Vielfalt ist nicht nur ein Schlagwort – sie war am Freitag (16. Mai 2025) vom späten Vormittag bis zum frühen Nachmittag hör-, sicht-, spür- und erlebbar im großen, prunkvollen Festsaal des Wiener Rathauses. Es war wieder „Sag’s Multi“-Time. Der mehrsprachige Redebewerb fand seinen 16. Abschluss (wieder) hier.
397 Jugendliche aus allen neun österreichischen Bundesländern und dazu noch dem italienischen zweisprachigen Südtirol hatten in diesem Schuljahr aus AHS, BHS und MS (allgemein- und berufsbildenden höheren sowie Mittelschulen) teilgenommen. Neben Lob, Anerkennung von Politik, Wirtschaft und Interessensvertretungen für die vielseitigen Redetalente – alle eingeladenen hatten es ins Finale geschafft und sind somit Gewinner:innen – gab es traditionell noch spezielle Auszeichnungen für Preisträger:innen, die Besten der Besten. Die von der Jury dafür Auserkorenen wussten davon im Vorfeld noch nichts und waren jeweils mehr oder minder sehr überrascht. Sie alle werden in den nächsten Tagen hier in weiteren Beiträgen vorgestellt.
Bei der Preisverleihung von Sag’s Multi reden immer aber nicht nur Erwachsene über die Jugendlichen, sondern stellvertretend für alle Teilnehmer:innen halten einige ihre Reden hier auf der Bühne hinter dem hölzernen Podium noch einmal (in gekürzter Version).
Da saßen nun gleich in einer der schräg gestellten ersten Reihen Sviat Kolodii, Alexander Unger, Naya Okla, Anna Schraufek und Henna Islamović nebeneinander. Sie – und dazu noch Fatima Sajad (die bei ihrer Klasse aus Bozen (Italien) saß – wussten, dass sie im Laufe der Veranstaltung diese Bühne betreten und zu ihren Mit-Sag’s-Multianer:innen sowie deren Begleiter:innen (stolze Eltern, Geschwister, Freund:innen und Mitschüler:innen) und nicht zuletzt einem viel größeren Publikum im Live-Stream (kann auch nach-gesehen werden) sprechen werden. Der eine oder andere Blick in die ausgedruckte Rede, aber kaum Nervosität, eher Vorfreude darauf, dass eben noch viel mehr zuhören, was sie jeweils zu sagen haben.
Hier in diesem Bericht – weitere werden in den kommenden Tagen noch folgen – finden sich hier einerseits Zitate aus den Reden der sechs genannten Jugendlichen sowie Links zu eigenen Beiträgen mit der jeweils gesamten Rede, um diese bewegenden, tiefschürfenden Gedanken junger Menschen lesen zu können – in den kommenden Tagen folgen noch Video-Ausschnitte dazu, um auch die jeweils zweite Sprache neben Deutsch auch hören zu können. Die Reihenfolge hier ist – anders als zuvor nicht alphabetisch, sondern nach dem Alter.
Der Jüngste (und auch Kleinste, er sah nur knapp über das Redepult in den großen Saal) war der 13-jährige Alexander Unger, Schüler des Schottengymnasium der Benediktiner, Wien. Auf Deutsch und Russisch, das er ab dem fünften Lebensjahr gelernt hat, um mit seiner Oma in deren Sprache reden zu können. Bald danach lernte er auch Schach und tritt bei Turnieren und Meisterschaften an.
Unter anderem sagte er: „Sprache ist mehr als nur Wörter. Sie ist Musik, Melodie, Rhythmus. … Jede Sprache singt ihr eigenes Lied! Sprache ist der Schlüssel zur Freundschaft, zu neuen Entdeckungen, zu einer neuen Welt! Es ist wichtig nicht nur, was wir sagen, sondern auch wie wir es sagen.“
Schon vor ihm sprach als jugendlicher Eröffnungsredner sozusagen sein Sitznachbar in der ersten Reihe, Sviatoslav Kolodii (15) aus der Modularen Mittelstufe Aspern (Wien) auf Ukrainisch. So wunderbar kann eben Weltoffenheit, Mehrsprachigkeit und Vielfalt sein – übrigens nur wenige später wurden zwei Stock tiefer auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus die Festwochen unter dem Motto „Republik der Liebe“ eröffnet 😉
Er hatte seine Rede in Gedichtform verfasst, unter anderem heißt es darin – Link zum vollständigen Gedicht unten:
„Aber das ist nicht nur jetzt passiert,
Wir hatten nicht nur jetzt mit diesem Land Krieg.
Und all diese Jahre gab es Menschen,
die von ihrer Heimat weggezogen sind.
Sie haben ihre Häuser verlassen,
ihr Volk, ihre Freunde, ihren Ort.
Sie haben fast nichts mitgebracht,
nur ein paar Sachen und ein Passport.
Und ich habe mir gedacht
Ich werde niemals mein Land verlassen
aber jetzt lebe ich in zwei Ländern
Und ich will so die Dinge mal zulassen.“
„Damals saßen wir alle an einem Tisch – egal, welcher Name und welches Religionsbekenntnis auf unseren Papieren stand. Doch was wäre, wenn wir noch immer, zusammen – als Familie an diesem Tisch sitzen würden? Nicht getrennt durch Vorurteile und Hass, sondern durch unsere Menschlichkeit und Liebe vereint?“, erinnerte die 16-jährige Henna Islamović aus dem niederösterreichischen BG/BRG Purkersdorf auf Bosnisch und Deutsch, um so fortzusetzen: „Jelena sitzt heute in Graz, Marina in Linz, und ich, Henna, stehe hier vor euch. Wenn wir drei auf dieser Bühne stünden, könntet ihr uns nicht unterscheiden. Serbin, Kroatin, Bošnjakin. – Wir sind eins.“
Anna Schraufek (16), aus dem (Real-)Gymnasium Geringergasse in Wien-Simmering schilderte in eine anschauliche Geschichte – unter Verwendung von Englisch als erlernter Sprache – verpackt widersprüchliche Parallelwelten: Hier die Schüler:innen im Lern- und Schulstress, da die Erwachsenen, deren Ansprüchen Jugendliche nie zu genügen zu scheinen. „Also, an alle Erwachsenen da draußen, glauben Sie mir, wenn ich sage: Es ist nicht einfach und wir sind nicht die Besten – Nein – das kann nicht wahr sein, wir sind die Besten, wir sind die einzige junge Generation, die es gibt und wir arbeiten jeden Tag hart daran zurechtzukommen, zu wachsen und uns zu entwickeln, in einer Welt in der niemand Antworten auf gegenwärtige sowie zukünftige Probleme hat. Wir versuchen die Zukunft zu verändern, aber auch die Perspektiven der Erwachsenen, die nicht einmal die Hälfte darüber wissen, was in unserem Leben passiert.
Deswegen appelliere ich an Sie alle: Hören Sie zu, wenn Ihr Kind Ihnen etwas zu sagen hat. Hören Sie zu, wenn Schüler und Schülerinnen um eine spätere Abgabe bitten. Hören Sie zu! Zeigen Sie Verständnis!“
„Liebe Jugendliche lest nicht nur Erfolgsgeschichten, sondern erstellt euch auch eine eigene. Denkt daran: Das Leben ist euer Leben, und die Geschichte ist eure Geschichte. Versucht es, probiert es aus, macht Fehler und scheitert, aber gebt niemals auf!… Jeden Morgen habt ihr zwei Möglichkeiten: Drückt die Schlummertaste und bleibt bequem, träumt weiter, oder wacht auf, betet und lasst eure Träume Wirklichkeit werden.
Unsere Träume können nicht von allein fliegen und wahr werden. Wir sind es, die sie zum Fliegen bringen, mit unserem Streben, unserem Mut und unserem Lernen.
Kein Ziel ist unerreichbar, wenn wir den Mut haben, es anzustreben“, vermittelte in einer mitreißenden Art mit Humor grundiert die 17-jährige Naya Okla, die darauf hinwies, dass sie ursprünglich aus Syrien kommt, von der BHAK im Osttiroler Lienz – auf Arabisch und natürlich Deutsch, das alle Teilnehmer:innen immer mit einer anderen Sprache (ob aus der Familie mitgebracht oder erlernt) im Bewerb verwenden (müssen).
Die 17-jäherige Fatima Sajad aus Der IISS Claudia de Medici in Bozen (Südtirol, Italien) schilderte was schwere Erkrankungen ihrer Mutter in der Familie auslösten – vor allem aber auch das Bewusstmachen, dass dies Anlass war, daran zu denken, geliebte Menschen im Umfeld im Hier und Jetzt zu schätzen – auf Urdu (und natürlich Deutsch): „Es gibt Menschen, die würden alles dafür geben, auch nur eine Stunde mehr mit ihrer Mutter oder ihrem Vater oder einem anderen geliebten Menschen verbringen zu dürfen.
Wir wissen nicht, was morgen passiert. Also bitte: Lernt, jeden Moment zu schätzen, den wir mit denen verbringen, die wir lieben, bevor es zu spät ist. Denn keiner von uns ist für immer da.“
„Unsere Welt von heute ist voller falscher Information, aber wir haben die Macht, das zu überwinden, wenn wir uns nur die Mühe machen, zur Wahrheit zu gelangen. Lasst uns alle gemeinsam die Mühe machen, dass die Wahrheit ans Licht kommt, indem wir selber herausfinden, was wahr oder nicht wahr ist.“
Rupert Grischany, 14 Jahre;BG 8 / Wien-Josefstadt, mit seinen beiden Familiensprachen Englisch und Deutsch.
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„Ich möchte nicht, dass wir auf dem Weg zum technologischen Fortschritt unsere Menschlichkeit, unsere Freundlichkeit, und unser Mitgefühl verlieren. Und ich möchte nicht in einer Welt leben, in der wir verlernt haben, kritisch zu denken, in der Maschinen anstelle von Menschen denken, in der wir Angst vor unseren eigenen Erfindungen haben.“
Marharyta Zaretska, 13 Jahre; GRG 11, Gottschalkgasse, Wien-Simmering) mit Ukrainisch und Deutsch.
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„Ich beschloss die deutsche Sprache zu erlernen…. und so war ich fit in drei Sprachen: Tigrinya, Englisch und Deutsch. Ich wurde stark, schaffte es zunehmend besser, mich nicht mehr über die rassistischen Äußerungen meines schulischen Umfeldes zu kränken. Klein beigeben, nur weil ich anders aussehe und aus einem anderen Land komme? Nein, das war nun keine Option mehr für mich. … Endlich konnte ich die Merci sein, die ich eigentlich tief in meinem Inneren schon immer war: Mehrsprachig, stark, mutig und lebensfroh.“
Merci Bekuretsion,14 Jahre; Mittelschule 12, Kneippgasse in Klagenfurt/ Kärnten; in zwei ihrer drei Sprachen – Tigrinya (Äthiopien) und Deutsch.
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„Worauf warten Sie? Wir leben nur entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Die Zeit jetzt wird zur Vergangenheit. Und dann werden wir traurig sein. Wir können nicht zurück. Also müssen wir jetzt leben. Gestern war gestern. Morgen ist morgen. Jetzt leben Sie.
Warum rede ich darüber… Vor zwei Monaten ist meine Mutter gestorben. Trotz ihrer Krebserkrankung war sie immer glücklich mit dem Leben. Sie hat mir beigebracht, die kleinen Freuden im Leben wahrzunehmen und vor allem zu schätzen. In meinem Leben habe ich noch nie einen so fröhlichen Menschen getroffen wie sie. …
Ohne die Probleme des Lebens werden wir keine Leichtigkeit und kein Vergnügen erfahren.“
Milana Babii,14 Jahre; Mittelschule St. Peter in Klagenfurt (Kärnten) mit Ukrainisch und Deutsch.
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„Was bedeutet das überhaupt Menschenrechte? Und was sind Menschenplichten? Ich habe dazu mit Freundinnen und MitschülerInnen gesprochen. Zuerst in Österreich: Meine MitschülerInnen haben gesagt: Weiss ich nicht, was das ist? Ich kenne das nicht.
Und dann habe ich meinen Freundinnen in Afghanistan geschrieben. Und die haben das sofort gewusst: Menschenrecht bedeutet, dass wir die gleichen Rechte wie Männer haben, dass wir in Freiheit, in Sicherheit und in Frieden leben dürfen, und dass wir zur Schule gehen dürfen.
Wissen wir und schätzen wir erst dann, was Menschenrechte sind, wenn sie unsnweggenommen werden?“
Sediqa Saeedi, 15 Jahre; MS (Mittelschule) Feuerbachstraße in Wien-Leopoldstadt Dari (Afghanistan) und Deutsch.
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„Um in SICHERHEIT leben zu können, bin ich mit meiner Familie im Jahr 2015 aus Syrien zuerst in die Türkei geflüchtet und ca. 5 Jahre später nach Österreich gekommen. Meine Familie musste mir sehr früh beibringen, wem ich NICHT vertrauen durfte und wo ich nicht in Sicherheit war. Das heißt der Begriff „Sicherheit“ ist für mich immer mit dem Gefühl der „Unsicherheit“ verbunden.
Kriege, politische und wirtschaftliche Missstände, Naturkatastrophen, fehlende Schulbildung und Rassismus nehmen den Kindern ihre Kindheit und ihre Sicherheit.“
Nawar Idlbi, 14 Jahre; MS Junior High School Carlbergergasse in Wien-Liesing mit Türkisch und Deutsch.
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„Menschen werden bewundert und beneidet, wenn sie eine andere Sprache können – wie zum Beispiel Französisch oder Spanisch. Doch wenn es zu meiner Sprache kam, war dies nie so. Niemand würde jemanden bewundern, der Türkisch kann. Es schien mir so, als müsste ich es gar nicht erwähnen dass ich Türkisch kann, wenn mich jemand fragte wie viele Sprachen ich sprach.
Doch, heute habe ich den Wert meiner Sprache erkannt, denn es ist ein Teil von mir. Es ist eine Stärke von mir.“
Zeren-Rukiye Ekinçi, 13 Jahre; Phönix Realgymnasium in Wien-Simmering mit Türkisch und Deutsch.
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„Tradition statt Multikulti? Nein! Unsere neue Tradition wird es sein, multikulturell zu sein, indem wir mehrsprachig sind. Denn ich spreche, wir sprechen, also sind wir. Vor kurzem sagte man in Frankreich im Namen der Meinungsfreiheit: „Je suis Charlie“, „Ich bin Charlie“; also sage ich es, also sagen wir es heute laut und deutlich: „Ich bin Sag’s Multi“, „Je suis Sag’s Multi“. Multikulturell, multilingual, das ist unsere Stärke, unsere Macht.“
Vincent Pellegrini, 13 Jahre; Lycée de Francais de Vienne mit Französisch und Deutsch.
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„Wenn es auf der Straße zu Explosionen und Schüssen kommt und sie zu Hause sind, gehen Sie nicht an die Fenster. Wenn eine Raketengefahr besteht und Sie es nicht bis zum Luftschutzbunker geschafft haben, gehen sie in einen Raum ohne Fenster, so dass zwischen Ihnen und der Straße zwei Wände sind.
Ich möchte, dass alles was sie hören, in Ihrer Fantasie bleibt und nie einen Platz in ihrem wirklichen Leben findet.“
Dmytro Muliar, 13 Jahre; Mittelschule Fels-Grafenwörth in Niederösterreich, mit Ukrainisch und Deutsch.
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„Wir müssen achtsam sein und genau hinsehen! Psychische Probleme, Depressionen, Essstörungen, und, und, und haben nicht nur die anderen: Es gibt unter uns viele Freundinnen und Freunde, die leiden, ohne dass wir es merken. Oft kommt die Erkenntnis, dass etwas nicht stimmt, ganz einfach zu spät. Öffnen wir also unsere Augen und Herzen!“
Lena-Sophie Romirer, 13 Jahre; Mittelschule Ebenfurth (NÖ), wechselte zwischen der erlernten Fremdsprache Englisch und Deutsch.
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„Es ist gut, dass wir Burgenlandkroaten Fernsehen, Radio, Zeitungen und auch den Unterricht in unserer Muttersprache zugestanden bekommen haben, doch leider kam das alles wegen der Assimilation in den 70er- und 80er-Jahren zu spät. Unsere Sprache stirbt also offenbar langsam aus.
Daher appelliere ich an alle Burgenlandkroatinnen und Burgenlandkroaten, die sich ihrer Sprache und ihrer Identität bewusst sind, von ganzem Herzen: Sprecht und bewahrt eure Sprache!
Und das Wichtigste: Seid stolz auf eure Sprache, denn sie ist der größte Reichtum, den euch niemand nehmen kann.“
Lorenz Palatin, 13 Jahre; Zweisprachiges Bundesgymnasiums in Oberwart/Felsöör/Borta – im Burgenland mit Burgenlandkroatisch und Deutsch.
Alphabetisch sortierte übersichtliche Liste dieser Preisträger:innen in der Info-Box unten am Ende.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Name ist Dmytro, ich bin 13 Jahre alt. Дуже дякую за ще одну можливість бути почутим.
Ich kam zu Beginn einer umfassenden russischen Invasion im Jahr 2022 von der Hafen-Stadt Odessa nach Österreich.
Jetzt möchte ich Ihnen erzählen, wie es ist, in meiner Heimatstadt zu leben, die unter Beschuss von Raketen und Drohnen steht. Я б не хотів щоб в мене був такий досвід військового часу. Ich habe viel Wissen über den Krieg gewonnen, über Maßnahmen, die unter Beschuss Leben retten können, über das Überleben – dieses Wissen würde ich am liebsten vergessen.
Ich möchte, dass alles, was Sie hören, in Ihrer Fantasie bleibt und nie einen Platz in Ihrem wirklichen Leben findet.
In Odessa waren bereits am Morgen des 24. Februar 2022 die ersten Explosionen von Fliegerbomben und Raketen zu hören. В нашому сонячному, південому місці люди зрозуміли, що прийшла смерть і війна. Я вперше бачив, що мої рідні, мої дорослі – НАЛЯКАНІ. Весь час, як фон, твої думки супроводжує небезпека.
Alle versammelten sich, unser Volk und das Militär stoppten den russischen Angriff 100 km von Odessa entfernt und stoppten die Landung vom Meer aus. Було дуже небезпечно.Meine Mutter und ich kehrten erst im Sommer 2023 nach Odessa zurück, zu meinem Vater. Das Treffen war sehr emotional, da unsere Familie vor dem Krieg glücklich lebte und nie getrennt war!
Doch der Beschuss durch Raketen und Drohnen hörte nicht auf. Jeden Tag liefen wir zur Tiefgarage und saßen dort. Alarme traten 4 bis 5 Mal täglich für 1 bis 2 Stunden auf. Manchmal warteten wir nur auf zusätzliche Informationen darüber, WAS flog und WO wurde angegriffen.
WARUM fragen Sie sich vielleicht? Es ist logisch, sich zu verstecken, wenn Gefahr droht … Dazu gehört Erfahrung,
Der heftigste Beschuss findet meist nachts statt. Aber Sie verstehen, dass es unmöglich ist, JEDE NACHT wach zu bleiben. Der menschliche Körper hat seine Grenzen. Manchmal habe ich tief und fest geschlafen. Mein Vater legte sich neben mich und umarmte mich mit seinem Körper, als würde er mich mit einer Decke zudecken.
Kürzlich ereignete sich in meiner Stadt eine Tragödie – eine russische Drohne stürzte in ein Hochhaus. Als die Toten unter den Trümmern hervorgeholt wurden, lagen die Leichen so, dass die Eltern die Kinder mit ihren Körpern zudeckten. Damals starben 5 Kinder und 16 Erwachsene – normale, friedliche Familien.
Das ist eine schwierige Rede, aber es ist meine Mission, dass möglichst viele Menschen erfahren, wie die Ukrainer jeden Tag leben. In Odessa gibt es Flugabwehrmaßnahmen. Ohne diesen Schutz gäbe es meine Stadt nicht mehr. Es gibt viele Beispiele – als von ehemals blühenden Städten nur noch Ruinen übrig blieben.
Mein Vater bleibt in Odessa und hilft dem Militär, ich lerne online an der Schule in Odessa und sehe jeden Tag Informationen über Gefahren, Unterrichtsausfälle und Videos aus dem Luftschutzbunker der Schule. Die Situation wird von Tag zu Tag schlimmer. Die Russen bombardieren unsere friedliche Stadt mit Streubomben. Friedliche Menschen sterben, Familien sterben, Kinder sterben.
Diesen Sommer beschlossen meine Eltern, mich nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich werde meinen Vater diesen Sommer nicht umarmen können.
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