Fasziniert stehen Kinder der 4b der Volksschule Daniel Gran in St. Pölten vor einer hohen, luftig wirkenden Säule. „Das schaut aus wie ein Tornado“, meinen diese Besucher:innen der aktuellen Ausstellung im Kinder Kunst Labor der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Dieser „Tornado“ wurde von der Künstlerin Sakshi Gupta (1979 in New Delhi, Indien, geboren) aus Zehntausenden auseinandergezwirbelten dünnen metallenen spiralförmigen Drähten gebaut. Solche Spiralen kennst du sicher, wie sie die Blätter von Notizblöcken und Kalendern zusammenhalten. Sozusagen ein – im wahrsten Sinn des Wortes – Upcycling, wenn die alten vollgeschriebenen Blöcke oder abgelaufenen Kalender als Altpapier recycelt werden.
„Papier Stein Schere“ heißt die aktuelle Ausstellung, an deren Gestaltung übrigens Kinder gemeinsam mit den Verantwortlichen dieses Hauses für zeitgenössische Kunst in Ideenwerkstätten mitbestimmt haben – Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte im Herbst bei einer solchen Runde dabei sein; der Beitrag darüber ist weiter unten verlinkt.
Nicht alle Objekte der neuen Ausstellung, die bis fast Ende August (2025) läuft, sind direkt diesen drei Begriffen zugeordnet. Aber viele. Manche sind so gar nicht zeitgenössisch. So findet sich in einer Vitrine eine uralte metallene Schere – aus dem Stadtmuseum von St. Pölten. Rund 2500 Jahre ist dieses Schnitt-Werkzeug alt und unterscheidet sich von den heute üblichen. Zwei Nachbildungen aus 3D-Drucken aus Kunststoff-Filament können daneben ausprobiert werden. „Geht viel einfacher“ sagen die meisten der Kinder, die dafür nicht Finger in Löcher einfädeln müssen, um diese Schere – wie sie in dieser Form übrigens nach wie vor beim Schafe scheren verwendet wird, zusammenzudrücken.
„Die können Links- und Rechtshänder gleich verwenden“, fällt einigen der Kinder übrigens auf. Gefunden wurde das Original in der Vitrine übrigens als Grab-Beigabe in einem keltischen „Brandgrab“ bei Pottenbrunn, einem nordöstlichen Stadtteil von St. Pölten. In den Vitrinen daneben sind noch viel ältere Werkzeuge zu bestaunen wie jungsteinzeitliche Äxte, die rund 6000 Jahre alt sind.
Neben den Vitrinen mit den Uralt-Teilen aus dem Stadtmuseum warten auf einer halbrunden niedrigen Tischchen Papier und Stifte darauf, dass vor allem junge Besucher:innen zeichnen, malen und schreiben. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wurde dabei von einigen der Volksschülerinnen mit Portrait-Zeichnungen beschenkt.
In anderen Vitrinen finden sich sehr rundliche, metallene, verspielte Objekte. Die Künstlerin Maria Bartuszová (1936 – 1996, Tschechoslowakei) hatte Lufballons und Kondome mit flüssigem Gips gefüllt, dann die dünne Haut abgezogen, nachdem der Gips hart geworden war und davon Abgusse in Bronze, sehr oft aber dem billigeren Aluminium angefertigt. Bei ihren Kunstwerken ließ sie sich von Regentropfen, Wolken und Getreidekörnen inspirieren. Womit die harten Materialien einen doch recht weichen Eindruck machen.
Von einem ihrer Kunstwerke, das aus mehreren Teilen fast wie ein Puzzle erst zusammengefügt das Objekt ergibt, wurde eine metallene Kopie erstellt, die nun neben der Vitrine steht. Und auch angegriffen, auseinandergenommen und wieder zusammengefügt werden kann. Eine Idee dahinter, so die Kuratorin der Ausstellung, Gabriela Garlatyová, die das Archiv der genannten Künstlerin leitet, sowie die Kinder Kunst Labor-Leiterin Mona Jas: Auch blinde Besucher:innen können so ein Kunstwerk ertasten. Und schon schlossen einige der genannten Volksschüler:innen die Augen und versuchten sich im Metall-Puzzlen.
Papier-Drachen in Bambus-Rahmen, von denen einer eine raketenähnliche Form hat, vor einem gewebten Teppich (Rirkrit Tiravanija), ein „Teppich“ aus Tausenden gedruckten Fotos von Menschen in Zeitungen und Zeitschriften in einer auf dem Boden stehenden länglichen Vitrine (Katarzyna Józefowicz) sind einige der weiteren Ausstellungsstücke. Gleich beim Eingang in die große Halle steht auf dem Boden der verchromte Bronze-Abguss eines Formel1-Autoreifens der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury. Schräg gegenüber an der Wand hängt ein Relief, das – von weiter weg – fast wie eine hölzerne geschnitzte Arbeit wirkt. Aber es handelt sich um ein Gewebe aus Stoff und Epoxy, das als Stützgerüst in Autoreifen verwendet wird und früher in der Fabrik Glanzstoff in St. Pölten hergestellt wurde. Dieses Werk „Ohne Titel“ stammt vom österreichischen Künstler Hans Kupelwieser.
Mindestens so faszinierend wie den Spiral-„Tornado“ am Anfang dieses Beitrages finden Kinder der genannten Volksschule das einzige Video der Ausstellung. Vor dem Monitor stehen obendrein hölzerne Liegen, um sich den Film gemütlich reinzuziehen. Kay Walkowiak filmte am Stadtrand von Cheyyur (Indien) Makaken (Äffchen), wie sie mit unterschiedlich gefärbten Holzplatten spielten. Beim Betrachten von „Stimuli“ (Reihe) – so der Titel des Videos – entsteht fast der Eindruck, als würde es würde es sich um Vorformen kreativer Betätigung handeln (das Video ist in der Info-Box am Ende verlinkt).
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