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Luisa Zuser mit ihrem offenen Brief
Luisa Zuser mit ihrem offenen Brief
20.11.2024

„Wir leben hier und jetzt und haben ein Recht darauf, gehört zu werden“

Offener Brief einer 15-Jährigen an Politik und Erwachsene zum 35. Geburtstag der Kinderrechte.

Sehr geehrte Politikerinnen und Politiker, Liebe Erwachsene!

Mein Name ist Luisa, ich bin 15 Jahre alt und besuche derzeit die sechste Klasse eines Gymnasiums in Niederösterreich. Ich schreibe Ihnen, weil ich Angst habe. Angst vor der Zukunft, in der ich und zukünftige Generationen vielleicht kein normales Leben mehr führen können. Ich mache mir Gedanken über das, was noch auf uns zukommt, über den Klimaschutz und die enorme Verantwortung, die wir als Gesellschaft gegenüber den kommenden Generationen haben. Als Jugendliche fordere ich, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen, um für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft zu sorgen.

Die Klimakrise ist keine Zukunftsbedrohung mehr, …

… sie ist schon längst Realität. Wälder brennen, Gletscher schmelzen, Extremwetter nehmen zu, und das alles betrifft auch Österreich. In den letzten Wochen musste ich zusehen, wie in Niederösterreich Tausende von Menschen durch das Hochwasser ihr Zuhause und alles, was sie besaßen, verloren haben. Auch bei meinem Großvater ist der Keller unter Wasser gestanden und er hat viele persönliche Erinnerungsstücke verloren. Und trotzdem wurden keine entscheidenden Maßnahmen getroffen, um weitere Katastrophen zu verhindern. Was muss noch alles passieren, damit das Ausmaß dieser Krise unübersehbar ist? Wie viele Leben, Existenzen und Naturkatastrophen braucht es noch, bis wirklich gehandelt wird?

Luisa mit ihren Eltern bei der Pride Parade in Wien
Luisa mit ihren Eltern bei der Pride Parade in Wien

Es reicht nicht, …

… uns Jugendlichen immer wieder zu versichern, dass wir „die Zukunft“ sind. Wir leben hier und jetzt und haben ein Recht darauf, gehört zu werden. Ich fordere deshalb, dass die Stimmen der Jugend endlich ernst genommen werden. Uns Jugendlichen sollte ein Mitspracherecht bei Entscheidungen ermöglicht werden, die unsere Zukunft direkt beeinflussen. Sei es durch Jugendräte, regelmäßige Befragungen an Schulen oder die Einbindung von Jugendvertretern in politische Entscheidungsprozesse.

Es ist frustrierend, dass der Klimaschutz immer noch so zögerlich umgesetzt wird, obwohl längst klar ist, was auf dem Spiel steht. Ich möchte in einer Welt leben, in der die Luft frei von jeglichen Schadstoffen ist, Naturkatastrophen nicht zur Normalität werden und keine Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Ich möchte in einem Land leben, das Verantwortung übernimmt und konsequent handelt, anstatt die Schuld von sich zu weisen und sich in leeren Versprechungen zu verlieren.

Doch Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, die Umwelt zu schützen, sie bedeutet auch soziale Gerechtigkeit. Alle Jugendliche, egal woher sie kommen oder welches Geschlecht sie haben, sollten die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben, sich in unserer Gesellschaft einzubringen.

Luisa mit ihrer Mutter bei der Aktion Stop Littering (Wegwerfen von Müll)
Luisa mit ihrer Mutter bei der Aktion Stop Littering (Wegwerfen von Müll)

Ein lebenswertes Umfeld bedeutet auch, …

… dass es genug Freizeitangebote für uns Jugendliche gibt. Wir brauchen mehr Orte, wo wir gemeinsam Zeit verbringen können.

Auch ein gesunder Lebensstil sollte stärker gefördert werden. Neben einer Reduktion des Fleischkonsums ist es wichtig, dass gesunde, pflanzliche Alternativen leichter zugänglich sind. In Schulen, Restaurants und anderen öffentlichen Einrichtungen sollten mehr umweltfreundliche und gesunde Optionen angeboten werden.

Deshalb sind dies die Maßnahmen, die ich fordere, um uns eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

Es ist kein Geheimnis, dass fossile Brennstoffe zur Energiegewinnung wohl eines der größten Probleme für unsere Umwelt darstellen. Deshalb fordere ich einen schnellen und konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien. Fossile Energiequellen wie Kohle, Erdöl und Erdgas dürfen in unserer Zukunft keinen Platz mehr finden. Es ist dringend notwendig, diese durch nachhaltige Alternativen wie zum Beispiel Sonnenenergie, Windkraft und Wasserkraft zu ersetzen.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Klimakrise, den viele Menschen nicht einsehen wollen, ist die Reduktion des Fleischkonsums. Die Massentierhaltung ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen, speziell von Methan. Es sollten deshalb Maßnahmen ergriffen werden, um den Konsum pflanzlicher Alternativen zu fördern und die Produktion umweltfreundlicher zu gestalten.

Es muss nachhaltige Mobilität stärker gefördert werden, insbesondere durch den Ausbau von Fahrradnetzen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese Angebote sollten für alle Menschen leicht zugänglich und kostengünstig sein, um sie zu einer echten Alternative zu machen.

Luisa Zuser, die Schreiberin des offenen Briefes
Luisa Zuser, die Schreiberin des offenen Briefes

Schulen sollten verstärkt …

… den Klimawandel im Unterricht thematisieren, damit Kinder und Jugendliche die Klimakrise verstehen, und lernen, wie sie selbst etwas bewirken können.

Dies sind Maßnahmen, die dringend notwendig sind. Sie haben die Macht, all das in die Wege zu leiten. Sie haben die Verantwortung, uns eine Zukunft zu geben, die nicht von Angst und Unsicherheit geprägt ist. Handeln Sie, bevor es zu spät ist und bevor die Jugend das Vertrauen in eine Politik verliert, welche immer noch zögert, wenn es um unsere Zukunft geht.

Mit freundlichen Grüßen, 
Luisa Zuser

Schülerin im BORG Scheibbs (NÖ)
15 Jahre