine Roboterin zu spielen?

Interview mit einer Schauspielerin, die in einem Stück über künstliche Intelligenz die Maschine in Menschengestalt verkörpert hat.

Spät, aber doch kommt nun das hier anlässlich der Stück-Besprechung „KIM“ – ein Stück über künstliche Intelligenz“ versprochene Interview mit Inés Cihal, die darin – im THEO – Theaterort Perchtoldsdorf – diese KIM spielte. Link zur Stück-kritik am Ende des Interviews.

KiJuKU: Was war das Schwierige daran, eine künstliche Intelligenz zu spielen?
Inés Cihal: Es war für mich eine sehr spannende Rolle, da man sie anders angeht als andere Rollen, die menschlich sind. Zuerst fragt man sich: Wie spielt man einen Roboter? Das muss wirklich zu 1000% sitzen. Wenn da irgendeine menschliche Bewegung oder ein Zucken reinkommt, ist sofort die Illusion geraubt, dass man ein Roboter ist. Ich habe mich körperlich sehr viel vorbereitet. Dann habe ich mit der Regisseurin geredet, wann die KIM sehr roboterähnlich ist, wann sie sich ein bisschen wandelt, vielleicht von der Lotte (der menschlichen Spielpartnerin) ein paar Körperlichkeiten annimmt, und wann sie menschlicher wird.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – rechts die Roboterin, deren Bewegungen im Verlauf des Stücks menschlicher werden

Sie wird im Verlauf des Stückes ein bisschen menschlicher, sie reagiert schneller und kann auch schneller sprechen. Die Bewegungen werden auch flüssiger. Ich habe geforscht, welche Bewegungen ich mit dem Körper machen kann – sehr kantige und zackige – und wie ich die Arme und verschiedenen Gelenke bewegen kann. Außerdem habe ich mir auch viele Filme und Videos von Maschinen angesehen, die es jetzt gibt. Es gibt mittlerweile Roboter, die sehr menschlich ausschauen, eine Silikonhaut haben, Haare am Kopf tragen und einen Bart haben. Auch die Mimik und Gestik von Maschinen habe ich mir angeschaut, weil die nicht so viel Mimik und Gestik wie wir haben, wobei es mittlerweile schon Roboter gibt, die sehr viel Mimik und Gestik haben.

KiJuKU: Wie lange hat die Vorbereitung insgesamt gedauert?
Inés Cihal:Wir haben 5 Wochen für das Stück geprobt. Das Stück habe ich im Dezember geschickt bekommen und hab das damals natürlich sofort gelesen, mir Notizen gemacht und den Text ein bisschen angelernt. Wenn man für ein Stück brennt und wenn einem etwas gefällt, möchte man gleich starten und daran arbeiten.

KiJuKU: Wie hast du dich stimmlich vorbereitet?
Inés Cihal: Wie sich das Navi im Auto oder Siri anhört, haben mir geholfen. Oder generell KI, die man mittlerweile schon viel am Handy hat. Da habe ich versucht, die Klangfarbe, die Geschwindigkeit und das exakte Sprechen anzunehmen. Vor allem diese Ruhe als Maschine zu haben. Als Mensch bewegen wir uns so viel und haben viele Füllwörter und als Maschine hat man das gar nicht. Da musste ich mich wirklich sehr konzentrieren. Ich bin diese eine Stunde, die wir da spielen, komplett fokussiert. Beim Proben war es manchmal witzig, wenn wir da vier oder fünf Stunden geprobt haben und ich immer dieses Grinsen im Gesicht habe und irgendwann auf der rechten Seite der Mundwinkel ein bisschen zu zucken begonnen hat. Es ist körperlich schon sehr anstrengend, eine Maschine zu spielen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Kim“ – links Inés Cihal

KiJuKU: Deine persönliche Meinung zu KI?
Inés Cihal: Ich finde, KI hat ihre Vor- und Nachteile. Wie wir es im Stück zeigen, ist es natürlich ein Vorteil, wenn die KI zum Beispiel in Altersheimen die SeniorInnen betreuen kann. Menschen haben ihre Emotionen und werden irgendwann müde. Eine KI denkt sich nicht: Ah den mag ich jetzt nicht so und zu dem möchte ich nicht gehen und den Tee bringen. Wenn wir uns aber vorstellen, dass die KI von Menschen erschaffen wird und von ihnen lernt… – wir wissen, dass Menschen gut und böse sind. Dann ist die Frage: Was nimmt die KI an und was nicht? Könnte da eine Fehlprogrammierung passieren? Wir kennen ja viele Filme, wo es darum geht, dass Roboter die Menschheit bekämpfen wollen. Ich denke für manche Dinge ist es gut und für manche Dinge ist es nicht so gut. Ich hoffe, dass die Entwicklung in die positive Richtung geht und wir uns irgendwann nicht ärgern und fragen werden, warum wir das getan haben.

KiJuKU: Welche Rolle würdest du in Zukunft gerne spielen?
Inés Cihal: Es gibt so viel, was interessant wäre. Ich spiele gerne viel verschiedene Sachen und Facetten – gut, böse, verrückt, lustig und traurig. Von Filmrollen her gibt es sicher auch einige, die noch gar nicht geschrieben worden sind. Ich bin auch ein großer Fan von Drama und Thriller, aber ich liebe auch Musical.
Beim Theater gäbe es Rollen wie beim Jedermann, nicht die Buhlschaft, die jede Frau spielen will, sondern den Teufel, den finde ich toll. In einem Musical wäre es die Christine vom „Phantom der Oper“. Im Film zum Beispiel eine Agentin wie in „Salt“. „Romeo und Julia“, das kennt jeder, aber das ist auch so ein schönes Stück. Oder die „Liebelei“ von Arthur Schnitzler, wo ich auch gerne die Christine spielen würde. Es gibt so viel tolle Stücke und Filme. Musical und Gesang sind mir auch sehr wichtig und es gäbe auch einige Musicals, bei denen ich gerne mitwirken würde. Ich bin für alles offen.

Stefanie Kadlec, 18