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Szenenfoto aus "God is a band"

Schräg-mitreißendes „göttliches“ Konzert

„Göttlich“ – das oder Ähnliches entfährt ja sogar Menschen, die nicht religiös sind, an kein höheres Wesen glauben usw. – wie das für den hier schreibenden Journalisten gilt -, wenn sie etwas für besonders gelungen, super halten oder loben wollen. „Göttliches Konzert“ könnte durchaus eine Charakterisierung des recht schrägen, witzigen, phasenweise auch tiefsinnigen Konzerts „God is a band – a reconstruction of life“ sein. Bis 16. Dezember (2022) und dann wieder gegen Ende März 2023 rocken, swingen und säuseln die Braber-Sisters als „Wolf Collective“ und KMET die Bühne des kleineres Saals 2 im Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier.

Rund um den und am Olymp

Konzipiert und (englisch) getextet von Rosa Braber, choreografiert von ihrer Schwester Donna spielen, tanzen, performen die beiden mit Musiker (Florian) Kmet (E-Gitarre und diverse Sound(-verzerrenden) Maschinen rund um Grundfragen des Lebens, der Menschheit, des Universums. Aber keine Angst, es ist keine in Bühnenaktivitäten gekleidete Vorlesung. So kann Philosophieren nicht nur fürs Hirn, sondern für mehrere Sinne Spaß machen. Ja sogar in Bewegung versetzen dich Demeter, Gaia und Apollo. Diese drei. Namen griechischer Gött:innen werden am Ende auf die Bühnen-Hinterwand projiziert. Dazu aber noch viele weitere. Anleihe für die Gedanken – vom Urknall bis zum möglichen Ende des Weltalls ebenso wie von der Geburt bis zum Tod – nimmt das Programm bei der griechischen Mythologie – für die von Anfang an zentral auf der Bühne eine Art Hüpfburg in Form des Olymp (Sitz von Zeus, Hera und vieler der anderen Gött:innen der griechischen Antike). Zum Hüpfen eignet sich das Ungetüm weniger, selbst beim Beklettern ist’s für die Performer:innen nicht ganz einfach, ein wenig raufzukommen. Dafür umso leichter ihn später im Verlauf der Show zu „stürzen“, zu kippen. Für Ausstattung – den Berg und die Show-Kostüme mit wechselnden an Tiere angelehnten Übergewänder – sorgte die geniale Devi Saha (assistiert von der jungen Modistin Anna Brock).

Showmäßig

Die Tänze um die Fragen des Lebens nehmen immer wieder (selbst-)ironische Anleihen bei mehr oder minder bekannten TV-Show-Formaten bzw. Influencer:innen-Videos. Auch im scheinbar gleichwertigen Nebeneinanderstellen von Wünschen nach tiefsinnigen Gesprächen und gleichzeitig dem allergrößten Luxus, nach Kultur samt täglicher Lektüre eines Buches genauso wie alles aus der Speisekarte eines besonders angesagten Restaurants zu bestellen.

Wahrheit?

Und immer wieder wird ein von der Decke hängendes Schild vom Licht in den Fokus genommen: „Truth“ (Wahrheit). Was ist sie? Gilt das eben gesagte, gespielte oder ist gar das Gegenteil gemeint? Und wie ist das mit Erinnerungen? Aufbewahrt oder entsorgt – und wenn ja wo(hin)?

Und willst du wirklich den Kosmos regieren – mit diesem Trio? Eine in Frageform gekleidete Aufforderung, die bald zu Beginn der Show, aber auch am – und nach dem – Ende auf einer Merchandising-Stofftasche gerufen, gesungen, gesagt und geschrieben wird.

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Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „God is a band“