Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen: „Selbstbestimmt leben – wie andere auch!“
„Nicht über uns ohne uns!“ Mit diesem Spruch machen Aktivist:innen für die volle Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen seit vielen Jahren darauf aufmerksam, dass sie schlicht und einfach mitreden wollen, wenn es um sie geht. Dieser Satz wurde vor knapp mehr als zwei Monaten bei einer Podiumsdiskussion im Haupthof des Wiener MuseumsQuartiers zitiert. Inklusion stand im Zentrum des diesjährigen Lotterien-Tags im MQ – unter anderem mit Führungen in Österreichischer Gebärdensprach in einigen der Museen.
Bei besagter Diskussion wurde u.a. ein „MuseumsGuide Inklusiv“ vorgestellt, der übersichtlich auflistet, wo welches Museum in Österreich die Rampe/Zufahrt für Rollstuhlfahrer:innen hat, wo es gegebenenfalls taktile Informations-System für blinde bzw. sehschwache Besucher:innen gibt und vieles mehr. Doch – wie noch immer allzu oft – der zitierte Satz wurde insofern Lügen gestraft, als im Podium – übrigens auch nicht im Publikum – auch nur irgendein Mensch mit einer Behinderung anzutreffen war.
Doch es gibt auch Fortschritte: Bei den erst kürzlich (24. November 2024) unweit des MusumsQuartiers, im Volkstheater, vergebenen Theaterpreisen „Nestroy“ wurde „Die vielen Stimmen meines Bruders“ von Magdalena Schrefel und Valentin Schuster als bestes Stück mit dem Autor*innen-preis ausgezeichnet. Und im Jahr davor erhielt die Berliner Performerin Saioa Alvarez Ruiz für die Verkörperung ihrer Rolle in Florntina Holzingers „Ophelia’s Got Talent“ den Nestroy als beste Schauspielerin.
Jahrtausende lang nahmen sich immer wieder einzelnen Menschen(gruppen) das Recht heraus, über andere zu bestimmen. Sie hielten sich Sklaven, dachten, sie seien herren- und andere hingegen Untermenschen, Frauen mussten Ehemänner um Erlaubnis fragen, arbeiten gehen zu dürfen, durften nicht wählen… Nach und nach erkämpften – immer mehr – Menschen die Anerkennung, dass sie gleichwertig sind. Nach dem Holocaust und dem zweiten Weltkrieg verkündete die Staatengemeinschaft am 10. Dezember 1948 den Beschluss der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, heißt es dort in Artikel 1.
War dann aber in der Praxis noch lange nicht so, ist es auch heute (noch) nicht. Es dauerte noch weitere mehr als vier Jahrzehnte bis zur Kinderrechtskonvention, deren 35 Geburtstag erst kürzlich (20. November) stattfand. Und noch einmal fast 20 Jahre später beschlossen die Vertreter:innen der meisten Länder in einer Generalversammlung der UNO das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ (2006, die dann nach Ratifizierung in ausreichend vielen Ländern 2008 in Kraft trat).
Schon davor gab es 1981 der „Internationale Jahr der Behinderten“, zwei Jahre später begann der „Jahrzehnt der behinderten Menschen“, zu dessen Abschluss die UNO den 3. Dezember zum „Internationalen Tag der Behinderten“ ausrief, der dann 1993 zum ersten Mal begangen wurde. Dabei soll auf noch immer bestehende Benachteiligungen aufmerksam gemacht und Initiativen zur Beseitigung derer gesetzt werden.
… dieses Übereinkommens ist es, den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und die Achtung der ihnen innewohnenden Würde zu fördern“, heißt es am Beginn der Konvention.
Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.
Da insbesondere bauliche Veränderungen nicht von heute auf morgen so leicht möglich sind, sah die Konvention bi der Umsetzung eine 10-Jahres-Frist vor. Die natürlich längst vorbei ist. Und dennoch gibt es noch immer das, was in der oben – von KiJuKU computerhand„gestrickt“ karikiert wurde: In Aufmerksamkeitsjahre Rampen, davor und danach unüberwindliche Barrieren.
Zurück zu MuseumsQuartier und Infos für Menschen, die welche Barrieren auch immer zu überwinden haben. Die im MQ angesiedelte Kinderinfo – in jenem Hof, in dem auch das Zoom Kindermuseum sowie das Theaterhaus Dschungel Wien (noch, das im Zuge der Einsiedlung des Hauses der Geschichte Räumlichkeiten verliert) beheimatet sind, hat viele Informationen zusammengetragen, wo wie unter welchen Umständen Kinder mit unterschiedlichsten Behinderungen mitmachen können und dies übersichtlich zusammengestellt – Link unten am Ende des Beitrages.
Menschen mit Behinderungen wollen aber nicht nur, dass andere Barrieren abbauen oder gar nicht erst errichten, sie wollen einfach selber auch mitreden, immerhin sind sie die Fachleute für ihre eigenen Situationen. Motto: „Selbstbestimmt leben – wie andere auch!“ Das ermöglicht sehr oft persönliche Assistenz.
„So nahe waren wir noch nie dran, eine österreichweit harmonisierte Regelung der Persönlichen Assistenz, nämlich in allen Lebensbereichen und unabhängig von der Art der Behinderung, umzusetzen“, schreibt der Präsident des Österreichischen Behindertenrats, Klaus Widl in einer medien-Aussendung zum 3.Dezember, dem wie schon oben erwähnt, internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen. Nicht alle Bundesländer beteiligen sich an diesem Projekt, u.a. gehört Wien dazu. Weshalb der Behindertenrat zu einer Kundgebung in Wien – am 6. Dezember, 14 Uhr – beim Wiener Rathaus (Ecke Lichtenfelsgasse / Friedrich-Schmidt-Platz) aufruft.
„Um auch allen Wiener*innen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes und chancengleiches Leben zu ermöglichen, muss sich Wien am Pilotprojekt zur Ausweitung und Harmonisierung der Persönlichen Assistenz beteiligen und auch über das Jahr 2026 hinaus um eine langfristige Regelfinanzierung bemühen“, so Widl.
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