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Kinder studieren Postkarten mit den Kinderrechten
Kinder studieren Postkarten mit den Kinderrechten
10.11.2021

„Sichere Plätze“ für Kinder und Jugendliche

Initiative arbeitete in einem EU-Projekt an Kinderschutzkonzepten für Einrichtungen, Organisationen, Camps usw., für Kinder und Jugendliche.

Spätestens seit der Pandemie sind „Schutz-Konzepte“ für alle Veranstaltungen, Einrichtungen in aller Munde, geläufig, allen klar und allgemein akzeptiert. Ohne ausgetüftelte Präventivmaßnahmen und eine Person, die dafür verantwortlich ist, muss alles zubleiben, darf nicht stattfinden. Das ist allen klar, ist akzeptiert.

ABER: Wer Trainings-, Sommercamps, Kurse oder was auch immer für Kinder veranstaltet, muss – bis jetzt – kein Konzept für Kinderschutz haben. Alle paar Jahre poppen Fälle von sexueller Ausbeutung (gemeinhin als Missbrauch bezeichnet) in Organisationen oder rund um Veranstaltungen auf. Das müsste und sollte sich ändern, finden viele, denen Kinderschutz ein Anliegen ist.

Einen Tag nachdem im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen der Entwurf für ein Kinderschutzgesetz in der Landesregierung beschlossen wurde und zehn Tage vor dem 32. Geburtstag der Kinderrechtskonvention fand am Mittwoch ein Online-Mediengespräch von Vertreter:innen mehrere Organisationen statt, die an „Safe Places“ arbeiten.

Schutzkonzepte

Unter diesem Titel der sicheren Orte startete vor zwei Jahren startete die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung (ECPAT) ein von der EU gefördertes Projekt dazu. Mit im Boot die Kinderschutzzentren, das Netzwerk Kinderrechte, die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit und andere. Ziel: Standards zu erarbeiten, Workshops anzubieten, Hilfestellungen für Vereine, Organisationen, Veranstalter:innen zu gewähren, damit diese ihre Praxis überprüfen, in ihrem Umfeld dafür sensibilisieren, eigene Konzepte erarbeiten. Und im Idealfall: Eine gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen, dass künftig nur mehr etwas für Kinder anbieten kann, wer über ein Kinderschutzkonzept verfügt.

Wie schaut's aus - ist das ein kindersicheres Camp?
Wie schaut’s aus – ist das ein kindersicheres Camp?

Workshops, Bewusstsein

Nun, bislang hätten 200 Menschen von 90 Organisationen an den 20 Workshops teilgenommen, berichtete Jana Hierzer von der Kinder- und Jugend-Gesundheitsliga bei dem genannten Mediengespräch. Darüber hinaus haben Projektpartner:innen noch selber eigene Workshops angeboten. Insgesamt wurde damit einiges an Bewusstsein geschaffen. Einige Organisationen sind schon sozusagen zertifiziert auf der Homepage – Link siehe unten – zu finden, andere sind im Stadium der Überprüfung ihrer Gewaltschutzkonzepte, darunter unter anderem eine Wiener Waldorfschule.

Einiges fehlt!

Aber: Offen bleibt eine gesetzliche Verpflichtung sowie einer Verankerung als Bewilligungskriterium bei Förderungen für alle Strukturen, die mit Kindern arbeiten sowie die Forderung nach einer unabhängigen Stelle für Kinderangelegenheiten und der dringliche Wunsch nach einem Sammelgesetz auf Bundesebene. Ja, im Gegenteil, die Veränderung der Kinder- und Jugendhilfe vor rund zwei Jahren wäre in Sachen zentraler Verantwortung für Kinderschutz und Kinderrechte eher flöten gegangen, wurde bedauert.

Web-Plattform

Gelungen sei hingegen – ohne österreichische öffentliche Fördergelder – der Aufbau einer Web-Plattform mit einerseits Informationen zum Thema, einem Online-Tutorial für Organisationen und Veranstalter:innen sowie die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Konzept zu registrieren. Nach Prüfung werden jene Organisationen dann auf dieser Homepage veröffentlicht – ein Service vor allem für Eltern, um zu wissen und sehen: Ach, dieser Verein, diese Organisation usw. hat sich mit Kinderschutz auseinandergesetzt und verfügt über ein zertifiziertes Konzept dazu.

Homepage mit Infos, tutorials und Hilfen, Kinderschutzkonzepte zu erarbeiten
Homepage mit Infos, tutorials und Hilfen, Kinderschutzkonzepte zu erarbeiten

Auch Mitsprache

Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … wollte wissen, ob sich Kinderschutzkonzepte „nur“ (bewusst unter Anführungszeichen, weil auch das schon riesige Fortschritte wären) auf Schutz vor Gewalt in all seinen Formen beschränkt, oder auch – im Sinne der Kinderrechte – Mitbestimmung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen selbst umfassen soll. Dazu meinte Astrid Winkler, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich: „Zwei Drittel zielen auf Prävention, Sensibilisierung, Einbindung der Mitarbeiter:innen, aktive Auseinandersetzung mit allen Gewaltformen ab. Es geht darum, dass Organisationen und/oder Strukturen ein Schutzschild gegen Übergriffe errichten. Das umfasst auch, dass alles verhindert wird bei dem Kinder und Jugendliche ungesund behandelt werden. Dazu kommen noch Monitoring, Evaluation und Risikoanalysen. Aber Partizipation ist ein wichtiges Element, Kinder und Jugendliche miteinzubeziehen, regelmäßig über Kinderreche zu reden kann auch gut als Schutz vor Gewalt dienen.“

Follow@kiJuKUheinz

schutzkonzepte.at