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Mary Ellen Mark Mutter Teresa füttert einen Mann im Sterbehaus, Mutter Teresas Missionarinnen der Nächstenliebe 1980
Mary Ellen Mark Mutter Teresa füttert einen Mann im Sterbehaus, Mutter Teresas Missionarinnen der Nächstenliebe 1980
04.01.2025

Künstlerischer Fotograf und Mitarbeiter im Fotomuseum

Luca Wellenzohn ist 23 Jahre alt und für das Frontdesk-Management im „WestLicht. Schauplatz für Fotografie“ zuständig, einem Museum für Fotografie im 7. Bezirk von Wien.

KiJuKU: Wie sieht deine Arbeit im „WestLicht“ aus?
Luca Wellenzohn: Ich mache hier seit anfangs Dezember das Frontdesk-Management, also ich bin für die Abläufe zuständig, die tagsüber hier an der Bar und an der Kassa (sind). Hauptsächlich Tickets ausstellen, Jahreskarten ausgeben, Mitgliedschaften organisieren und an der Bar Getränke ausgeben oder bedienen. Bisschen gucken, dass hier im Museumsbetrieb alles läuft und dass nicht irgendwelche Unordnung entsteht.

KiJuKU: Und wie kommst du überhaupt zu diesem Job?
Luca Wellenzohn: Ich bin im Februar des Vorjahres nach Wien gezogen, ohne große Planung hergekommen und habe nach Jobs gesucht. In meiner Freizeit bin ich selber viel am Fotografieren und kenne das Haus von da. Seitdem ich in Wien bin, habe ich auch jede Ausstellung hier gesehen und habe dann einfach mal eine Initiativbewerbung geschickt. Das war gerade vor der World Press Photo-Ausstellung, wo wir immer am meisten BesucherInnen haben. Deswegen hat das Timing perfekt gepasst und ich wurde für drei Monate für die Ausstellung aufgenommen. Es war dann das zweite gute Timing, dass die Person, die vorher diesen Job gemacht hat, im Dezember eine neue Arbeit angenommen hat. So kam es dazu, dass ich die Stelle übernommen habe und ja, jetzt bin ich hier seit Dezember und es gefällt mir sehr gut.

Mary Ellen Mark Zwei junge Frauen vor einer Muschelbar 1988
Mary Ellen Mark Zwei junge Frauen vor einer Muschelbar 1988

KiJuKU: Also du hast auch gesagt, dass du selber in deiner Freizeit viel fotografierst. Das heißt, du hast auch persönliches Interesse daran. Auch berufliche Ambitionen in dieser Hinsicht?
Luca Wellenzohn: Weniger Richtung Fotografie. Ich habe auch eine kreative Ausbildung als Mediengestalter gemacht und habe gemerkt, dass in meiner Freizeit meine kreativen Tätigkeiten ziemlich zurückgegangen sind. Auf Druck kreativ zu arbeiten, fand ich ziemlich anstrengend. Es hat natürlich viel Spaß gemacht, aber das war auch in einem ziemlich beschränkten Rahmen. Deswegen finde ich es jetzt gerade eine sehr angenehme Mischung. Also nicht fotografisch oder kreativ tätig zu sein, aber trotzdem in diesem Umfeld Kontakte zu haben. Auch nette Gespräche mit unseren BesucherInnen und ArbeitskollegInnen. Trotzdem tieferen Einblick in die Fotografie-Szene zu kriegen, aber dass ich nicht meine kreativen Fähigkeiten so stark auf die Arbeit beschränke und in meiner Freizeit dadurch noch Kapazität habe.

Luca Wellenzohn, Mitarbeiter des Fotomuseums Westlicht (Wien) im Selbstportrait
Luca Wellenzohn, Mitarbeiter des Fotomuseums Westlicht (Wien)

KiJuKU: Was machst du sonst noch in deiner Freizeit?
Luca Wellenzohn: Ich habe noch einen zweiten Job in der Gastro. Da arbeite ich oft nachtsüber. Wir haben jetzt gerade zwei Wochen zu über Weihnachten und Neujahr. Finde ich ganz angenehm. Ich habe jetzt mehr Freizeit und seit kürzerem eine Dunkelkammer, wo ich jetzt auch viel Zeit verbringe, gerade bei dem Wetter. Wo es früh dunkel wird, verpasst man nichts draußen, wie wenn jetzt die Sonne scheint.  Wenn es so um vier dunkel wird, verkrieche ich mich in meiner Dunkelkammer und arbeite da. Da habe ich kein schlechtes Gewissen, dass ich draußen irgendwas verpasse.

KiJuKU: Um vielleicht auch auf die aktuelle Ausstellung „The lives of women“ von Mary Ellen Mark zu kommen: Was sind deine Gedanken dazu?
Luca Wellenzohn: Ich glaube, ich kann schon sagen, es ist meine Lieblingsausstellung von WestLicht bis jetzt. Ich habe zwar noch nicht so viele gesehen, aber seit Februar 2024 eigentlich alle. Diese gefällt mir jetzt schon besonders gut, weil ich auch sehr schön finde, dass es eine Einzelausstellung einer Frau ist, was leider in der Fotografie immer noch bisschen selten vorkommt. Obwohl es sehr viele gute Arbeiten von Fotografinnen gibt.
Und ich finde, die Marie Ellen Mark hat ein sehr gutes Auge für gewisse Details. Das Schicksal von Menschen wird auf eine Art sehr cinematographisch dargestellt. Also es sind nicht so diese ganz grotesken Bilder von: Wow, das sind Obdachlose, die liegen mit dem Schlafsack auf der Straße herum, sondern da ist zum Beispiel das eine Bild von der Familie im Auto, wo ich auf den ersten Blick gar nicht ge-checkt habe, dass das auch obdachlose Leute sind. Das Bild ist so ausdrucksvoll, dass da komplett verloren geht, was die Menschen eigentlich für einen Hintergrund haben, weil das Bild so stark wirkt. Fast jedes Bild der Ausstellung hier könnte so ein Ausschnitt aus einem Film sein. Es ist sehr beeindruckend, wie sie es hinkriegt, einzelne Momente sehr ausdrucksvoll aufzunehmen. Ich fotografiere auch fast ausschließlich schwarz-weiß und auch analog. Deswegen finde ich auch allgemein die Ästhetik von den Bildern sehr schön.

Mary Ellen Mark Vera Antinoro, Rhoda Camporato und Murray Goldman 1993
Mary Ellen Mark Vera Antinoro, Rhoda Camporato und Murray Goldman 1993

KiJuKU: Möchtest du noch etwas zum Museum sagen?
Luca Wellenzohn: Ich finde, dass das Westlicht eine sehr große Rolle in der Wiener Kulturszene hat oder spielt. World-Press-Photo ist unsere besucherstärkste Ausstellung, ich fände es schön, wenn wir das Level der anderen Ausstellungen so ein bisschen in diese Richtung pushen könnten. Also die Marie Ellen Mark läuft jetzt auch gerade ziemlich gut, ich kann wirklich nur empfehlen, herzukommen, einen Kaffee zu trinken und ein bisschen mit uns zu quatschen.

KiJuKU: Okay, vielen Dank.
Luca Wellenzohn: Sehr gerne.

Zu einem Bericht über die Ausstellung geht es hier unten

Mary Ellen Mark Mädchen mit Lockenwicklern am Strand 1994
Mary Ellen Mark Mädchen mit Lockenwicklern am Strand 1994
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Mary Ellen Mark
The Lives of Women

Bis 16. Februar 2025
täglich außer Montag
di, MI, Fr: 14 – 19 Uhr
Do: 14 – 21 Uhr
Sa, So, feiertags: 11 – 19 Uhr
Westlicht.Schauplatz für Fotografie: 1070, Westbahnstraße 40
Telefon: 01 522 66 36 60
westlicht -> maryellenmark