Gleichnamiger Erfolgsroman von Saša Stanišić nun auch in einer dramatisierten Version in St. Pölten (NÖ).
Ein stilisierter Wald – aus vor allem sechseckigen geschlossenen und röhrenförmigen hölzern wirkenden Elementen sowie im Hintergrund ebenfalls sechs hohen Stoffröhren mit Blätter und Rindenmuster (Bühne und Kostüme: Thorben Schumüller). Hier spielt sich „Wolf“ in der Bühne im Hof (St. Pölten ab). Es ist das jährliche Jugendstück-Gastspiel des nahegelegenen Landestheaters. Und es ist eine von mehr als einem halben Dutzend Dramatisierungen (in deutschen Städten) des gleichnamigen Erfolgsromans von Saša Stanišić – mit Illustrationen von Regina Kehn, von denen eine (Seite 67) offenbar die Formen der Bühnen-Elemente inspiriert hat.
Ferienlager, noch dazu im Wald, das hasst der ich-erzählende Jugendliche, der seinen Namen sowohl im Buch als auch folgerichtig auf der Bühne erst im allerletzten Satz Preis gibt; was blöderweise der Programmzettel konterkariert; weshalb er hier, aber auch in der Info-Box am Ende nicht genannt wird. Die Mutter hat ihn angemeldet, weil es sich für sie betreuungsmäßig nicht anders ausgegangen ist. Also muss er wohl mit – gemeinsam mit den meisten aus seiner Klasse. Was er sich ebenfalls lieber sparen würde.
Als Außenseiter profitiert die Hauptfigur „nur“ davon, dass ein weiterer Mitschüler namens Jörg noch mehr „andersiger“ (Wortschöpfung von Stanišić) ist, das Opfer des Ober-Mobbers und dessen Kumpanen. Und klar landen Jörg und der Erzähler gemeinsam in einer der Hütten. Wolf – die Titelfigur – taucht in (Alb)Träumen des zentralen Jugendlichen auf – und, das sei gespoilert, auch in solchen von Jörg. Angst – des einen, ständig gemobbt bis gewalttätig behandelt zu werden; des anderen vor allem vor der Feigheit, nichts dagegen zu sagen oder gar zu tun.
Während Roberto Romeo ausschließlich diesen einerseits zwiegespaltenen, andererseits doch rebellischen Jugendlichen gegen die vorgegebenen Zwänge des Ferienlagers spielt, schlüpfen seine drei Schauspiel-Kolleg:innen in alle anderen Rollen aus denen sie – meist mit andere Kleidung, aber auch anderem Tonfall und Gehabe wieselflink switchen. Wobei manche Figuren mehrmals von anderen Spieler:innen dargestellt werden.
So gibt Marthe Lola Deutschmann nur zu Beginn die Mutter der Hauptfigur, dann eine der Ferienlager-Betreuerinnen namens Bella, aber auch hin und wieder deren Kollegen Piet und mindestens noch eine Mitschülerin namens Benisha, vom Erzähler ein bisschen angehimmelt. Deutschmann wird aber auch der Ober-Mobber Marko. Den verkörpert aber meisten Michael Scherff, der wiederum auch noch den Koch, den einzigen, der den Hauptdarsteller zu verstehen scheint, ebenso spielt wie den Klettertrainer den Betreuer Piet und noch Zora. Vierter im Bunde auf der Bühne ist Tobias Artner als in anderen Szenen ebenfalls Betruer Piet, Klettertrainer, vor allem aber Jörg, das Mobbingopfer.
Der Wolf taucht in Projektionen (!) – auf einer ebenfalls sechseckigen Fläche im Hintergrund – auf, oft nur als überdimensionales Angst einflößendes aufgerissenes Auge, gegen Ende als animierte Zeichnung und da fast als sanftes fast Haustier, dazwischen mit Karton-Maske – wie andere Tiere – auf den Köpfen der Schauspieler:innen. Die so ernste Story wird schon im Buch, auf der Bühne vielleicht sogar noch mehr, neben dem Spielwitz von Humor durchzogen. Für Lacher sorgen auch am stilisierten Lagerfeuer uralt-Songs wie „Marmor, Stein und Eisen bricht…“
von Saša Stanišić
Landestheater NÖ zu Gast in der Bühne im Hof; 100 Minuten (1e Stunde, 20 Minuten)
Jörg, Piet Klettertrainer: Tobias Artner
Marko, Mutter des Erzählers, Bella, Benisha, Piet, Beate: Marthe Lola Deutschmann
Ich-Erzähler: Roberto Romeo
Marko, Piet, Zora, Koch, Klettertrainer: Michael Scherff
Inszenierung und Sounddesign: Jonathan Heidorn
Bühne und Kostüme: Thorben Schumüller
Dramaturgie: Thorben Meißner
Regie-Assistenz: Marco Honeder
Ausstattungs-Assistenz: Naomo Bhamra
Dramaturgie-Assistenz: Niklas Knüpling
Soufflage: Michaela Czaak
Inspizienz: Vera Lehr
Bis 20. März
Bühne im Hof
3100 St. Pölten, Linzer Straße 18
Telefon: 02742 90 80 50 580
buehneimhof -> wolf
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