Der größte Mode-Design-Nachwuchsbewerb prämiert Sieger_innen und zeigt Top-Entwürfe – auch unter Corona-Bedingungen – hier und auf W24.
Seit mehr als einem ¼ Jahrhundert laden die Wiener Jugendzentren zu Österreichs größtem Mode-Nachwuchsbewerb „Kids in Fashion“. Jahr für Jahr langen – heute längst nicht mehr in Kilo sondern nur mehr in Zahlen zu messende Entwürfe ein, weil viele der kreativen Zeichnungen längst digital übermittelt werden. Bei Letzterem gehen allerdings einige so manch haptische, manchmal sogar den Geruchssinn anregende Element verloren 😉 So gibt es immer wieder Collagen mit Stoff und anderen Materialien, im abgelaufenen Jahr auch solche mit Salatblättern, Palatschinken, Tannenzweigerln oder Erde.
Letztere „nur“ fotografiert und per eMail für die Jury verfügbar. Und letztlich auch nicht mit diesen Materialien, sondern stofflich daran möglichst angenähert, zu echten Gewändern geschneidert. Die dann von Models in kleinstem Rahmen – für die Jung-Designer_innen sowie für Kameras von W24 und den Kinder-KURIER-Reporter vorgeführt wurden. Denn auch im Corona-Jahr sollte die wunderbare kreative Vielfalt, die Kinder und Jugendliche in Mode-Entwürfen zum Ausdruck bringen, der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden.
© Bild: Heinz Wagner
Helene Riedler (9) und Leonie Grimm stachen aus dem Teilnehmer_innenfeld dadurch hervor, dass sie gemeinsame Entwürfe eingesandt haben. …
© Bild: Heinz Wagner
… „Wir arbeiten immer gern zu zweit. …
© Bild: Heinz Wagner
Sookie Lauw ist die jüngste der Designer_innen, der wir bei der Ausstellung der ausgewählten Mode-Entwürfe, die in der großen Studio-Bühne des Theaterhauses Dschungel Wien stattgefunden hat, begegnet sind. Auf der Kopie ihres Entwurfes vermutetet der Reporter zuerst dunkle Federn. „Nein, das sind Tannenzweige, die ich im Garten abgerissen und aufgeklebt habe“, klärt die Vierjährige den Kinder-KURIER auf. Lediglich durch die Kopie des Fotos sei das so dunkel geworden. Ihre zehnjährige Schwester Lana hatte ein Kleid aus aufgeklebter Erde gestaltet und einen Hut gezeichnet, der wie eine Erdbeere aussieht. Lustigerweise hatte ihr Schwester Sooki an diesem eiskalten Wintertag eine Haube auf, die aussieht wie eine Erdbeere.
© Bild: Heinz Wagner
Erd-Beer-Sisters
© Bild: Heinz Wagner
© Bild Heinz Wagner
© Bild: Heinz Wagner
Die Designerin und ihr Model schreiten den roten Teppich einer Rathaustreppe hinunter …
© Bild: Heinz Wagner
… in die Kälte des großen Innenhofs (Aufnahmen aus dem Jänner 2021) …
© Bild: Heinz Wagner
Mit ihrem Gemüse, mit dem sie ihren Modeentwurf gestaltet hat, belegte Katalin Kammerlander Platz 2 in der Mittel-Alter-Kategorie (11 bis 15 Jahre). Ihr Grünzeug sorgte bei der Präsentation des Stoff gewordenen Kleides – in diesem Fall in der Künstler_innen-Garderobe sowie dem eiskalten Innenhof des Wiener Rathauses – bis heute zu unentschiedene Diskussionen: Fisolen oder Bohnen. Die Designerin selbst sagt: „Es waren Fisolen“, der Erfinder und Leiter von „Kids in Fashion“, der Modekünstler Leo Oswald: „Das sind doch nie im Leben Fisolen, sondern Zuckerschoten!“, also als eher bekannte Erbsen. Und dann bringt das schlanke, groß gewachsene Model, das jenes Kleid trägt – aus grünen Stoffbahnen in der Art dieses Gemüses – noch eine dritte Art ins Spiel: „Lustig, weil mir oft gesagt wird: Du bist wie eine Bohnenstange!“, sagt die 21-järige Sarah, Musiktheater-Studentin. Sie fand es übrigens „ein großartiges Gefühl, dieses Kleid zu tragen“.
Die ausgezeichnete Designerin bestätigt noch einmal: „Ich hab Fisolen draufgelegt. Aber es war nur einer von 30 Entwürfen, zehn bis 15 hab ich dann eingeschickt. Da waren auch welche dabei mit Alufolien und Masken.“ Sie kommt – wie viele andere Jung-Designer_innen – aus der Wiener Schule in der Boerhaavegasse, wo die Werklehrerin in vielen ihrer Klassen den Schüler_innen Mode-Entwürfe sozusagen als Hausübung in der Phase des Home-Schoolings aufgegeben hatte. „ich hab einfach so drauf los gearbeitet und genommen, was grad da lag und stand und mir in den Sinn gekommen ist“, so Katalin Kammerlander zum Reporter.
© Bild: Heinz Wagner
Der junge Modeschöpfer und das Model, Felix Popotnik und Anastassiya Mitina
© Bild: Heinz Wagner
© Bild: Heinz Wagner
Weil die elfjährige Designerin Masken erwähnte – etwas das bis vor knapp einem Jahr höchstwahrscheinlich immer mit Fasching oder Bällen verknüpft worden wäre und heute – eh schon wissen: Felix Popotnik (beim Entwurf noch 10) hat gleich ein ganzes Corona-Kleid entworfen. Als die BE-Lehrerin (Boerhaavegasse) mit diesem Vorschlag gekommen ist, „hab ich zuerst gar keine Lust gehabt, weil ich so angefressen war auf das Virus und das Lernen zu Hause so viel schwieriger war als in der Schule. Aber dann hab ich mir überlegt, zu Corona einfach ein Kleid zu entwerfen, sogar die Schuhe und der Kopfschmuck sollten so aussehen wie das stachlige Virus.“
Anastassiya Mitina, das 16-jährige Model, das in der Jänner-Eiseskälte für die Bewegtbild-Aufnahmen mit dem dünnen Kleid in den MuseumsQuartier-Hof hinausging „fand es cool, Corona in ein Outfit zu verwandeln“.
Auch wenn der Entwurf nicht einfach umzusetzen war. Die Schneider_innen – meist Modeschüler_innen, denen diese Arbeit auch als Praktikum angerechnet wird – tun ihr Bestes, vor allem die Werkstätten-leiter_innen, wie Ylvie Pollak und Natalie Ponudić erzählen. Letztere leitet seit einem Jahr die Kids-in-Fashion-Werkstätten und sagt zum Kinder-KURIER: „Ich finde es gut, dass den Kindern und Jugendlichen beim Zeichnen es egal ist, was machbar ist. Unsere Aufgabe ist es, kreative Lösungsvorschläge zu finden, um den Entwürfen möglichst nahe zu kommen.“