Zum Tag der Kinderrechte kommen auch einige Forderungen und Vorschläge für die beginnenden Regierungsverhandlungen. Diakonie wünscht sich eine Koalition für Kindergesundheit und Jugendhilfe.
In Österreich leben mehr als 190.000 Kinder mit einer chronische Krankheit – Asthma, Rheuma, zystische Fibrose, angeborene Herzfehler, Diabetes, Krebs sowie Depressionen. „Das ist sehr herausfordernd für das Kind und für die Familie. Wenn das Kind beispielsweise chronisch krank ist, erschwert das den gesamten Alltag. Für das Kind bedeutet das Schmerzen, Nebenwirkungen von Medikamenten wie Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen, Einschränkungen durch Vorschriften bei Hygiene oder Ernährung“, schildert Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser die Situation für Familien.
„Als Diakonie setzen wir uns dafür ein, dass chronisch kranke Kinder fachgerechte Unterstützung und Begleitung bekommen, damit sie ihren Alltag bewältigen können. Dazu müssen Lücken in Psycho-, Logo- , Physio- und Ergotherapie geschlossen werden. Es gibt zu wenig kostenfreie Therapieplätze oder elendslange Wartezeiten. Wichtig ist auch, dass es Kindergartenplätze für jedes Kind und später Assistenz an Schulen sowie Nachmittagsbetreuung gibt“, fordert Moser.
„Jugendliche mit schwieriger Lebensgeschichte brauchen Begleitung über das 18. Lebensjahr hinaus“, macht die Diakonie auf ein zweites Anliegen aufmerksam, das gerade in Krisenzeiten wichtiger denn je geworden ist. „Die Jugendhilfe auszubauen, muss ein in jedem neuen Regierungsprogramm stehen. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, dieses Vorhaben auch umzusetzen. Damit jedes Kind gut aufwachsen kann“, unterstreicht Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie.
Aktuell endet in Österreich die Jugendhilfe offiziell nach dem 18. Geburtstag. Die Diskriminierung der sogenannten „Care Leaver“ ist kein österreichspezifisches Problem, doch in anderen Ländern hat man bereits reagiert: In Norwegen geht die staatliche Unterstützung bis zum Alter von 24 Jahren. In Deutschland können die Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe bis 26 Jahren verlängert werden, bis 21 kann man neu in eine Unterstützung hineinkommen. In Großbritannien muss zwei Jahre nach Beendigung der Maßnahme der Jugendliche aktiv kontaktiert werden, um zu sehen, ob Unterstützungsbedarf besteht.
Die Diakonie schickte mit ihrer Aussendung zum Tag der Kinderrechte auch eine beispielgebende Story aus. Kindergartenpädagogin Claudia erzählt darin: „Matteo war ein Jahr alt, als er zu uns in den Kindergarten gekommen ist. Damals hat er nicht viel gesprochen. Aber bald hat er uns mitgeteilt, was er will – und was er nicht will. Sein allerliebstes Wort war ‚nein‘, gefolgt von ‚ja‘, ‚Mama‘ und ‚Papa‘ und ‚Bus‘. Mit dem Bus ist Matteo nämlich immer hergekommen.
Einmal, da hat der Matteo meine Hand genommen – da hat er so eine Kraft in den Armen, er zieht dich wirklich so in die Richtung wie er will, da kannst du gar nicht aus, weil er so eine Kraft einsetzt. Der weiß schon, was er will. Er hat mir so gezeigt: ‚das will ich und das kann ich‘. Das ist eine Entwicklung. Das hat er früher nie können. Jetzt gibt er die Richtung an.“ – Link zur ganzen Beispielgeschichte hier