Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, ruft zur Unterstützung der humanitären Hilfe und lebenswichtiger Programme für Kinder in 145 Ländern und Gebieten auf.
Mehr Kinder als je zuvor – in den vergangenen 75 Jahren – brauchen weltweit humanitäre. Unicef, das vor einem ¾ Jahrhundert gegründete Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, ruft in seinem jährlichen Nothilfeaufruf Regierungen und Öffentlichkeit zur Unterstützung von Hilfsprogrammen für 327 Millionen Menschen in 145 Ländern auf, die von humanitären Krisen, der Pandemie und den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen sind. Darunter befinden sich mehr als 177 Millionen Kinder. Insgesamt werden hierfür im kommenden Jahr 8,31 Milliarden Euro benötigt – damit steigt der Hilfsbedarf um rund 31 Prozent im Vergleich zu 2021.
„Millionen Kindern auf der ganzen Welt leiden unter den Auswirkungen von Konflikten, extremen Wetterereignissen und der Klimakrise“, sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Während sich die COVID-19-Pandemie ihrem dritten Jahr nähert, wird die Notlage dieser Kinder durch eine instabile Weltwirtschaft, wachsende Armut und zunehmende Ungleichheit noch verschlimmert. Wie immer sind es die Kinder, die sich bereits jetzt in einer schwierigen Situation befinden, die am stärksten betroffen sind. Sie brauchen dringend Hilfe.“
Allein für die Nothilfeprogramme für Kinder in Afghanistan benötigt Unicef 1,78 Milliarden Euro. Mehr als 13 Millionen Kinder am Hindukusch sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rund eine Million Mädchen und Buben sind von schwerer akuter Mangelernährung bedroht. Gleichzeitig steht das Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps.
Weitere 830 Millionen Euro werden für den Kampf gegen die COVID-19-Pandemie benötigt. Mit den finanziellen Mitteln soll der sogenannte „Access to COVID-19 Tools Accelerator“ (ACT-A) unterstützt werden. Ziel von ACT-A ist es, die Entwicklung, Produktion und den gerechten Zugang zu COVID-19-Tests, Medikamenten und Impfstoffen zu beschleunigen. Noch immer bedroht die Corona-Pandemie die Bildung, die Gesundheit, die Ernährung und das Wohlergehen von Kindern auf der ganzen Welt.
Unicef benötigt außerdem 808 Millionen Euro für geflüchtete Kinder und Familien aus Syrien und aufnehmende Gemeinden in Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und der Türkei, 297 Millionen Euro für die Nothilfe innerhalb Syriens, 430 Millionen Euro für den Jemen und mehr als 316 Millionen Euro für humanitäre Hilfsprogramme in der Demokratischen Republik Kongo.
Für die Nothilfe in Äthiopien, wo 15,6 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen sind und Hunderttausende Kinder wegen schwerer Gewalt im Norden des Landes ihr Zuhause verlassen mussten, benötigt UNICEF 312 Millionen €.
Der Nothilfeaufruf für 2022 ist der größte humanitäre Appell in der Geschichte von UNICEF und erfolgt vor dem Hintergrund eskalierender Konflikte, die immer mehr Kinder und Familien in Not bringen. Angriffe gegen Kinder in Konfliktgebieten und auf die zivile Infrastruktur, die für das Überleben der Kinder entscheidend ist, finden weiter in alarmierendem Maße statt. Im vergangenen Jahr wurden fast 24.000 schwere Kinderrechtsverletzungen offiziell verifiziert – das sind 72 Kinderrechtsverletzungen pro Tag.
Gleichzeitig verstärkt der Klimawandel die Häufigkeit und die Intensität von Krisen. Die Zahl klimabedingter Katastrophen hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdreifacht. Mehr als 400 Millionen Kinder leben in Gebieten mit hoher oder extrem hoher Wasserunsicherheit.
Mit den Geldern des weltweiten Nothilfeaufrufs für Kinder will UNICEF in 2022:
• 7,2 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandeln
• 62,1 Millionen Kinder gegen Masern impfen
• 53,4 Millionen Menschen mit sauberem Wasser versorgen
• 27,9 Millionen Kindern und Betreuenden Zugang zu Maßnahmen zur psychischen Gesundheit und psychosozialen Hilfe ermöglichen
• 21,3 Millionen Kinder und Frauen mit Maßnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und Hilfsangeboten erreichen
• 51,9 Millionen Menschen Zugang zu sicheren und leicht zugänglichen Anlaufstellen zu ermöglichen, um sexuelle Ausbeutung und Missbrauch durch Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen zu melden
• 77,1 Millionen Kindern Zugang zu formellen und informellen Bildungsangeboten eröffnen, einschließlich frühkindlicher Bildung und
• 23,6 Millionen Familien mit finanziellen Hilfen unterstützen.
Wie groß diese Herausforderungen sind, zeigen die Ergebnisse, die Unicef im heurigen Jahr gemeinsam mit seinen Partnern erzielen können:
• 2,4 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandelt
• 5 Millionen Kindern und Betreuenden Zugang zu Maßnahmen zur psychischen Gesundheit und psychosozialen Hilfe ermöglicht
• 34 Millionen Menschen mit ausreichend sauberem Wasser zum Trinken, Kochen und zur Körperpflege versorgt
• 22,4 Millionen Kindern und Frauen grundlegende Gesundheitsversorgung in Einrichtungen ermöglicht
• 110,7 Millionen Kindern Zugang zu formellen und informellen Bildungsangeboten eröffnet, einschließlich frühkindlicher Bildung
• 812,2 Millionen Menschen mit Aufklärungsmaßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten und durch Zugang zu Gesundheitsdiensten erreicht
• 3,2 Millionen Menschen Zugang zu sicheren Anlaufstellen verschafft, um sexuelle Ausbeutung und Missbrauch zu melden
• 8,6 Millionen Frauen, Mädchen und Buben den Zugang zu Maßnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und Hilfsangeboten ermöglicht und
• 14,9 Millionen Menschen mit finanziellen Hilfen erreicht.
Der diesjährige Nothilfeaufruf von Unicef wird auf dem Child Youth Forum „CY21“ vorgestellt, bei dem Kinder und Jugendliche virtuell mit führenden Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenkommen, um bewährte und neue Lösungen zu identifizieren und erarbeiten, um die Kinderrechte voranzubringen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 zu erreichen.