Von Umweltschutz bis Gleichberechtigung stecken in so manchen Entwürfen für Kids in Fashion. Viele 70 Fotos.
Umweltschutz bewegt Kinder und Jugendliche schon lange, nicht erst seit Greta Thunberg und die durch ihr Auftreten starke Fridays-for-Future-Bewegung. Immer wieder schlug und schlägt sich das auch in Mode-Designs bei Kids in Fashion nieder. Der neunjährige Jan Bereda entwarf zwei Recycling-Modelle. Eines davon wurde auch umgesetzt. Ein Kleid voller wieder verwendeter PET-Flaschen. Aus dem Stoppel, den er in der Zeichnung vorsah, machten die kreativen Schneider_innen der Modewerkstatt einen breiten grauen Stoffhut, der tatsächlich sofort an einen Kunststoff-Drehverschlusss erinnert. Oben drauf steht: „Bitte, recycle mich!“
Dem Kinder-KURIER erzählt der junge Modeschöpfer mit Hang zu Nachhaltigkeits-Gedanken: „Ich hab so drei bis fünf Entwürfe gezeichnet, bei noch einem hab ich eine Dosen-Hose gezeichnet, eine Hose mit lauter recycelten Getränkedosen. Aber die wäre vielleicht auch zu schwer gewesen, um sie anzuziehen“, zeigt er Verständnis, dass dieser Entwurf nicht von der Jury ausgewählt wurde.
© Bild: Heinz Wagner
Jan Bereda und sein Flaschen-Recycling-Kleid
© Bild: Heinz Wagner
© Bild: Heinz Wagner
Tatsächlich schwer wurde jenes Sakko, das auf den Entwurf von Laurenz Huber (12) zurückgeht. Voll zugenäht mit wieder verwendeten metallenen Kronkorken. „Im Sommer sind wir mit einer Draisine gefahren unter anderem über Kronkorken, die dann flach gedrückt waren. Da ist mir die Idee gekommen, so eine Jacke zu entwerfen, die so an einen Alkohol-Junkie erinnert. Ich hab alle platten Kronkorken auf die Zeichnung gepickt, die hier haben sie echt alle angenäht! Ich hab zuerst verschiedene Skizzen in der Schule in einer Freistunde gezeichnet, da ist mir alles Mögliche in den Sinn gekommen.
© Bild: Heinz Wagner
Emine Yıldız (11) entwarf ein Kleid als Dank für die Wiener Linien …
© Bild: Heinz Wagner
… und Model Manuela Mayer (21) truf es durchs Wiener Rathaus …
© Bild: Heinz Wagner
Ein ganz anderes Kleid erweckte auch das Interesse der Wiener Linien, die auf ihren Kanälen den Entwurf, die Designerin Emine Yıldız (11) sowie das Model Manuela Mayer (21), das das Kleid mit dem Netzplan auf dem roten Teppich der Stufen des Wiener Rathauses präsentierte, verbreiten. Mayer mochte das Kleid, weil es frühlingshaft luftig wirkt – und das schon im Jänner bei den Dreharbeiten für den halbstündigen Film, der nun mit Frühlingsbeginn auf W24 ausgestrahlt wird. Der Studentin an der veterinärmedizinischen Uni, „macht es Spaß, so ausgefallene Kleidungsstücke vorzuführen, ich bin heuer schon zum fünften Mal bei Kids in Fashion dabei“, erzählt die freiwillige Helferin im Rettungsdienst womit sie nach der Schule beim Roten Kreuz begonnen hat.
Die junge Designerin Emine Yıldız ist hingegen eine Mode-Newcomerin. „Ich hab zum ersten Mal mitgemacht, beobachte gerne Menschen in der U-Bahn. Viel schimpfen oder streiten, aber niemand bedankt sich bei den Wiener Linien“, begründet sie die Idee, den Öffis einen Kleid-Entwurf zu schenken. Sagt’s und blättert in einer Mappe mit ihren Entwürfen. „Ich hab auch noch ein Kleid mit Geldscheinen gezeichnet, weil Geld so wichtig ist. Aber sonst zeichne ich eher drauflos.“
© Bild: Heinz Wagner
Igor Thaler mit seinem Entwurf und der stofflichen Umsetzung …
© Bild: Heinz Wagner
… die sowohl für Frauen als auch männer gedacht ist …
© Bild: Heinz Wagner
Igor Thaller (12) nannte seinen grün-gelben Designentwurf „Modell Gleichberechtigung“. Neben das letzte g zeichnete er ein Sternderl wie es üblicherweise vorkommt, wenn in einem Text unten eine „Fußnote“ mit weiteren Hinweisen steht. Seine Anmerkung rechts unten neben seinem Entwurf: „Für Mann und Frau geeignet.“
Es handelt sich um einen gelben Wickelrock und einen grünen Rollkragenpulli. „Im Lockdown hab ich viel Zeit gehabt, Gleichberechtigung ist mir sehr wichtig. Ich finde es wichtig, dass jede und jeder so sein kann und sein/ihr Teil machen kann wie er sie ist und will und auch sagen, was gut ist und was nicht“, erklärt der 12-Jährige dem Kinder-KURIER im Dschungel Wien, wo Plakate mit den Entwürfen an schwarzen Theatervorhängen zu einer Ausstellung versammelt sind. Wie die meisten anderen der jungen Designerinnen und Designer nimmt er das Angebot der Jugendzentren an, seinen Stoff gewordenen Entwurf auch mitzunehmen – und darin vor seiner Zeichnung zu präsentieren.
Igor Thaller hat übrigens nicht nur eine Grundidee seinem Entwurf zugrunde gelegt, sondern etliche handliche Anmerkungen, die davon zeugen, dass er obendrein praktische Überlegungen angestellt hat: Neben der „luftigen Beinfreiheit“ durch den Wickelrock kommen dazu: „Rollkragen (Anti-Corona-Mundschutz bei Bedarf aktivierbar“ – das war noch vor der FFP2-Masken-Pflicht. Aber auch modisch-optisches: Hingucker durch Franseneffekt am unteren Ende des Rollkragen-Pullis.
© Bild: Heinz Wagner
Julia Busse …
© Bild: Heinz Wagner
… und ihr Entwuf …
© Bild: Heinz Wagner
Übrigens dürften gelb und grün kommende Modefarben sein. Die 12-jährige Julia Busse entwarf einen leichten, luftigen (Hosen-)Anzug mit abwechselnden Teilen in diesen Farben. „Ich wollte jedenfalls Regenbogenfarben und hab beim Entwurf mit Wasserfarben experimentiert.“ Sie zeigte sich „glücklich, dass aus dem Entwurf ein echter Anzug geworden ist. Gezeichnet hab ich ihn bei einem Schulprojekt, sonst zeichne ich gar nicht so oft.“ Jakob Mühlehner (22), der diesen Anzug sowie auch den oben beschriebenen Wickelrock für die Kameras vorführte, fand die beiden Gewänder cool.
Witziges Detail: In den Taschen und Kisten mit den Kleidungs-Teilen, die nicht auf der Garderobe hingen wie Gürtel, Schuhen usw. fanden sich sowohl gelbe als auch grüne Schuhe. Der Kinder-KURIER schlug vor, doch je einen zu nehmen. Nachdem das Model dann wirklich einen gelben und einen grünen Schuh angezogen hatte, kam der künstlerische Leiter Leo Oswald und meinte, er bilde sich ein, das wäre ohnehin auf der Zeichnung auch so gewesen. In den Unterlagen gekramt: Genau. Und das bestätige die Designerin auch als volle Absicht.
© Bild: Heinz Wagner
Emma Szalay und ihr Bruder mit dem Twinni-Kleidungsstück
© Bild: Heinz Wagner
© Bild: Heinz Wagner
Ganz anders hatte die zehnjährige Emma Szalay im Sinn als sie Grün und ein ins Orange gehende Gelb mit einem braunen Oberteil kombinierte: „Ich wollt ein Twinni-Kostüm machen!“, weil sie dieses Eis mit dem orangenen und grünen Wassereis an zwei Holzstaberln und den von Schoko überzogenen gemeinsamen Oberteil so gern mag. Sicht- und hörbar ist ihr jüngerer Bruder Theo (8) sehr stolz darauf, dass aus dem Eis eines der ausgewählten Kleidungsstücke wurde, das sie nun – wie die meisten anderen auch – gleich mit nach Hause nehmen dürfen.
© Bild: Heinz Wagner
Die Modedesignerin Alina Brandstetter …
© Bild: Heinz Wagner
…
© Bild: Heinz Wagner
Grün und nun wirklich auch wieder gelb sind eine Art Würmer oder wilder, kurviger Strahlen auf jenem Kleidungsstück, das die 12-jährige Alina Brandstetter entworfen hat. „Ich hab mit bunter Tinte Streifen auf dem Papier weg vom Gewand gezogen und war schon sehr gespannt, wie das werden wird“, verrät sie ihre Gedanken nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Entwurf einer der Top-5-Dutzend geworden ist. „Ich hab mir vorgestellt, dass das ziemlich schwierig wird.“ Die Art der Umsetzung überzeugt die Jung-Designerin sehr.
Dieses Kleid wurde für den Film von Yasmin Bozkurt (18) richtig in Szene gesetzt. Die Schülerin der BundesAnstalt für ElementarPädagogik (BAfEP) „wollte schon von ganz klein auf, Kindergärtnerin werden. Das war mein Traum und ich bin dabei geblieben“. Ein bisschen mehr als ein Schuljahr hat sie noch bis zur Matura. „Und ich will dann auch im Kindergarten arbeiten.“
Geklebt hat auch Komal Randhawa (11) und zwar Zeitungspapier. Sozusagen ein lesbares Kleid. „Ich lese und schreibe gern und finde Informationen wichtig!“ (Bild ganz oben)