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Szenenfoto aus "Therese"

Junge Frau und ihr Schicksal stellvertretend nach mehr als 100 Jahren zum Leben erweckt

Was ein wenig distanziert bei der Schilderung der Jugend von „Therese“ in Salzburg beginnt, wird bald dicht und dichter. Ob die wechselvollen Lebenslagen samt dazugehöriger Gefühle und Stimmungen der Hauptperson vor allem in Wien oder – in eher wenigen Situationen – auch die Rollen anderer Personen, die ihr nahestehen: Rita Luksch vermittelt die gewaltige Textfläche in rund zwei Mal 50 Minuten mit einer Pause ohne Momente der Langeweile aufkommen zu lassen. (Zwischenbemerkung: Diese Rezension hat Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… weitgehend von jener nach der Premiere im „Gleis 21“ / Wien-Favoriten, Sonnwendviertel vor fünfeinhalb Jahren übernommen – damals noch im Kinder-KURIER erschienen.)

„Therese“ im Neulengbacher Kulturzentrum „Stachel“

Selbst dramatisiert

Sie selbst hat Arthur Schnitzlers gleichnamigen Roman, in der Rezeption mitunter als innerer Monolog beschrieben, in eine Bühnenfassung umgearbeitet. Und macht dieses Frauenschicksal Ende des 19.   / Anfang des 20. Jahrhunderts seit fünfeinhalb Jahren auf kleinen Bühnen, zuletzt im Pop-Up Kunstfreiraum Stachel in Neulengbach (Niederösterreich) lebendig.

„Therese“ im Neulengbacher Kulturzentrum „Stachel“

Die Zutaten zu dieser „Auferstehung“: Rita Lukschs überzeugendes Schauspiel, dazu die Stimmungen und Gefühle untermalende, begleitende, hin und wieder auch hervorhebende Live-Musik eines ganzen, kleinen elektro-akustischen experimentellen Tonstudios von und mit Georg O. Luksch. Dazu gesellen sich an den Hintergrund projizierte Bewegtbilder. Die gesamte Vorstellungsdauer läuft ein Experimentalfilm von Erich Heyduck ab. Er hat Bilder vor allem aus dem Wien um die vorvorige Jahrhundertwende so verfremdet, dass sie eine Art blasses Hintergrundambiente bilden – meist in der Form als handelte es sich um Negativ-Streifen oder nur Konturen von Personen, Gebäuden und Fahrzeugen. Heyduck ist einer der Initiatoren und Mitbetreiber des oben genannten Kulturraums „Stachel“, wenige Gehminuten vom Bahnhof Neulengbach Stadt entfernt – mehr dazu in einem weiteren, unten verlinkten, Beitrag.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Therese“ im Neulengbacher Kulturzentrum „Stachel“

Eigener Weg

Die Mutter, verarmte Adelige, will die Tochter mit einem alten Adeligen verkuppeln, um die Familie nach dem Tod des Ehmanns und Vaters, einem Offizier, finanziell zu sanieren. Ihre in Zeitschriften abgedruckten schwülstigen Drei-Groschen-Romane bringen nicht allzu viel ein. Doch Therese ist schon früh trotz des Umfelds eine sanft-kämpferische Frau, die ihren Weg gehen will. Sie flüchtet nach Wien und begibt sich „in Stellung“, als Kindermädchen bei wohlhabenden Familien. Die sie immer wieder wechseln muss.

„Therese“ im Neulengbacher Kulturzentrum „Stachel“

Nuancen lassen Gefühle erahnen

Ihr Jugendfreund, der ihr eher Freund ist, während er mehr zu wollen scheint, studiert in Wien Medizin. Doch schon in Salzburg verliebt sie sich in einen Leutnant. Und da reicht der Schauspielerin ein Blick und eine Nuance an Veränderung der Stimme, um dies ins Publikum schwingen zu lassen, wenn sie von der ersten flüchtigen Begegnung mit diesem erzählt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Therese“ im Neulengbacher Kulturzentrum „Stachel“

Dramatik

Viel intensiver, wenngleich auch nur mit minimalen Bewegungen und gedämpfter, verzweifelter Stimme, schildert Hatzmann-Luksch etwa jene Momente, als sie ihr Kind aus einer Liebschaft mit einem Künstler, der sich schon davor verflüchtigt hat, zur Welt bringt. Was soll sie tun? Zur Mutter nach Salzburg kann und will sie nicht zurück. Um das Kind als alleinstehende Frau, die angewiesen ist, andere Kinder in Diensten zu betreuen, kann sie sich nicht kümmern. So gibt sie Franz in Pflege bei einer alleinstehenden Bäuerin. Und ist nur alle zwei, drei Wochen glücklich, wenn sie ihren Sohn besuchen kann. Von dem sie sich aber dennoch zunehmend entfremdet. Bis hin zum tödlichen Drama als er ein junger Erwachsener geworden ist…

kijuku_heinz

Therese-Kritik nach der Premiere -> damals noch im Kinder-KURIER