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Bieler Hof - Kinzerpl. 11, Wien-Floridsdorf; 21. Bezirk
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10.10.2025

Neue Blickwinkel auf 100 Jahre alte Bauten

KiJuKU-Gespräch mit einer der „Cash-for-Culture“-Award-Gewinner:innen dieses Jahres.

Wie ein wundersames einäugiges Wesen schaut dich die senkrecht-längliche Lampe an. Dies ist, wenngleich eines der auffälligsten, doch „nur“ eines der Bilder einer jungen Fotografin über Wiener Gemeindebauten aus der Zeit des weltberühmt gewordenen „Roten Wien“. Zehn, ja wahrscheinlich hundert-tausend-fach, vielleicht sogar noch öfter fotografiert, hat die 23-jährige Romana Grimm dennoch neue Perspektiven gefunden. Mit „Bau der Gemeinde“, Ausstellungen einer kleinen Auswahl ihrer Wiener Gemeindebaufotos, ist sie eine der sechs Gewinner:innen des diesjährigen Cash-for-Culture-Awards. Die Preisverleihung fand Mitte der zweiten Oktoberwoche nahe dem Wiener MuseumsQuartier im Lokal Depot, einem ehemaligen alten Möbelhaus, unter anderem mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler statt.

6 aus 33 aus 58

Von den 58 Projekten, die im Vorjahr mit je 1000 Euro aus diesem Projekt und mit Coaching durch Profis unterstützt wurden, haben sich 33 für den Preis beworben. Eine immer wieder teilweise wechselnde Jury vergab sechs Preise – mit weiteren je 1000 Euro, unterstützt von einer Bank (Raiffeisen Club). In diesem Jahr urteilten Violeta Veljović (Schauspielerin, Regisseurin und Gründerin des Jugendtheaters und der Schauspielakademie Stanislawski), Viennale-Leiterin Eva Sangiorgi und Jörg Fackelmann von den Wiener Jugendzentren über die Einreichungen und vergaben die Preise an die oben schon erwähnten

  • Gemeindebau-Foto-Ausstellungen von Romana Grimm, sowie drei Musikprojekte
  • Jumping Jungle von Mena Plankensteiner mit wechselnden bis zu 16 Mitspieler:innen,
  • Hannah Mia Hinsch, „Die Köpferin“,
  • Florian Klingler und Merlin Miglinci „Sturz auf Wien“ und außerdem
  • Alice Prossers Film „Bleistiftstriche“ und
  • Marie Nsimba mit ihrem Modedesign ausgehend von der afrikanischen Wassergottheit „Mami Wata“ – Zwischen Welten“; sie konnte krankheitshalber nicht zur Preisverleihung kommen.

Seit 2008 werden Jugend-Kulturprojekte nach dem Vorbild der schwedischen Hauptstadt Stockholm (fast money – schnelles Geld heißt es dort seit 2003) relativ unbürokratisch mit je 1000 Euro – und persönlichem Coaching durch Profis aus verschiedenen Bereichen der Jugend-Kulturarbeit unterstützt. Die Summe ist allerdings seit diesen fast 20 Jahren gleichgeblieben, die Preissteigerung allein in den vergangenen zehn Jahren lag bei rund 20 % (laut Statistik Austria).

Interview

Schon vor der Preisverleihung traf Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die genannte Fotografin, die als einzige auf die versuchten Kontaktaufnahmen reagiert hatte, zum Interview; mehr über andere der Preisträger:innen-Projekte demnächst.

„Einerseits bin ich selber in einem Gemeindebau aufgewachsen, im Lindenhof im 18. Bezirk (Währing) fast bei Gersthof, und andererseits wollte ich den kommunalen, den sozialen Wohnbau der Bauoffensive von 1919 bis 1934 präsentieren“, nennt Romana Grimm im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… die Gründe, die sie zu ihren künstlerischen Fotos und zur Gestaltung einer Ausstellung bewegt haben. Dafür holte sie sich aus dem gemeindeeigenen von der Basis Kultur Wien organisierten Fonds „Cash for Culture“ di 1000 Euro Unterstützung. Die Schau gab es im Jänner im WuK und im Mai in der Gebietsbetreuung Floridsdorf.

Qual der Wahl

Kein leichtes Unterfangen, wurden diese Bau-Initiative doch schon fast unendlich oft abgelichtet. 60.000 leistbare und moderne Unterkünfte in den nicht einmal zwei Jahrzehnten – als es noch die berühmte Bassena und Klos am Gang gab, hatten diese bereits Wasser und Toiletten in den Wohnungen – sind ein weltberühmt gewordenes Vorzeigeprojekt. „Zuerst einmal hab ich das Projekt für mich gemacht, ich hatte Spaß daran, es hat mir gefallen, auf diesem Weg Wien aus verschiedenen Ecken kennen zu lernen. Ich hab mir sozusagen Kurztrips zusammengestellt, wo ich einen Tag fotografieren gegangen bin, um ungefähr zehn Bauten aus unterschiedlichen Perspektiven zu fotografieren.“

Dennoch wollte KiJuKU wissen, wie die Auswahl erfolgt ist.
Romana Grimm: „Zuerst hab ich die mehr als 400 Bauten mit Google Maps und der Street View-Ansicht durchsucht, die Kurzinfos dazu angeschaut und so aussortiert, welche mir gefallen haben. Manches hab ich dann auch erst vor Ort entschieden zu fotografieren oder nicht. Ich hab übrigens immer nur von außen, nie innen in den Bauten fotografiert und auch nicht mit einem bestimmten Konzept. Bin einfach herumgegangen, gelaufen, hab eingefangen, was mich inspiriert hat.“

KiJuKU: Dann aber blieben ja wahrscheinlich Tausende Fotos, wie erfolgte die Auswahl für die Ausstellung?
Romana Grimm: „Das war eine Hacke und sehr zeitintensiv. In erster Linie ist das nach Gefühl erfolgt, was ich an Bildern besonders finde.“

Fotos, Film

Als Kind hat Grimm, so erzählt sie auf die Frage, der Vorerfahrungen, „eine Kamera bekommen, mit der hab ich fotografiert, nicht gefilmt“, was sie hinzufügt, weil sie zuvor berichtet, dass sie mit 16 einen Kurzfilm bei einem Schulprojekt im BRG 19, Krottenbachstraße gedreht hatte, wo in einem Modulsystem Filmkunde angeboten worden war. „Das war ein essayistischer, kreativer Film über den Schulalltag von Mädchen mit depressiver Stimmung“.

In der Filmbranche hatte sie später vor allem im Bereich Produktion, Regie-Assistenz, Postproduktion und als Editorin gearbeitet.

Psychische Themen…

… beschäftigen die junge Frau sehr. Trotz ihrer Jugend ist sie schon im zweiten Abschnitt der Ausbildung zur Psychotherapeutin, im Fachspezifikum für Gestalt-Therapie. Aber da, so entgegnet sie der leichten Verwunderung des Reporters, hat sie schon etliches an Vor-Erfahrung.

Romana Grimm: „Ich habe eine Zeitlang in einem Altersheim auf der Demenzstation gearbeitet, ein Praktikum bei einer Trauma-Helpline gemacht und war davor schon einige Jahre beim „Plaudernetz“ der Caritas tätig und hatte eine Peer-Ausbildung zu Gewalt an Frauen und Mädchen und hab dazu Workshops in Schulen in Wien und Niederösterreich abgehalten. Und ich hab acht Monate ein Praktikum an der Sigmund-Freud-Ambulanz gemacht. Aber sicher hab ich da schon noch einige Luft nach oben.“

Ob das eingangs genannte Foto zu psychologischer Deutung Anlass gibt, möge jede und jeder selber beurteilen 😉

kijuku_heinz

Beiträge über andere der Gewinner:innen-Projekte folgen demnächst.

Zur Homepage von Cash for Culture, organisiert von Basis Kultur Wien, geht es hier