Besuch bei zwei Jungs, die mit anderen gemeinsam in der Corona-Zeit einen Treffpunkt im Grünen eigenhändig errichtet haben.
Durchs Gittertor an einer Straße in Wien-Leopoldstadt zwischen Donaukanal und Grünem Prater hinein. Neben und hinter dem Wohnhaus liegt ein kleiner begrünter Hof, eigentlich ein Garten. Und in diesem steht neben einem großen Trampolin eine feine Holzhütte. Seit gut zwei Jahren treffen hier einander ein paar Kinder und Jugendliche. Das Besondere: Sie haben die Holzhütte auch selber gebaut. Da waren Albin und Keke 14 bzw. elf Jahre. Die beiden zeigen dem Journalisten ihr Bauwerk und erzählen Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… wie’s dazu gekommen ist.
Es war im zweiten Corona-Jahr – im Frühjahr und Sommer“, beginnt Albin an die Anfänge zu erinnern. „Das Schwierigste war das Beginnen und es dann auch wirklich zu machen“, fügt er gleich noch ein wenig verschmitzt hinzu. Und beide erzählen, dass sie schon davor einmal im Keller einen Jugendraum einrichten wollten, „aber der ist gefailed; das wurde nix.“
Also, zunächst war die Idee da. „Dann haben wir Zettel geschrieben und an alle Hausbewohnerinnen und -bewohner gefragt, ob sie dafür sind, dass wir da so was bauen dürfen“, erinnert sich Keke. Alle waren dafür.
Und dann ging’s los. „Zuerst haben wir aus Leisten einen Würfel gebaut“, schildert Albin den Kern des Gebäudes. Im Keller – des Wohnhauses – lagen alte Holzleisten herum – Daraus wurde die erste Wand. „Dann haben wir auf >will haben< gesehene, dass jemand Holz herschenkt.“ Dazu wurden Eltern engagiert, das mit dem Auto abzuholen.
Die Bretter schnitten sie mit einer Stichsäge zurecht und dann zimmerten die beiden und „hauptsächlich der Maxi, aber der ist jetzt im Sommer am Neusiedlersee, und mehr oder weniger auch noch Anton, Joni, Sami, Tarek und Malaz“ die anderen Wände.
„Ich hab noch den Tennisverein gegenüber gefragt, ob wir zwei Holzpaletten haben können“, setzt Albin fort. „Wir wollten, dass das Haus nicht direkt auf der Wiese steht, die ja auch feucht werden kann.“
Je länger die Besichtigung der kleinen Hütte dauert, umso mehr Details fallen dem Reporter auf. Ein hölzernes Schild mit der Aufschrift „Post“ lässt sich hochklappen, darunter befindet sich ein Schlitz – eben um Briefe einwerfen zu können. Und drinnen kann im Briefkasten wiederum ein Holzstück weggeschoben werden, damit beispielsweise reine Werbeprospekte gleich in den Kübel darunter fallen. Unter einer der Sitzbänke steht eine Kühltasche, die sich per Holzleiste und Schloss versperren lässt.
„Als die Hütte schon fertig war, habe sie doch gewackelt“, gesteht Albin und zeigt auf schräg zurecht gesägte Leisten in den Ecken, die die Winkel des Grund-Würfels dann stabilisierten. Erneuerungsbedürftig ist nur mehr die Schrift „Betreten auf eigene Gefahr“ auf dem Holzschild vor der Hütte. Die ist so verwittert, dass sie praktisch nicht mehr lesbar ist.
Platz bietet die Hütte – einigermaßen gemütlich – sicher drei, vier Leuten – innen drin. Aber der liebste Platz für die Erbauer ist eindeutig das Dach, leicht zu erklimmen durch Sprossen, die sie an einer der Seitenwände angeschraubt haben. Schnell noch den einen oder anderen Liegestuhl oder Sessel raufgehoben und schon lässt sich’s unter den Zweigen des Kriecherlbaumes chillen, der heuer ziemlich dicht Früchte trägt.
Nicht alles Material konnten sie kostenlos bekommen, teils wurde auch eigenes Taschengeld eingesetzt – beispielsweise für eine Glasscheibe an der Vorderfront neben der Tür. Das Werkzeug kam von Albins Großeltern, bzw. erfragte er dort noch Geld für einen Akkuschrauber. Was das Zusammenschrauben schon einigermaßen erleichtert 😉
Der heute 16-jährige Albin besucht die Sir-Karl-Popper-Schule und blickt im abgelaufenen Schuljahr unter anderem auf ein größeres Tanzprojekt zurück, Keke (13) ist im Musik-Zweig des Gymnasiums Boerhaavegasse. Vor allem Albin steht auf handwerkliche Freizeitaktivitäten, zeigt auf dem Handy Fotos eines Pizza-ofens, den er aus einer alten Metalltonne gebaut hatte, die die Hitze dann doch nicht sehr lange ausgehalten hat. „Aber ein neuer Pizzaofen vielleicht aus Ziegel ist ein Projekt möglicherweise noch in diesen Sommerferien“, macht er schon auf Neues neugierig.