Die Schwestern Assiatou (6, links) und Soraya (10) endliche wieder auf
dem Weg in die Hanti Goussou-Schule in Niger, nachdem die Schule
monatelang Lockdown hatte
09.12.2021
Pandemie stößt 100 Millionen Kinder zusätzlich in Armut
Unicef-Bericht stellt erschreckende soziale Folgen von Covid19 fest.
Die aktuelle Pandemie habe Kinder in einem noch nie dagewesenen Ausmaß betroffen und sei damit die schlimmste Krise für Kinder, die Unicef in seiner 75-jährigen Geschichte erlebt habe. Das stellt die Exekutivdirektorin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Henrietta Fore am Donnerstag fest. Es ist die knappeste Zusammenfassung des ausführlichen Unicef-Berichts.
UNICEF/ T. S.
Satyan
Ein Foto aus alten UNICEF-Tagen: 1976 in Afghanistan – Trinkwasser von einer neu verlegten Leitung
UNICEF
In Lusikisiki Ngobozana (Südafrika) überprüft eine Pflegekraft Marlons Genesung von akuter Unterernährung, während seine Mutter Nomakhosazandas Kind hält
„Im Laufe unserer Geschichte hat UNICEF dazu beigetragen, ein gesünderes und sichereres Umfeld für Kinder auf der ganzen Welt zu schaffen, mit großen Erfolgen für Millionen Menschen“, sagte Fore. „Diese Errungenschaften sind nun in Gefahr. Die COVID-19-Pandemie ist die größte Bedrohung. Während die Zahl der Kinder, die hungern, nicht in die Schule gehen, missbraucht werden, in Armut leben oder zwangsverheiratet werden, steigt, sinkt die Zahl jener Kinder, die Zugang zu medizinischer Versorgung, Impfstoffen, ausreichender Nahrung und wichtigen Dienstleistungen haben. In einem Jahr, in dem wir eigentlich nach vorne schauen sollten, machen wir einen Rückschritt.“
UNICEF
Die 13-jährie Manija (stehend) unterrichtet hier in einem Flüchtlingslager auf der greichischen Insel Lesbos Englisch
UNICEF
Zulfa meint, „COVID-19 hat meine Sicht auf die Welt verändert. Wir mussten lernen, uns schnell an unvorhersehbare Bedingungen anzupassen. COVID-19 hat mich persönlich verändert, um besser auf meine Gesundheit und Sauberkeit zu achten und aufeinander aufzupassen… Ich möchte immer noch ein Akteur des Wandels sein und mehr Beiträge für die Kinder in Indonesien leisten, insbesondere die Kinder in Kabupaten Bone … Meine Hoffnung für indonesische Mädchen ist, dass sie ohne Hindernisse wie Kinderheirat, arrangierte Ehe und andere Dinge eine möglichst hohe Bildung erreichen können. Ich wünschte, die Leute würden erkennen, dass Bildung das Wichtigste ist.“
Zehn Prozent mehr arme Kinder
Dem Bericht zufolge gibt es schätzungsweise 100 Millionen zusätzliche Kinder, die aufgrund der Pandemie in mehrdimensionaler Armut leben. Das entspricht einem Anstieg von 10 Prozent seit 2019 bzw. etwa 1,8 Kindern pro Sekunde seit Mitte März 2020. Darüber hinaus warnt der Bericht vor einem langen Weg, um verlorenen Boden zurückzugewinnen – selbst im günstigsten Fall wird es sieben bis acht Jahre dauern, bis das Niveau der Kinderarmut, das vor der COVID-Pandemie bestand, wieder erreicht ist.
Als weiteren Beleg für den Rückschritt nennt der Bericht, dass heute rund 60 Millionen Kinder mehr in von Armut betroffenen Haushalten leben als noch vor der Pandemie. Darüber hinaus haben im Jahr 2020 mehr als 23 Millionen Kinder keine wichtigen Impfstoffe erhalten – ein Anstieg um fast 4 Millionen gegenüber 2019 und die höchste Zahl seit 11 Jahren.
Bereits vor der Pandemie litten weltweit etwa eine Milliarde Kinder unter mindestens einem schweren Missstand: ohne Zugang zu Bildung, Gesundheit, Unterkunft, Ernährung, sanitären Einrichtungen oder Wasser. Diese Zahl steigt nun, da der ungleiche Aufschwung die Kluft zwischen wohlhabenden und armen Kindern weiter vergrößert, wobei die am stärksten ausgegrenzten und verletzlichen Kinder am meisten betroffen sind. Der Bericht stellt fest:
Auf dem Höhepunkt der Krise gingen mehr als 1,6 Milliarden Schüler:innen wegen der landesweiten Schulschließungen nicht in die Schule. Weltweit fiel im ersten Jahr der Krise fast 80 Prozent des Unterrichts aus.
Von psychischen Erkrankungen sind weltweit mehr als 13 Prozent der Jugendlichen im Alter von zehn bis 19 Jahren betroffen. Bis Oktober 2020 hatte die Pandemie in 93 Prozent der Länder weltweit wichtige psychische Gesundheitsdienste unterbrochen oder zum Erliegen gebracht.
Durch die COVID-19-Pandemie besteht die Gefahr, dass bis zum Ende des Jahrzehnts bis zu 10 Millionen zusätzliche Kinderehen geschlossen werden.
Die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, ist weltweit auf 160 Millionen gestiegen – ein Anstieg um 8,4 Millionen Kinder in den vergangenen vier Jahren. Bis Ende 2022 besteht die Gefahr, dass weitere 9 Millionen Kinder aufgrund der durch die Pandemie ausgelösten Zunahme der Armut in die Kinderarbeit gedrängt werden.
Auf dem Höhepunkt der Pandemie lebten 1,8 Milliarden Kinder in den 104 Ländern, in denen die Dienste zur Gewaltprävention und -bekämpfung ernsthaft unterbrochen waren.
50 Millionen Kinder leiden an akuter Mangelernährung. Diese Zahl könnte sich bis 2022 aufgrund der Auswirkungen der Pandemie auf die Ernährung der Kinder, die Ernährungsdienste und die Ernährungsgewohnheiten um 9 Millionen erhöhen.
UNICEF
Laetitia (rechts im Fotos) sagt: „Einige Mädchen sind nach COVID-19 nicht wieder in die Schule gekommenn, weil sie Angst haben … Die Pandemie hat meine Sichtweise auf die Welt verändert, weil ich jetzt finde, dass die Welt nicht mehr so ruhig und stabil ist wie früher …. Mein Wunsch für alle Mädchen im Tschad ist, für unsere Zukunft zu kämpfen.“
UNICEF
Sofia (rechts im Bild) nach monatelang geschlossenen Unis in Uruguay spricht mit Studienkolleginnen darüber, aber auch generell über psychische Gesundheit junger Leute
UNICEF/ Vladimir
Voronin
Uyalkan Abibillah Kyzy (22) hält ihr Baby Tolgonay (was vollmond bedeutet) in der Nähe des Dorfs Doroot Korgon (Krigistan) himmelwärts. Danke medizinischer Hilfe hat sich das Mädchen gesund entwickeln können